Volltext Seite (XML)
760 Nichtamtlicher Teil ^ 18, 23. Januar 1S04, elendes Machwerk oder eine von den Sozialdemokraten bezahlte Lektüre, von dem Kauf absehen oder schon gemachte Bestellungen rückgängig machen. Das trifft auf Berliner Buchhändler zu, und gerade, weil es sich um eine Schadenzufügung handelt, kommt der Ort, wo der Schaden entstanden ist, in Frage. Und wenn angegeben wird, daß hier der Schaden entstanden ist, so ist hier das Forum, um den Schadenzufüger zu belangen, da der Kläger hier wohnt und sich hier geschädigt fühlt. Vorsitzender: Wäre es^ nicht ^aber auch möglich, daß de^ Reklame für das Buch gemacht: aber es würde genügen, wenn ich Nachweise, daß auch nur ein Buchhändler durch den Artikel veranlaßt worden ist, von der Bestellung des Werks abzusehen. Wir vermögen aber in mindestens zehn Fällen nachzuweisen, daß Leute gesagt haben: Als königstreue Männer dürfen wir das Buch nicht auslegen. Darum haben wir auch ein Interesse an der Beschleunigung der Sache. Rechtsanwalt Lisco widersprach der Notwendigkeit eines beschleunigten Verfahrens. Das Gericht entschied, daß der Einwand der Unzuständigkeit zu verwerfen sei. Die Zivilklage nimmt daher in Berlin ihren Fortgang. (National-Ztg.) Der Begründer der Smithsonian Institution in Washington. — Die auf dem Friedhofe bei Genua ruhenden Gebeine von James Smithson, dem Begründer der berühmten Smithsonian Institution in Washington, der 1829 in Genua ge storben ist, sollen jetzt nach Amerika übergeführt werden und in Washington in einer monumentalen Ruhestätte erneut gebettet werden. Zur Betreibung dieser Angelegenheit hat sich vor einigen Wochen der amerikanische Gelehrte Graham Bell, der Erfinder des Telephons, nach Genua begeben. James Smithson war ein natürlicher Sohn des Herzogs Hug von Northumberland. Er vermachte sein Vermögen, das 12000(1 Pfund Sterling betrug, seinem Neffen Henry James Hungerford mit der letztwilligen Bestimmung, daß, falls dieser ohne legitime Erben sterbe, die ganze Summe den Vereinigten Staaten von Nordamerika zur Gründung eines wissenschaftlichen Instituts Zu fällen solle. Im Jahre 1835 starb Hungerford ohne Erben, woraus nach einem langwierigen Prozesse das Legat an die nord amerikanische Union ausgefolgt wurde. Die Beilage zur All gemeinen Zeitung berichtet weiter darüber: Vis dahin hatte das Geld in Beuteln, jeder 1000 goldne Sovereigns enthaltend, in der Bank von Amerika geruht, nachdem es auf der Über- fahrt mit dem Schiff, das den Schatz trug, beinahe im At lantischen Ozean sein Grab gefunden hätte. In der Münze zu Philadelphia wurde das Gold umgeprägt und ergab die Summe von 508 318 Dollars. Das ist der Grundstock, auf dem die weltumspannende Tätigkeit des Smithsonian-Instituts beruht. Hunderttausende von großen wissenschaftlichen Werken spendet dieses Institut mit freigebiger Hand kosten- und frachtfrei an die Gelehrten der einzelnen Fächer, und neuerdings ist es auch zur Errichtung eines großartigen astrophysikalischen Instituts über gegangen, das unter Leitung von Professor Langley bereits höchst wichtige Forschungen bekannt gegeben hat. Photographie in Kunst und Wissenschaft. — Über vorstehendes Thema sprach vor kurzem im Letteverein- zu Berlin Herr Direktor Schultz-Hencke. Der Redner führte aus, daß, wie allbekannt, die Photographie in den letzten Jahren bedeutende Fortschritte gemacht habe. Die wichtigste Errungenschaft sei ihre Heilung von der bisherigen Farbenblindheit. Früher konnte sie gewisse, unter andern auch Helle Farben', nur durch dunkle Töne wiedergeben, andre, darunter auch dunkle, falsch wiedergegeben. Dieser Mangel war ungemein störend, nicht zum wenigsten für die graphischen Künste, wo es selten gelang, ein Gemälde durch Photographie einigermaßen richtig auf die Druckplatten zu bringen. Die Anwendung der Photographie in Kunst und Wissenschaft sei bedeutend, sie ermögliche dem Archäologen die Entzifferung alter Papyrusschriften, helfe dem Gerichtschemiker auf die Spur zur Entdeckung von Verbrechen und Fälschungen und hat schon manchen^ Sünder überführt. Land- ihrer Hilfe leichter und zuverlässiger herzustellen: auch dem Studium von Bauwerken erweitere die Photographie die Grenzen bedeutend. Daß Kunst und Wissenschaft der Photographie viel sehen imstande sind. Die Photographie ist aber auch eine Helferin der erhabensten Wissenschaft, der Astronomie. In ihr hat sie uns ^un^eahnte^Fernen erschlaffen, ^ St^rn^ beobachtet ^ö Wunder, die sie Hervorbringen kann. ?. ll. Ausstellung von Plakaten und Buchtiteln. — Das Flensburger Kunstgewerbe-Museum beabsichtigt, in den Tagen vom 15. Februar bis 15. März d. I. in seinen Ausstellungsräumen eine Ausstellung moderner Plakate und Buchumschläge (bzw. Buch titel-, vornehmlich in Buntdruck, zu Veranstaltern Zu diesem Zweck wird, zugesagt wird. Post. — Am 27. Januar, dem Geburtstage Seiner Majestät des Kaisers und Königs, werden bei den Postanstalten im Bezirk und Ausgabestellen werden an dem bezeichneten Tage mithin nur von 8 bis 9 vormittags und von 12 bis 1 mittags geöffnet sein. Die Briefbestellung findet am 27. Januar zweimal vormittags fließend aus den Steinplatten des Bodens eine mächtige Farben flut. Das Blatt ist von großer Schönheit. Ungeachtet der zahlreichen leuchtenden Farben wirkt es durchaus harmonisch. Die Krisis des Buches in Frankreich. — Am 16. d. Mts. Nummern 247, 249 und 262 des Börsenblatts 1903 hat Herr Personalnachrichten. G e st o r b e n: am 20. Januar der Buchhändler Herr Carl Plaßmann in Minden i. Wests., ein pslichtgetreuer, unermüdlicher Mit-
