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194 Nichtamtlicher Theil. JZ 13, 17. Januar. Striner in Prag. 627.7 Wahrheit, die. Wochenschrift f. Leben u. Lehre im Judenthum. Jabrg. 1872. (52 Nrn.) Nr. 1. gr. 4. Vierteljährlich* 2/z Wohlgemuth's VerlagSbuchh. in Berlin. 628.1Thccl, F. W„ Handfibcl f. dcn Lese- u. Schreibunterricht. Ausg. il. 199—201. Auf!, gr. 8. ü ' 2 N-f; geb. 4 N-f Wvhlgrmiith'ü Lcrlagsbuchli. in Berlin ferner: 629.1— dasselbe. Ausg. 8. I. Abtb. 21. Aufl. gr. 8. - 2 N/ 630.-f—dasselbe. 2. Abth. 7. Aufl. gr. 8. « 3 N-<; geb. ' 4^ N-l 631.1 —Lesebuch f. ein- u. mehrklassige Schulen. 50. Aufl. gr. 8. " 8 N-k; geb. 10^ N-f 632.1— dasselbe. Anhang: Luthers kleiner Katechismus, gr. 8. - stg Nichtamtlicher Theil Fractur oder Antiqua? Unter deuwTitel: „Amerikanische Stimmen über die Frage: Fraktur ober Antigua? gesammelt von Or. Constantin Hering in Philadelphia, mit einem Nachworte von F. I. From- mann" ist bei Fr. Frommann in Jena vor kurzem ein Heft (von 14 Seiten) erschienen, das ein, man möchte fast sagen ausschlag gebendes Gewicht bei Abwägung der in Rede stehenden Frage in die Wagschale der Fractur werfen muß, besonders, wenn man bedenkt, daß cs aus einem Lande kommt, aus dem man gerade das Gcgeutheil hätte erwarten sollen. Praktisch ist im Grunde die Frage schon seit ziemlich einem halben Jahrhundert entschieden. Denn was haben alle die Bestrebungen, die Antignaschrift in unserer Literatur an die Stelle der Fractur zu setzen, die vor schon mehr als 100 Jahren begannen, dann im Anfänge dieses Jahrhunderts mit verstärkten Anstrengungen wieder aufgenommen und von da an bis auf die neueste Zeit mit dem Eigensinne gelehrter Prinzipienreitcrci und der Gleichgültigkeit kosmopolitischen Utilitarismus' gegen heimische Sitte und Volksthum fortgesetzt wurden, bis jetzt zu erreichen ver mocht? welches ist ihr Resultat gewesen? Einzig das, daß einzelne Fächer der Literatur, namentlich die naturhistorischen und das germanistische, vorzugsweise die Antiquaschrift für ihre Schöpfungen anzuwcnden pflegen, daß dagegen die unendliche Mehrzahl der übrigen Fächer, namentlich aber die eigentliche Nationallitcratur, fast durchgehends der alten Fractur treu geblieben, oder, wo ja früher ein Abfall zur Antiqua stattgefuudcn hatte, wieder zu jener zurückgckehrt ist. Wem fiele es jetzt wohl noch ein, alle die Sachen, die so recht eigentlich fürs Volk — das Wort iu seinem besten Sinne genommen — bestimmt sind, mit Antiqua drucken zu lassen? Warum ahmen die gegenwärtigen Verleger Wieland's oder Klopstock's ihren Vor gänger Göschen nicht nach, lassen vielmehr beide Dichter in Fractur drucken? Ist es bloß die entgegengesetzte Liebhaberei, die sie zur Fractur zurückführt? Gewiß nicht; sie handelten nur in ihrem eigensten Interesse; denn sie würden nur dem Absätze der von ihnen verlegten Werke geschadet und Concurrentcn freie Hand gegeben haben, wenn sie eigensinnig bei der Antiqua hätten verharren wollen. So hat denn der ausschließliche höchste Richter in dieser An gelegenheit, das Publicum, factisch diese Frage entschieden, und die Entscheidung würde für eine definitive gelten müssen, selbst wenn sie nicht, wie wirklich der Fall ist, auf den besten inncrn Gründen beruhte. Diese hier von neuem des breitcru auseinander setzen zu wollen, würde zu weit führen. Nur auf die zum Theil ganz neuen Gründe, welche in den „Amerikanischen Stimmen" geltend gemacht werden, möchten wir spcciell aufmerksam machen, da sic lediglich im fremdsprachlichen Bereiche der lateinischen Typen entstehen konnten. Wir heben die zwei schlagendsten davon hervor. Der eine besteht darin, daß alle deutsch lernende Engländer, sowie das Deutsche Engländern lehrende Deutschen der Fractur deshalb den Vorzug geben, weil sie eine Verwechselung des in den beiden Sprachen verschiedenen phonetischen Werthes desselben Buchstabens unmöglich mache, während sonst bei der verschiedenen Aussprache so vieler identischer Buchstaben im Englischen und Deutschen der gegeuthcilige Hall unendlich oft cintretcn muß. So kommt cs denn, daß Eng länder oder englisch sprechende Amerikaner, die sonst für die Univer salität der Antiqua zu plaidircn pflegen, das Gegcntheil thun, sobald sie erst einmal angefangen haben, deutsch zu lesen. Der andere Grund besteht iu der von Engländern wie Deutschen, die gleichmäßig häufig Schriften in der Fractur wie Antiqua zu lesen haben, constatirten Beobachtung, daß die Fractur die Augen beim Lesen weniger an greife als die Antiqua. Wir können diese interessanten Beobachtungen nur einfach mittheilen, und müssen iu Betreff ihrer eingchcndern Ausführung auf das genannte Heft selbst verweisen, das Niemand, den die Frage intercssirt, ohne Befriedigung aus der Hand legen wird, da er iu kurzer, bündiger, schlagender Sprache, mit sachlichen Argumenten und nicht mit schulmeisterlichen Deductionen, dieselbe hier von Seiten erörtert findet, von denen aus sie sonst nicht be trachtet zu werden Pflegt. Doch können wir uns nicht versagen, das vomHeransgcber, Hrn. Fr.Joh. Frommann, beigefügte „Nachwort", das jenen amerikanischen Argumenten noch einige höchst bcrück- sichtigenswerthe des literarisch-technischen Fachmanns beifügt, in extenso zum Schluß hier folgen zu lassen: „Um dieselbe Zeit, wo in Nr. 109 der Annalen der Typo graphie von neuem die Abschaffung der Fracturschrift gefordert wurde, erhielt ich von meinem Freunde, Or. Constantin Hering, die vor stehenden Zeugnisse für dieselbe zur Veröffentlichung. Indem ich seinem Verlangen Nachkomme, stehe ich nicht an, auch meine Ansicht kurz auszusprechen. „Welche Schrift so zu sagen schöner sei, darüber will ich nicht streiten, denn die Geschmäcke sind verschieden, daß aber für deutschen Satz deutsche Schrift zweckmäßiger ist, scheint mir unbestreitbar. „Für die vielen gekoppelten und doppelten Konsonanten des Deutschen hat die Fractur entsprechende Zeichen (ch, sch, ß, ff, ff, ll, tz u. s. W-). In der 74nti<qua werden diese sehr sperrig, zumal seit aus dieser aus Schönhcitsgefühl das lauge 1' verbannt ist, z. B. 4.ussprueli, -lussobuss und alle Worte mit der Vorsilbe Aus, wenn darauf ein s folgt. „Fractur läuft enger und ist im Guß wohlfeiler als 4nti^ua. Weil die Lettern der letzteren weitere Augen haben und zugleich einen stärkcru Gegensatz von Haarstrichen und Fleisch*), dabei nach oben und unten die langen Cousonanteu weiter vorragen, flimmert ^.nticzun mehr und übt einen stärkern Reiz auf die Augen. Auch die zu magere Fractur greift die Augen an. „Wie das mehr Gcradclinige der einzelnen Buchstaben den Worten ein geschlossenes Ansehen gibt, so das Eckige der ganzen Schrift dcn cigcuthümlichcn Charakter. „Daß sich Stellen aus fremden Sprachen in deutschen Schrif ten schon durch die Schriftzeichcu hervorheben, ist ein Vortheil. Warum sollen wir den aufgeben in einer Zeit, wo die Schristgicßer nicht müde werden, zu ähnlichen Zwecken' neue Alphabete hcrzu- stcllen? *) Vielleicht ist tics der Grund, warum man neuerer Zeit in Eng land und Frankreich auf die allen spindeldürren Schnitte zuriickgegrissen bat, die wenigstens den Vorzug der Schönheit vor unserer Fractur nicht beanspruchen können. In Deutschland ist diese neue alle Mode auch schon nachgemachl.