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MMMflwdmDeMtM ViMunM Nr. 18 (R. 9). Leipzig, Dienstag den 22, Januar 1935, 192. Jahrgang. Bekanntmachungen Mitteilungen der Geschäftsstelle Warenverkehr mit England Die Überwachnngsstelle für Papier teilt mit: »Auf Grund eines Erlasses der Reichsstelle für Devisenbewirt schaftung vom 17, Januar 1935 (Gesch, Nr, Dev, B. 43253) be treffend Warenverkehr mit England ist für die Bezahlung der Ein fuhr von in englischen Verlagen erschienenen Büchern und Zeit schriften bei Einzellicferungen im Betrage bis zu 1 3,—.— in Zu kunst bei Vorlage der Devisenbescheinigungen der überwachungs- stellc für Papier die Beibringung eines Ursprungszeugnisses einer Britischen Handelskammer nicht mehr erforderlich,« Copyright-Gebühren Vom Amerika-Institut in Berlin wird uns mit geteilt: »Nach neuesten Verhandlungen des Amerika-Instituts mit der Devisenstelle des Landesfinanzamts Berlin über den Erwerb von Devisen zur Bezahlung der amerikanischen Copyright-Gebühren bleibt es bei der bisherigen Anordnung: das Amerika-Institut hat nur die Genehmigung zur Weiterleitung, während die Copyright-Antragsteller die Erlaubnis zum Dollar- erwerb bei ihren zuständigen Landessinanzämtern selbst nachsuchcn müssen. Es besteht die Aussicht, daß derartige Gesuche in Zukunft entgegenkommender behandelt werden. In den Gesuchen ist aus drücklich darauf hinzuweisen, daß die Dollarzahlung an das Ber liner Amerika-Institut als an die deutsche Jnkassostelle des ameri kanischen Copyright-Amtes erfolgt. Es liegt Veranlassung vor, erneut daraus hinzuweisen, daß die Gebühren dem Amerika-Institut gleichzeitig mit den Beleg exemplaren einzusendcn sind. Die Anmeldungen können nicht eher bearbeitet und weitergeleitet werden, als bis das Amerika-Institut im Besitz der Gebühren ist. Bekanntlich darf jede Firma oder Person monatlich bis zu RM 10,— nach dem Ausland versenden. Wenn also die Copyright- Gebühren den Gegenwert von RM 10,— nicht übersteigen, so kann selbstverständlich jeder Verleger ohne besondere Genehmigung des Landesfinanzamtes seine Bank veranlassen, die nötigen Dollar- bcträge in bar oder Scheck (zahlbar an das Amerika-Institut!) an das Amerika-Institut zu überweisen,« Buchhändlerverein der Provinz Brandenburg Gehilfenprüfung Bis zum 9, Februar 1935 sind alle Lehrlinge aus dem Ge biet des Gaues Kur mark, cinschl, der Grenzmark (Provinz Brandenburg), die ihre Lehrzeit in der Zeit vom 1, Okto ber 1934 bis 30, September 1935 beendet haben oder beenden, zur Prüfung anzumeldcn. Die Lehrlinge, die in der Zeit vom 1, April bis 30, September 1935 auslerncn, werden nur dann zugclassen, wenn ihr Lehrherr die Verantwortung für ihre ausreichende Aus bildung übernimmt. Ganz besonders weise ich daraus hin, daß dies mal auch die Lehrlinge aus der Grenzmark Poscn-Westpreußen von uns geprüft werden, nachdem dieses Gebiet unserin Verbands- bcreich angeschlossen worden ist, Anmeldeformulare können von mir angesordcrt werden. Die Anmeldungen sind an mich zu richten. Ihnen ist beizu- fügen: 1, Das Abgangszeugnis der zuletzt verlassenen Schule, 2, Der Lehrvertrag, 3, Kurzer Lebenslauf und Bildungsgang, 4, Kurzer Bericht des Lehrherrn über Charakter, Fähigkeiten und Leistungen des Lehrlings. Die Aufforderung zur Überweisung der Prüfungsgebühr er halten die Prüflinge gleichzeitig mit der Nachricht ihrer Zulassung zur Prüfung. Cottbus, den 18, Januar 1935, Kurt Kretzschmar, Vorsitzender, Der Weltmarkt der Übersetzungen Von Felix Stieme r In allen Ländern ist man sich über die Unzulänglichkeit uttd die Verfälschung des geistigen Bildes klar, das eine Nation von der anderen durch das übersetzte Buch erhält. Selbstverständlich wird die Situation allgemein beklagt — seltener liest man schon eine Kritik mit bestimmten Beispielen, und von einem planmäßi gen Widerstand ist erst recht nirgends die Rede, Eine intellektuelle Schicht lehnt jede Übertragung im voraus als banausischen Ver such ab und ist damit zufrieden, daß sic selbst dank ihrer Sprach- kenntnis den direkten Zugang zum fremden Schaffen besitzt. Sie hat gut reden. Zunächst vergröbert sie in jedem Falle den Wert verlust, genauer gesagt: den Grad der W e r t v e r w a n d lu n g, der im Austauschprozeß der Sprachen geschaffen wird, und cs ist einfach nicht wahr, daß auch in der besten Übertragung das We sentliche verlorengingo. Für Stesan George waren Dante, Mal- larmö, Verwey keineswegs nur Anlässe zu eigenen Dichtungen — tatsächlich spricht aus diesen Nachdichtungen unverkennbar die charakteristische Stimme des Fremden, Und dabei geht es hier noch um Grenzfäll«, die viel differenzierter liegen als die typischen Mög lichkeiten, Selbst wenn aber das Bild, das «die Übertragungen ver mitteln, notwendig viel enger begrenzt wäre, als es in Wahrheit der Fall ist —, auch dann bliebe diese gegenseitige Begegnung immer noch eine Tatsache von ungeheurer Tragweite, Denn kein ästhetisches Kopfschütteln ändert etivas an ihrer Tiefenwirkung, an der formenden Kraft, die das übersetzte Buch auf die kollek tiven Vorstellungen vom Menschen des anderen Landes ausübt. Die Verantwortung dafür bleibt uns, mag die Formanalyse sagen, was sie will. Was ist bisher geschehen? Das Bild des deutschen Schaffens jenseits der Grenzen stellt eine ununterbrochene Niederlage unserer wesentlichen Dichtung dar: sie wird meist kaum dem Namen nach bekannt. Umgekehrt liegt der Fall etwas anders, wesentlich kompli zierter. Die Übertragungen ins Deutsche bestimmen seit Jahrzehnten das Gesicht des herrschenden Unterhaltungsromans, Wir wollen das zunächst ohne Erklärungen feststcllen. Eine Gene ration vor uns spielte der französische Roman diese Rolle und schuf all die verzerrten Phantasien, die früher mit Paris und