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13, 17. Januar. Nichtamtlicher Theil. 195 „Aus diesem Grunde bin ich weit entfernt, die ^nti^u» aus deutschem Satz unbedingt ausschließen zu wollen, da sie unter Um ständen zweckmäßiger sein kann. Aber die Ausnahme soll man nicht zur Regel machen. „Unsere Sprache ist kein Mischling, wie die romanische und selbst die englische; mögen Holländer und Skandinavier thuu, was sie wollen, wir Deutschen wollen unsrer Sprache, die auf unserm Boden erwachsen ist und deren wir uns nicht zu schämen brauchen, kein fremdes Gewand anziehen, sondern ihr das eigene lassen; cs ist ihr zugebildet und volksthümlich. „Der Versuch, die Fractur zu verdrängen, ist bereits zu An fang dieses Jahrhunderts, als Deutschland politisch vernichtet schien, gemacht worden; wollen wir ihn jetzt wiederholen, wo wir uns seiner politischen Größe zu rühmen nicht müde werden? Damals ging der Tonangebcr unter Buchdruckern und Buchhändlern, Göschen, mit seinem Beispiele voran, druckte sogar deutsche Dichterwcrke mit ^utignn und wie kurze Zeit hat das vorgehalten*)! „Unsre ganze schönwisseuschaftlicheLiteratur, Zeitungen, Untcr- haltungsblätter, vollends Volksbücher, Bibeln und Gesangbücher werden jetzt wieder oder noch Fractur gedruckt und sind, namentlich unsre Klassiker, im Auslände ungleich mehr verbreitet und gelesen, als die Werke, die mau aus Rücksicht auf solche Aus länder, die durch die fremden Schriftzeichcn abgcschrcckt werden könnten, weil sic des Deutschen nicht ganz mächtig sind, Antigua A-, J^h. Frommann." Miscellen. In einem früher» Artikel der (jetzt bei O. Wigand erscheinenden) „Deutschen Warle" über „ die Ncclame in derForm der Zei tungs-Anzeige" von A.Emmiughaus heißt cs u. a. hinsichtlich des Buch- und Kuusthandels: »Die Allgemeinheit und Verbreitung der Reclame in diesen Geschäftszweigen, sowie die Stärke der Angebot- Concurrenz, mit der dieselben zu kämpfen haben, erklärt einiger maßen, rechtfertigt cs aber keineswegs, daß wir hier am häufigsten widerlichen, ja bedenklichen Ausschreitungen, daß wir hier dem eigentlichen Rcclame-Schwindel so oft begegnen. Und zwar in der deutschen Presse nicht minder oft als in der englischen, amerikanischen und französischen. Wer denkt hier nicht an jene spaltenlangen Ver zeichnisse einer bekannten Hamburger „Erport"-Buchhandlung, in denen neben Casauova's Memoiren auch Bücher mit Titeln wie „die Abenteuer einer berühmten Pariser Grisette", oder Machwerke wenn möglich noch schlechteren Kalibers nicht fehlen, oder an jene versiegelten akademischen Albums in Kunsthändler-Anzeigen. Solche Anzeigen schon, je mehr sic den Gegenstand verhüllen, um so mehr, in stärkerem Maße aber noch der Erwerb des so lüstern Angebotenen richten — wer mag es bezweifeln — unsägliches sittliches Unheil au; die Ueberwachung der Anzcigespalten der Zeitungen ist eines der wichtigsten, freilich keines der leichteren Geschäfte der Sittenpolizei. Keine anständige Zeitung würde sich auch nur den geringsten Schaden thun, wenn sie an sich selbst in dieser Beziehung die strengste Kritik übte. Aber freilich — hier sind meist die Expedition und der Mettcur-en-pages die einzigen zuständigen Richter. Und schließlich kann man uns cntgegenhalteu, wer aus uukeuschcu Unternchmuugcu ') In meinem eignen Verlage haben sich Spuren jener Periode noch bis auf den Heuligen Tag erhalten, weil ich weder pro noch contra ein Fanatiker bin. Die Uebcrsctzungcn des Tasso und des Ariosi von GricS mutzten auf Verlangen des Verfassers mit lateinischen Lettern gedruckt werden; aber kaum hatte ich das Verlagsrecht nach seinem Tode an die Weidmannsche Buchhandlung verkauft, so erschienen neue Auflagen mit .deutschen. seinen Gewinn ziehe, wisse leicht, wenn ihm die Anzeigen-Reclame verschlossen werde, noch andere verführerische Wege anszufindcn.« Dem Verfasser des allbekannten Kutschkc-Liedes — Präpo- situs Pistorius in Basedow — ist dieser Tage durch Vermittlung des Hrn. A. Hofmanu in Berlin eine goldene Medaille übergeben worden, welche die Deutschen Chicagos dem Dichter des populären Liedes gewidmet haben. — Bei dieser Gelegenheit sei die Bemerkung gestattet, daß die Kricgsliedcr dieses Verfassers nicht, wie in dem Buche von H. Grieben gesagt ist, als Manuscript bei A. Edelmann gedruckt, sondern im Verlage der Stiller'schen Hofbuchhandlung zu Schwerin erschienen sind, unter dem Titel: „ Des .wahrhaftigen Kutschkc Lieder und Unterhaltungen aus dem deutschen Rcichskriege. Vom alten Sechsundzwanziger." Statistik über ungarische Literatur. — Die „Ungar. Korr." schreibt: „Nach den statistischen Ausnahmen beträgt die Zahl Jener, welche in Ungarn sich als Schriftsteller ausgebcn, 604, was aber offenbar übertrieben ist, da kaum der dritte Thell derselben vom Schriftstellerthum lebt. Akademiemitglieder sind 293. Wie viele Bücher verkauft werden, ist schwer zu constatiren, aber gewiß ist es, daß nur die für ein großes Publicum bestimmten Werke in einer Auflage von 2—3000 Exemplaren gedruckt werden. Es sind dies sehr traurige Verhältnisse, wenn man erwägt, daß bei einer Bevöl kerung von 15 Millionen Seelen kaum einige hundert Menschen sich finden, die ein ernstes literarisches Werk sich anschaffen." Friedrich Halm's Bibliothek. — Im vorigen Monat sind die zum Nachlaß des Frhrn. v- Münch-Bellinghausen gehörigen Bücher in Wien zur Versteigerung gekommen. Das Ergebniß dieser Versteigerung war der „Vorstadt-Zeitung" zufolge ein sehr günstiges, da die Freunde und Verehrer des verstorbenen Dichters darin wett eiferten, namentlich jene Bücher, welche als Lieblingswcrke desselben bekannt waren, an sich zu bringen. Für deutsche Werke, wie z. D. jene von Jean Paul, Friedrich Hebbel, Gervinus, wurde weit mehr als der Ladenpreis bezahlt. Die höchsten Preise wurden für die Werke spanischer Autoren erzielt, namentlich solcher, welche auf die geistige Entwicklung Friedrich Halm's einen bedeutenden Einfluß genommen hatten. So wurde das auf 2 fl. geschätzte „Oaucionsro llc romancos", eine Sammlung castilischer Romanzen, mit 112 fl. bezahlt, die auf 3 fl. geschätzte „Geschichte von Peru" des Fernande; Diego mit 70 fl., die „Oomsäias esco^iäas" mit 48 fl., eine aus 4 fl. geschätzte „Beschreibung der Neuen Welt" von Pizzaro mit 28 fl., die auf 5 fl. geschätzte „Chronik" des Juan Nunez de Villa- san mit 40 fl-, >.in Werk des Fray Juan (Antonio?) de Torquemada mit 40 fl., die „Erzählungen der Königin von Navarra" mit 24 fl., endlich die auf 25 fl. geschätzten „Abenteuer der schönsten Frauen unseres Zeitalters" mit 110 fl. Das Gesammterträgniß der kaum zweitausend Werke umfassenden Bibliothek besteht in 4500 fl. Die Origiual - Partitur des Don Iuan vou Mozart, welche der verstorbene Kunstfreund Ritter v. Friedland im Besitz hatte, ist aus dessen Nachlaß von der k. k. Hofbibliothek, in Wien er standen worden. Personalnachrichten. Die Herren Faesy L Frick in Wien wurden bei derPettauer landwirthschaftlichen Ausstellung mit der silbernen Medaille ! ausgezeichnet. 27*