Volltext Seite (XML)
X- 261, 8. November 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. ö. Dtschn Buchhandel. Vom Wert des In Gemeinschaft mit allen in der Reichsschrifttumskammer zusammengcfaßtcn Verbänden begehen wir Buchhändler die erste Deutsche Buchwoche. Wir möchten erreichen, daß nicht nur die Kreise, die es nicht mehr nötig haben, sondern alle deutschen Men schen von der Idee des deutschen Buches ergriffen werden. Alle deutschen Menschen sollen eine Ahnung davon bekommen, welche lebendigen Werte im deutschen Buche ihrer Erschließung durch den Leser harren. Wir empfinden es hart, materiell wie ideell, daß die Zeit strömung sich in immer neuen Symptomen gegen das Buch zu richten scheint. Wir leben in einer Zeit der Tat und des eisernen Willens. Da ist für Buchstabenwifsen und für leere Büchergelchr- samkeit kein Platz. Das wissen auch wir. Aber wir wissen auch das andere: daß Bücher nicht tot zu sein brauchen, daß es bei vielen Menschen gerade an der Energie und dem eisernen Willen fehlt, um aus edelen und gehaltvollen Büchern die fördernde und veredelnde Kraft sich herauszuarbeiten. Wenn wir von der leichtesten Unterhaltungslektüre absehen, ist der Umgang mit Büchern zunächst nicht bequem. Es genügt nicht, daß man ein Buch in die Hand nimmt und es aufschlägt. Der lebendige Strom, der uns seinen Inhalt vermittelt, ist nicht am Buch einzuschaltcn, sondern am Leser. Wir erinnern uns, daß wir als Kinder, wenn wir des Lernens überdrüssig waren, mit unter das Buch unter das Kopfkissen legten in frommem Selbst betrug, daß nun sein Inhalt am nächsten Tag in unserem Kopf drin fein müsse. Wir müssen innerlich bereit sein für das Buch. Ist aber der Strom erst eingeschaltet, dann läßt er uns nicht wie der los und wir nehmen das, was wir uns in der Stille aus dem Buch herausholen, mit in die tägliche Arbeit und den täglichen Kampf. Wer das erlebt hat, dem wird der Umgang mit Büchern so zum Bedürfnis, daß er nicht darauf verzichten kann und mit sich selbst unzufrieden ist, wenn er in der Hast und in den Pflichten des Tages längere Zeit keine Muße für ein gutes Buch gefunden hat. Es gibt so mannigfache Arten von Büchern. Da sind zunächst die Bücher zum Lernen, mit deren einfachster Form, den Schul büchern, jedermann einmal zu tun gehabt hat. Diese Bücher sind heute am meisten gefährdet, wenigstens soweit sie nicht für die Lernenden pflichtmäßig vorgeschrieben sind. Denn sie scheinen zum Intellektualismus hinzuführen, und gerade davon wollen wir uns ja frei machen. Sie scheinen hinzusühren, sie müssen cs nicht. Sie sollen zu etwas ganz anderem führen, nämlich zum Können. Und wer will bestreiten, daß unser waffenloses und verarmtes Volk sich in erster Linie durch eine weitere unerhörte Steigerung seines Könnens aus der Not Herauskämpfen muß? Nicht nur unsere Studierenden sind in ganz anderem Maße als bisher zur Vertiefung ihrer Kenntnisse auf die Benutzung von Büchern an gewiesen. Alle Berufe haben, wenn sie ihre Leistungen pflicht gemäß steigern wollen, dazu Bücher nötig. Nicht damit wir Buch händler etwas verdienen oder die bücherschreibenden Professoren ihre Beschäftigung haben, sondern weil neben der praktischen Schulung in Kursen und Berufsarbeit der einzelne einen Wissens stoff nur dann wirklich aufnimmt, wenn er ein Buch zu Hilfe nimmt. deutschen Buches Auch die ganz gelehrten Bücher, die nur die Spezialisten ver stehen, haben im neuen Deutschland ihre große Ausgabe. Denn sie vermitteln, was einmal an Erkenntnissen gewonnen ist, den anderen Forschern, damit diese darauf weiterbauen können. Des halb müssen nicht nur unsere öffentlichen Bibliotheken erhalten bleiben, sondern jeder, der dazu in der Lage ist, sollte sich auch seine Fachliteratur zu eigenem Besitz anschasfen, damit unser schwer känipfender wissenschastlichcr Verlag nicht zum Erliegen kommt und dadurch der deutschen Wissenschaft unermeßlicher Schaden zugefügt wird. Dann bewahren unsere Bücher den Schatz der deutschen Dich tung der Vergangenheit und Gegenwart. Echte Dichtung ist weder eine Angelegenheit der Müßiggänger noch der »Gebildeten«. Sie geht jeden etwas an. Sie formt das Leben und den Leser. Zur Volksgesundhcit gehört seelische Gesundheit. Wir möchten, daß unser seelisch gesundes Volk wieder mehr als bisher sich die Kraft quellen zunutze macht, welche die Dichtung bietet. Gerade die wertvollsten Dichtungen gibt es schon in den billigsten Ausgaben, oft billiger als das bescheidenste Vergnügen. Also darf keiner, der nicht gerade Physisch Hunger leidet, sagen, für ihn seien Bücher zu teuer. »Auch Bücher gehören zum täglichen Brot«. Diese glückliche Prägung des vorjährigen Winterhilfswerks weist dem Buch den Platz an, der ihm gebührt. Es gibt wahrhafte Lebensbücher, die man als dauernden Besitz und treueste Gefährten immer um sich haben mutz. Jeder sollte von diesen Büchern einige oder eins als tägliches Brot anfehen und je nach seiner Art und dem Inhalt seines Lebens einige weitere dazu auswählen, damit er etwas als Eigenstes besitzt, das ihn weiterträgt und an dem er wächst. Na mentlich unsere Jugend wollen wir schon früh an den Umgang mit edelen Büchern gewöhnen. Doch auch jene anspruchslosen Bücher sollen erwähnt werden, die weder der großen Dichtung angehören noch den Leser wesent lich an Wissen und Weisheit bereichern, sondern ihn nur freund lich aus der Beschäftigung mit sich selbst wegführen und an frem den Schicksalen, fremden Ländern und Völkern Anteil nehmen lassen; Romane, Reisebeschreibungen, Lebensbilder, die unterhalten und doch zugleich helfen und in ihrer Weise ebenfalls zum täg lichen Brot gehören können. Der Wert des deutschen Buches ist unermeßlich, für den ein zelnen, für das Volk und für das Reich. Seine Wirksamkeit ist nicht auf die Grenzen unserer Heimat beschränkt. Als Boten unseres Wollcns und Könnens gehen deutsche Bücher hinaus in die Fremde, zu deutschen Menschen, zu fremden Menschen. Möchte jeder, der es vermag, an der Verbreitung des deutschen Buches im Auslande mithelfen, sei es, daß er geeignete Bücher wegschenkt, — sei es, daß er in seinen Briefen immer wieder auf einzelne deutsche Bücher zu sprechen kommt, die ihm selbst etwas bedeuten. Unsere Buchwoche fällt in die Zeit vor dem Weihnachtsfest und soll dazu beitragen, daß in diesem Jahr auf jedem Gaben tisch, auf dem Platz eines joden zu Beschenkenden das wertvolle deutsche Buch zu finden ist. Hans Ferdinand Schulz. Bücherspenden für Auslanddeutsche Der in Nr. 257 des Börsenblattes vom 3. November bekannt gegebene Aufruf des Volksbundes für das Deutschtum im Ausland ist in der November-Ausgabe des »Volksdeutschen« veröffentlicht und über die Landesverbände an die Ortsgruppen des VDA verteilt worden. Dem Aufruf sind eine Bücherliste sowie zwei Vordrucke angefügt. Vorschlagsliste: Volk und Staat Adolf Hitler, Mein Kampf. NM 7.20. Moeller van den Bruck, Das Recht der jungen Völker. NM 6.—. Karl Haushofer, Der nationalsozialistische Gedanke in der Welt. NM —.90. Josef Magnus Wehner, Das unsterbliche Reich. NM 3.60 Hermann Ullmann, Durchbruch zur Nation. NM 4.80. Richard Bahr, Volk jenseits der Grenzen. NM 9.50. Hans Steinacher, Volkstum jenseits der Grenzen. NM —.80. Heimat und Vaterland Eugen Diesel, Das Land der Deutschen. NM 8.50. Das blaue Buch: Deutschsüdost. NM 2.40 Eugen Diesel, Deutschland arbeitet. NM 2.25. Klaus Thiede, Deutsche Bauernhäuser. NM 2.40. 975