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' // «r 2S2. Erscheint werktäglich. Für Mitglieder de» DSrseavereinS ^ ;tst ^der DezugvprsI» Im MNglied»deltrag b«inse^lo^«n^ . Mitglieder für die / ' für'/, 6.1? M. statt 18 M. Stellengesuche werden mit 10 'Pt. prl Seil^^erechaet.^ — In dem illustrierten Teil : sllr Mitglieder ^ «aum i;plÜ^SBZ.5ö>M^?^r»Nr,?,'s,^0M,: W«-Nich," r» wl^liadec 40 Pf.. 32 M.. SO^M.. 100 ^N.^- Deilogen werden A Leipzig, Donnerstag den 16, Dezember 1915, 22 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil Aus dem belgischen Buchhandel. VI. (V siehe Nr, 223,) Der belgische Büchermarkt, — Flämische Frage, — Firma Dewit, — Drohbriefe und Verruf. — Landkartenverbot. — Tätigkeit der deutschen Kolonie, — Deutsche Schule, — Bildungszentrale und Deutscher Theater in Belgien. — Wo liegt Brüssel? Der belgische Büchermarkt zeigt immer noch keinen Anlauf zum Besseren; in den letzten drei Monaten ist außer einigen Neuauflage» von Schulbüchern und Volkskalendern billigster Art vielleicht ein Dutzend politischer bzw, aktueller Broschüren er schienen, Das ist alles; die belgische buchhändlerische Produktion wird jetzt, wie ich speziell in meinem letzten Artikel zu betonen Gelegenheit hatte, vom deutschen Verlagsbuchhandel besorgt, der sich jetzt auch um die flämischen Bedürfnisse des Landes bzw, seiner Okkupation kümmert. So ist im Anschluß an den erwähn ten «Vlamischen Sprachführer« <von Hauptmann vr, Dirr) jetzt auch ein Flämisch-deutsches und Deutsch-flämisches Wörterbuch erschienen, das, ebenfalls von A, Bagel in Düsseldorf gedruckt, vom Verlage des Bureaus zur Verbreitung von deutschen Nach richten im Ausland (ebendaselbst) unter besonderer Mitwirkung von dessen 2, Vorsitzenden Rechtsanwalt Stocky vertrieben wird <kl,-8>, 98 S,, SO L,, für Heeresangehörige 40 L,), Dieselbe Orga nisation gab kurz zuvor eine volkstümliche Sammlung von »100 vla- mischen Volksliedern« heraus, die zwar -für die deutschen Soldaten« bestimmt ist, jedoch auch bei den nicht im Königsrock steckenden Freunden des Volksliedes — und welcher Deutsche wäre das nicht! — Gefallen sinken dürste. Der Herausgeber Jul, Stocky inacht daraus aufmerksam, daß sich auch alte deutsche Volkslieder bei den Flamen wiederfinden, so z, B, das berühmte Lied von den zwei Königskindern (Oe trvso Ooningsicincksren); als be- sondre Aufmerksamkeit gegenüber nnserm kerndeutschen Dichter Hosfmann von Fallersleben, dem Vorkämpfer deutscher Kultur in Belgien, bringt er an der Spitze der Sammlung dessen flämi sches Lied »Mijn Zang«, (16°, 112 S,, Druck von A, Hessens, Brüssel, Preis 25 L,, für Heeresangehörige 15 L,,) Ein Zeichen der Zeit ist es, daß in Brüssel seit kurzem eine recht gut ausgc- stattete flämische Wochenschrift erscheint: Vlaamseb Oevon, ^olkstancki» vlaamssd gsillnstrssrä IVesüblack, Folio, Nr, 15 Cts,, Abonn, Fr, 6,50, Die mir vorliegende Nr, 5 vom 31, Ok tober bringt außer dem aktuellen sKricgs-jJnhalt eine Plauderei über Jes Denyn, den berühmten Glockcnspieler der Sankt Ro- mualdus-Kirche in Mecheln, dem wir die Wiedergeburt dieser volkstümlichen Kunst in Belgien, Holland und anderen Ländern verdanken. Und in Antwerpen erscheint seit wenigen Tagen eine von dem Verbände »Jung Flandern« hcrausgegebene flämische Monatsschrift mit dem kriegerischen Titel »Oe Ooscksnäag« (Goeden- dag ist eine eichene Keule, die in ihrer Bedeutung nnserm Morgen stern entspricht), Verlag von Leode Smet,Abonucmentspreis 2Fr., jede Nr. 0,20, Die Flamen oder Flamingants, d, h, die Vor kämpfer der flämischen Sache, tragen den Kops höher als je; sie gestehen selbst zu, daß sie in dem ersten Jahre der deutschen Okkupation auf dem Gebiete ihrer sprachlichen Forderungen mehr erreicht haben als in jahrzehntelangem Kampfe mit der belgischen Regierung, Mehr als einer hat uns in der Buchhandlung schon wiederholt seine Hoffnung auf den endgültigen Sieg der Deut schen und deren Verbleiben im Lande ausgesprochen, da der Sieg der Westmächte die französische Vorherrschaft und damit das traurige Ende der so berechtigten Bestrebungen der flämischen Mehrheit nach absoluter Gleichberechtigung im Lande — mehr haben sic trotz dieser Mehrheit nie zu verlangen gewagt — be deute, Die Genter Tageszeitung »Vlasmscbs Lost« hat kürzlich eine Anzahl von ^Artikeln als Sonderdruck herausgegeben, in denen ein ähnlicher Standpunkt vertreten wird: Vlaanäsrens Oooä en Vlaanclsi'sns Voslcomst, Ost Ktanckpunt van Os Vlaamseds kost. Der Inhalt dieser Broschüre hat deshalb auch speziell da? Brüsseler Publikum, das in der Hauptsache, d, h, abgesehen von den Flamingants und dem niederen Volke, französisch gesinnt ist, ohne deshalb als wallonisch bezeichnet werden zu können, nicht wenig erbittert. Eine andre, in Amsterdam erschienene flamcn- srenndliche Broschüre von dem Genter Kanonikus Domela Nienwenhnis Nyegaard, «Vlaancksrn bsvrijck van allen ruiclelijlcen ävang«, macht zurzeit ebenfalls Aussehen, Das politische Pro gramm geht aus dem Titel hervor: »Flandern bcsreit von allem südlichen Zwang«, d, h, vollständige Trennung des flämischen Belgien von dem französisch-wallonischen, Errichtung eines selb ständigen flandrischen Reiches, Der Verfasser, Führer der Genter Jungflamen, findet jedoch auch bei den Flamingants nicht un geteilte Anerkennung, um so mehr, als er selbst nicht Belgier, sondern holländischer Nationalität ist. Die deutsche Verwaltung unterstützt das flämische Element, wie bereits genügend bekannt sein dürste, in jeder Weise; sie baut auf die Stammesverwandt- schast zwischen Flamen und Deutschen und behandelt Brüssel, das bekanntlich noch im flämischen Sprachgebiet liegt (die Sprach grenze verläuft etwa 15 Kilometer südlich der Hauptstadt in west östlicher Richtung), trotz der französischen Oberschicht als flämische Stadt, was daraus hervorgeht, daß alle ihre Bekanntmachungen, Formulare usw, nach dem deutschen Text den flämischen und erst an dritter Stelle den französischen bringen. Bei den Theater anzeigen ist ds vielfach ebenso, und die hauptsächlich von der großen Masse des Volkes besuchten — stets gefüllten — Kinos sind ausdrücklich angewiesen, alle Texte zuerst in flämischer und dann erst in französischer Sprache wiederzugeben, während früher auch in den volkreichsten, mithin flämischen Vorstädten das Französische allein Geltung hatte. Von den ausländischen Zeitungen sind die holländischen allein zugelassen, und man sieht jetzt den Oisucvs Oottsickamsebs Oourant, das Vlgsrnsen Oscksrlanckseb Oimäelsblacl (Amsterdam), das Vsckorlanck (Haag) und den dlaas- boäs (Maestricht) an allen Straßenecken, Mancher Brüsseler hat sich jetzt auf seine flämischen Schulkenntnisse besonnen, um eine Zeitung zu lesen, die nicht durch die Zensur der derzeitigen Herren des Landes gegangen ist, - In derselben sprachlichen Reihenfolge wurde in Gent, dem Mittelpunkt des flämischen Lebens, kürzlich eine «Sammlung der offiziellen Bekanntmachungen während des Krieges in Gent und Umgegend« herausgegeben. Sie reichen vom 12, Oktober 1914 (nebst einigen Proklamationen des Feldmarschalls von der Goltz und des Generals der Antwerpener Belagerungsarmee von Beseler aus den vorhergehenden Tagen) bis zum Ende des ersten Kriegs jahres, 31, Juli 1915, und bieten in ihrer Dreisprachigkeit eine äußerst interessante Lektüre, weshalb der bei einem Umfange von 416 gutgedruckten » OktavseitenjE wirklich preiswerte Band 1633