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Redaktioneller Teil. ^ 292, 16. Dezember 1915. (Fr. 2.—) hier besonders empfohlen sei. — Von der Brüsseler Sammlung der gesamten deutschen Maueranschläge (mit Einschluß der täglichen Mitteilungen von den Kriegsschauplätzen), deren Druck leider noch immer nicht besser geworden ist, ist inzwischen der 6. und 7. Band (I. August bis 10. November) zum Preise von je 65 Cts. erschienen. — Eine andre, ofsizielle Publikation bringt die erste belgische Verlustliste in Buchform: »kremiere lüste ckes Solckats beiges, Morts paar 1a Batrie«, pubiiee par 1e Bureau ßigue. Das 366 Kleinoktavsciten umfassende Verzeichnis wird zum Herstellungspreis von 1 Fr. verkauft. — Von dem bereits mehr fach erwähnten »Amtlichen Kursbuch« sür den westlichen Kriegs schauplatz ist am 1. Oktober die 5. Ausgabe erschienen; sie ent hält eine Anzahl der deutschen Anschlußstrecken und umfaßt jetzt bereits 351 Eisenbahnlinien, ein Beweis dafür, welche weiteren Fortschritte die Wiederherstellung des engmaschigen Eisenbahn netzes in Belgien gemacht hat. An neuen politischen Broschüren sind zu verzeichnen: Ba <8°, 103 S., I Fr.). Diese Sammlung von aktuellen Artikeln aus der Feder W. Vogels, des Herausgebers der »Revue inter nationale ckes valeur» inobilierss«, einer der ganz seltenen Zei tungen, die ihr Erscheinen nach der deutschen Okkupation wieder ausgenommen haben, ist ihrer Tendenz wegen von den belgischen Protestlern viel angefeindet worden; sie wird dem deutschen Standpunkt, der politischen und der Kriegslage gerecht und bringt lesenswerte Beiträge zur wirtschaftlichen und finanziellen Lage der kriegführenden Staaten. — Ba guerrc, la culture et la religiou, von Ür. Ruibal, Kanonikus in Santiago de Compostela, fran zösische Übersetzung der deutschfreundlichen Schrift eines spanischen Geistlichen (32 S., 50 Cts.). — Ba Heutralite beize, »es origiues et sa Violation (8", 23 S., 25 Cts.). — P Van der Heyde, Bruxelles vivant, ein Sammelsurium von mehr oder weniger zutreffenden Stimmungsbildern aus der belgischen Hauptstadt vor und während des Krieges (46 S., 30 Cts.). — I-a 6uerre et Is Oatbolieisme. «Vppcl ä la toi et au bon 86NS ckes eatboligues beiges, von dem be kannten gelehrten Benediktiner-Mönch G. Morin der Abtei Maredfous, eine Verteidigungsschrift des deutschen Katholizis mus gegenüber den französischen Angriffen <8 S., 15 Cts.). Die letztgenannten 4 Broschüren erschienen im Verlage der hiesigen Wochenschrift »lukormatiou», die, im 20. Jahrgang stehend, jetzt von einem Österreicher, A. Norz, in deutschsreundlichem Sinne geleitet wird und regelmäßige, vorzügliche Übersichten über die politischen und militärischen Ereignisse der Woche gibt (jede Nr. 10 Cts.). Der gleiche Zeitschriftenverlag gab unter dem Titel »B» Satire» einen Faksimile-Neudruck der im Jahre 1901 erschienenen Burcn-Nummer der bekannten französischen satirisch-humoristischen Wochenschrift »I/Lssiette au beurre« heraus. Die Nummer, mit deren Verbreitung eine leicht erkennbare politische Absicht ver folgt wird, enthält in der Hauptsache die zahlreichen, meist ganz seitigen und farbigen Karikaturen des Pariser Zeichners Jean Veber gegen England, Belgiens jetzigen Verbündeten und Pro tektor, und gegen die Greuel der von diesem errichteten Kon zentrationslager in Transvaal (Preis 25 Cts.). In Gent er schien eine kleine Plauderei von dem Uuiversitätsprofessor Van- dcryver: Be soll cku vauvn — Der Kanonendonner und was man daraus schließen kann (30 S., 50 Cts.), das Thema ist immer noch zeitgemäß und bildet den ständigen Gesprächsstoff der Belgier, wenn ihnen der Westwind bei ihren Sonntagsspaziergängen in der ruhigen Umgebung der Städte das ihnen so wohlbekannte Geräusch von der Westfront je nach dem atmosphärischen Zu stand und der Windrichtung mehr oder weniger vernehmbar zuträgi. Die Broschüre ist dazu berufen, viele falsche Anschauungen und die dadurch hervorgerusenen Legendenbildungen zu bekämpfen. — In Monaco« erschienen zwei in München gedruckte, zur ge schichtlichen Aufklärung der Belgier bestimmte Broschüren aus der Feder eines bekannten Münchener Univcrsitätsprosessors unter dem Pseudonym ^uarclns Ic jsune: Ra Lclgigue. Rtucke ä'bistoire eontsmpvrainc, und Latour ckes ,Voglais <16 bzw. 12 S., je 20 Cts.). — Im Zeichen des Krieges steht ein preiswerter Ka- 1634 lender »«Vlmanacd retrospectit 1916« (^ctualites 1914—1915), 136 S., 25 Cts. Im Verlage von A. Dewit, Brüssel, erschien »Be 8aint- Sieze et la Belzigue. Oocuments 1914—1915«, eine Zusammen stellung von Briefen, Reden und Ansprachen des Papstes bzw. seiner Vertreter mit Bezug aus den Krieg und die belgische Geist lichkeit (20 S., 25 Cts.). Die erwähnte Firma, die größte katholische Sortiments- und Verlagsbuchhandlung Brüssels, ist nach zwei monatiger Schließung durch die deutschen Militärbehörden An fang November wieder geöffnet worden. Der Besitzer ist infolge Vergehens gegen die deutschen Zensur- und Postvorschriften ver haftet worden. Die Schließung fiel gerade mit dem Anfang des belgischen Schulbüchergeschäfts (Rentree ckes classes) zusammen, das hierunter außerordentlich zu leiden hatte, da Dewit sowohl als Verleger wie auch als Sortimenter im katholischen Unterrichts wesen Belgiens eine große Rolle spielt. Wochenlang wurde unsre dem Dewitschen Laden schräg gegenüberliegende Buchhandlung von Lehrern und Schulkindern heimgesucht, denen man mit immer gleichbleibender Geduld die Antwort geben mußte, daß wir bel gische Schulbücher nicht führten. Daß wir von vielen der Mit schuld an der Schließung des »Konkurrenten« verdächtigt wurden, durste uns bei der derzeitigen Stimmung im Lande nicht mehr Wundern, als die natürlich anonymen Drohbriefe, die wir als deutsche Buchhändler ungefähr in derselben Zeit erhielten, und die uns nichts Geringeres mitteilten als unser und unsrer zurzeit im Geschäft mittätigen Frauen Todesurteil durch die fanatisch gewordenen Belgier, die wir 17 Jahre lang als unsere Freunde be trachtet hatten! Das sind eben die Unannehmlichkeiten des Ge schäftslebens im Feindesland, die man uoleus vvlens mit in Kauf nehmen muß. Im Privatleben geht es uns nicht viel besser. Die belgischen Freunde haben uns alle den Rücken gekehrt — il» out kalt le vick« autour cko uous» —, neben der geschäftlichen die persönliche Boykottierung, auch daran haben wir uns bereits so gewöhnt, daß wir sie kaum noch empfinden! Der Herbst hat dem Brüsseler Buchhandel eine neue Ein schränkung gebracht: das Kartcnvcrbot vom 22. September, das sich aus alle Generalstabs- und Landkarten bis zum Maßstabe von 1:100 000 erstreckt. Zwar waren die belgischen Generalstabs karten schon in den ersten Tagen des Einmarsches der deutschen Truppen mit Beschlag belegt worden, das jetzt erlassene Verbot erstreckt sich jedoch auch auf alle Reiseführer, in denen solche Karten und Stadtpläne Vorkommen, und nicht nur aus Belgien, sondern — merkwürdigerweise mit Ausnahme von England — aus alle kriegführenden Länder einschließlich Deutschlands und seiner Verbündeten. Die häufigen Besuche feindlicher Flieger über Brüssel und andern Städten mögen zu diesem Verbote bei getragen haben. So haben wir denn säst alle Baedeker, Grieben, Woerl usw. in eine Kiste verpacken müssen, die von der Kom- mandatur versiegelt worden ist. Der manchmal recht lebhafte Ver laus der Brüsseler Stadtpläne und Führer an die unzähligen hier durchkommenden oder nach hier versetzten Militärpersonen und Beamten hat mit einem Schlage ausgehört, für die Karten der Umgegend war es noch ein Glück, daß das Verbot erst am Ende der Sommerszeit erlassen wurde. Am 1. November fand aus dem Brüsseler Kirchhofe in Evere die alljährliche Veteranenfeier der deutschen Kolonie statt, die nur im vorigen Jahre ausgesetzt worden war. Eine Abordnung des hiesigen Veteranenvereins legte einen Kranz am Denkmal der Mitkämpser von 1870/71 nieder, ein andrer Kranz wurde von dem Präsidenten des Ausschusses sür das Kriegerdenkmal der Helden des jetzigen Krieges an dem sür letzteres bestimmten Platze niedergelegt. Die erhebende Feier, an der Abordnungen sämt licher hiesigen Truppenteile teilnahmen, inmitten der leider be reits nach vielen Hunderten zählenden frischen Soldatengräber, machte auf alle tiefen Eindruck. Die deutsche Kolonie nimmt an dem wiedcrerweckten deutschen Leben in Brüssel regen Anteil und er streckt ihre Tätigkeit auch aus die zahlreichen Werke deutschen Gemeinsinns und deutscher Liebestätigkeit. So sei beispielsweise erwähnt, daß die Lehrer und Schüler der deutschen Schule zur letzten Kriegsanleihe die schöne Summe von über 30 000 ,(( aus gebracht haben. Die »Nationalstistnug für die Hinterbliebenen