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Die Strafen der Vorzeit in der Oberlausitz. 19 war es 1680 bei Christoph Lange. Er hatte einen Herrn von Nostiz bei Rothenbnrg erschossen. Von der Ortenburg aus wurde er, auf einer Schleife verkehrt sitzend, zur Richtstätte gebracht. Auch hier mußte der Scharfrichter viermal hauen, ehe det Kopf fiel. Leider war in der Vorzeit in manchen Fällen der Aberglaube die Ursache zu Hinrichtungen unschuldiger Personen auch in unserer Oberlausitz, obschon in derselben Hexenprozesse, infolge deren in anderen Gegenden Deutschlands Dausende von Unglücklichen ein Opfer jenes Wahns wurden, nur selten vor gekommen sind. Zwei Beispiele werden dies darthun. Einer der letzten Mönche in Kamenz, Namens Mathes Rudolph, staud bei der abergläubischen Menge im Rufe eines Schwarzkünstlers und Teufelbanners, welcher mit Hilfe eines Zauberspiegels Verborgenes sehen, Goldmachen und auf seinem Mantel durch die Luft reiten könne. Als derselbe 1562 plötzlich im Gasthofe zum „sächsischen Reiter" unter „grausamen Stürmen, Donner und Blitzen," wie die Chroniken erzählen, gestorben war, wagte Niemand seinen Leichnam zu berühren. Er wurde daher von den beiden übrigen Mönchen nach Kamenz geholt und in der Klosterkirche begraben. Seine Magd und ihren Sohn beschuldigte man, Mitwisser der Zauberei zu sein, erzwang durch die Tortur das Geständniß und enthauptete sie. Im zweiten Falle wurde 1655 der geisteskranke Diakonus Kaspar Gulich in Kamenz, welcher in diesem unzu rechnungsfähigen Zustande wiederholt gegen den Rath und seine Kollegen Schmähreden ausgestoßen hatte, und weil man ihn beschuldigte, mit dem Teufel im Bunde zu stehen, unmenschlich gefoltert, bis er bekannte, was man verlangte, vom Schöppenstuhle zu Leipzig zum Tode verurtheilt. Er wurde, ein Opfer des Aberglaubens, am 3. Juni jenes Jahres auf dein Marktplatze in Kamenz mit dem Schwerte hingerichtet. Mehrmals kamen auch Massenhinrichtungen vor, z. B. 1419 zur Zeit der bekannten Renkerschen Fehde. Heinrich Renker auf Tzschocha hatte mit einer Anzahl schlesischer Ritter einen Einfall in die Oberlausitz gemacht, viel fach geplündert und namentlich in der Zittauer Gegend viel Vieh geraubt. Der Landvogt der Oberlausitz, Berka von der Duba, verfolgte die Räuber, unterstützt durch Mannschaften der Sechsstädte, bis Blumberg bei Ostritz. Nach hartem Kampfe, in dem viele Feinde erschlagen wurden, brachte man 41 gefangen nach Zittau, wo man drei Wochen später auf dem Marktplatze zehn Adelige enthauptete und neun Räuber henkte. Also neunzehn Hin richtungen an einem Tage! Andere wurden in Görlitz hingerichtet. Ueberbaupt hatten die Sechsstädte mit den Raubrittern, welche die Straßen unsicher machten und die Kaufmaunsgüter raubten, fortwährend zu kämpfen. Da jene gewöhnlich' kurzen Prozeß machten, wenn Raubritter iu ihre Hände fielen, so hörten die Fehden mit dem Adel, der dies zu rächen suchte, nicht auf. Langdauernde Kämpfe waren z. B. die Folge, als 1342 ein Burggraf von Dohna auf Grafeustein auf dem Marktplatze zu Zittau enthauptet und 1433 Ralsko von Wartenberg ebendaselbst wegen Verrath geviertheilt worden war; ebenso als 1510 die Görlitzer zwei Brüder von Kottwitz auf Ullersdorf hatten hinrichten lassen. Noch 1617 wurden zwei Adelige, von Schreibersdorf und von Pannewitz in Bautzen wegen eines Straßen raubes, den sie an einem Fuhrmanne in der Hoperswerdaer Haide verübt