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13396 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 258, 7. November 1910. wendet er in bezug auf die Unterscheidung von i und j die heutigen Formen an, schreibt also jo, ajoutor usw., doch scheint er, oder vielmehr sein Drucker, in der neuen Übung noch wenig fest gewesen zu sein, denn es findet sich nicht gar selten auch ein irrtümliches i. Mit mehr Folge richtigkeit wird die gleiche Unterscheidung in dem »Zwiegespräch über die französische Rechtschreibung und Aussprache« von Jacques Peletier du Maus durchgeführt, das im gleichen Jahre erschien. Die meisten Neuerer jener Zeit wollten viel zu viele und seltsame Änderungen einführen, als daß sie auf Erfolg hätten rechnen können; dies gilt indessen nicht von dem nächsten wichtigen Werk, der »Orain- inatiea« von Pierre de la Ramee oder Ramus, die im Jahre 1669 zum ersten Male gedruckt wurde. Obwohl Ramus später weit durchgreifendere Änderungen in der Rechtschreibung des Französischen befürwortete, beschränkte er sich doch in dieser lateinischen Sprachlehre auf die Durch führung der heutigen Schreibung von i und u, und bei der Bedeutung dieses Buches und seines Druckers, des Hauses Wechel in Frankfurt und Paris, konnte es nicht fehlen, daß die Neuerung sich nunmehr einzu bürgern begann. In der 1560 erschienenen dritten Auflage dieses Buches findet sich dann nicht nur der heutige Wechsel von i und j, u und v voll kommen durchgeführt, sondern auch die Großbuchstaben ck und 17 von annähernd der heutigen Form. Die ganze Neuerung ist seitdem mit dem Namen Raums verbunden geblieben; in Wahrheit dürfte indessen dieser selbst an ihrer Einführung wenig Verdienst haben, vielmehr scheinen die ziemlich unklaren Andeutungen, die sich darüber bei ihm finden, eher darauf hinzudeuten, daß Andreas Wechel oder ein anderer Drucker als der eigentliche Urheber dieses wichtigen Fortschritts im Buchdruck anzusehen ist. Mag es sich indessen damit verhalten wie es wolle, so ist immerhin gewiß, daß das Gewicht des Ramusschen Namens und die Tatsache, daß die neue Übung seit 1660 stetig in seinen Werken zur An wendung gelangte, für ihr allmähliches Durchdringen von entscheidender Bedeutung gewesen ist. (Nach »Hie Inbrar^«. Stuttgarter Buchhändler-Verein. — Diejenigen Mitglieder des Stuttgarter Buchhändler-Vereins, die zugleich Mit glieder des Deutschen Verleger-Vereins sind, hielten am 2. November eine vertrauliche Sitzung ab, um zu der außerordentlichen Haupt versammlung des Deutschen Verleger-Vereins, die am 7. November in Leipzig stattfindet, Stellung zu nehmen und den Deputierten Richtlinien zu geben. Außerdem wurden die zur zeit viel besprochenen Vorkommnisse des Buchhandels lebhaft erörtert. Daß der Börsenverein den Kampf gegen eine Reihe von Genossenschafts- und Vereinsbuchhandlungen energisch aus genommen hat, wurde von allen Seiten mit Freuden begrüßt. Weitere Schritte nach dieser Seite sollen auf das energischste unterstützt werden. Hd. Neue Musterblätter von Angerer ä: Göschl in Wien. — Die gesamte graphische Welt schätzt die Herausgabe neuer Musterblätter seitens der berühmten Wiener Firma C. Angerer L- Göschl als ein freudiges Ereignis, denn es sind stets über zeugende Proben von den bewundernswerten und erfreulichen Fortschritten, welche die chemigraphische Kunst unaufhaltsam und in oft recht kurzen Zeitspannen gemacht hat. Sie zeigen uns durch den Augenschein, welche Wunder Photographie und Chemi graphie vereint zu schaffen vermögen, und lassen uns die Mög lichkeiten erkennen, die uns durch sie für das ganze Gebiet des Buchgewerbes geboten werden, wie jetzt durch sie Schnelligkeit der Arbeit mit Schönheit und künstlerischer Vollendung in der Graphik Hand in Hand zu gehen vermögen. Das neue Album der Firma Angerer L Gösch! enthält 16 Blätter im Format von 30 : 40 em., auf denen uns Muster der verschiedensten graphischen Neproduktionsverfahren in Druck beispielen vorgeführt werden. Ein Verzeichnis der Blätter mit Angabe ihrer Herstellungsarten gewährt den besten Überblick und ermöglicht im Bedarfsfälle eigenes Urteil. Blatt 1. Damenbildnis, Duplexautotypie nach Photographie, gedruckt in Photographiebraun. — Blatt 2. Faksimile-Reproduk tion in Steinlichtdruck. Mädchenkopf in Kreide und Röthel. Gleicht vollkommen einer Kreidezeichnung. — Blatt 3. Gebirgslandschaft. Autotypie in Zink. Schwarzweißblatt. — Blatt 4. Mädchen porträt, Halbfigur, in Vierfarbendruck. — Blatt 6. Land schaftsskizze. Autotypie in Zink nach einer Bleistiftzeichnung in faksimiletreuer Ausführung. — Blatt 6. Ein Frauen- bild. Kornätzung in Zink nach Kohleskizze. — Blatt 7. Herbsi- landschaft. Dreifarbendruck nach einem Temperagemälde. — Blatt 8. Stimmungsvolle Gebirgslandschaft. Duplexautotypie in Zink, nach Photographie. — Blatt 9. Akt. Faksimile- Reproduktion einer Rötelskizze in Steinlichtdruck. — Blatt 13. Dreifarbendrucke, teils nach der Natur, teils nach Aquarellen. Blüten und Blätter, Käfer, Schmetterlinge, Muscheln, Mine ralien usw. — Blatt II. Landschaftsskizze. Zeichnung auf Angerer L Göschls autographischem Künstlerpapier. Chemigraphie, Blei- stiftzeichnung täuschend ähnlich. — Blatt 12. Ein Notenblatt aus dem Großen Skizzenbuche der letzten Bearbeitung des Fidelio von Beethoven. Faksimile-Reproduktion in Steinlichtdruck. — Blatt 13. »Marionetten.« Vierfarbendruck nach einem Gemälde. — Blatt 14. Autotypie in Zink. Spitzensächer, direkt nach dem Original. — Blatt 16. Autotypien in Zink. Zwei Dieselmotoren, nach einer unretuschierten und einer in amerikanischer Art über arbeiteten Photographie. Diesen fünfzehn Kunstblättern ist das schon früher von der Firma Angerer L Göschl ausgegebene Kunstblatt mit fünf sich im Bilde vollkommen gleichenden, aber verschiedene Nasterweiten besitzenden Autotypien angefügt, das uns Bilder zu 40, 60, 60, 70 und 80 Linien pro Zentimeter vorführt, zu denen bemerkt wird, daß 40linige Klischees sich auf jedem, und 60linige auf ge wöhnlichem Druckpapier gut drucken lassen, während für 70 und 80 Linien gestrichenes Kunstdruckpapier unerläßlich ist. Das achtziglinige Auto erscheint fast ganz geschlossen, während die mit 60 und auch 60 Linien angenehme Bilder geben und wohl auch in der Mehrzahl der Fälle allen künstlerischen Anforderungen genügen dürften. Von einer Einzelwertung der verschiedenen Blätter sei hier abgesehen; sie sind alle von gleich meisterhafter Vollendung, wie man dies von den Erzeugnissen dieses großen Wiener Welt- Hauses schon längst nicht anders gewöhnt ist. Die Muster dieses Albums sind übrigens für den Alltagsbedarf berechnet, wie dies aus der Tatsache hervorgebt, daß die Mehrzahl der Blätter, soweit dies angegeben, in Zink geätzt, gleichwohl aber von tadelloser Schönheit sind. Das Album wird überall freudig empfangen werden. Theod. Goebel. Mark Twains Nachlas;. — Nachdem jetzt die Papiere des kürzlich verstorbenen amerikanischen Humoristen Mark Twain geordnet sind, läßt sich ermessen, wie groß das Vermögen ist, das Mark Twain durch seine schriftstellerischen Arbeiten sammeln konnte. Seine gesamte Hinterlassenschaft wird auf 2440000 bewertet. Der größte Teil des Vermögens ist in Aktien und Papieren angelegt, darunter befinden sich auch 30 Anteil scheine der Mark Twain Publishing Company, die Eigen tümerin des Verlagsrechts für sämtliche Werke des verstorbenen Dichters ist. Von Sachverständigen wird der Wert dieser Rechte auf rund 800 000 geschätzt. Mark Twain begann, wie man weiß, seine Laufbahn als zwölfjähriger Junge in einer Buch druckerei, in der er als Setzerlehrling tätig war. Als Sechzig jähriger erlitt er das Mißgeschick, sein ganzes beträchtliches Ver mögen, das er im Laufe seiner Arbeit erworben hatte, durch den Zusammenbruch der C. L. Webster Company zu verlieren. Das Unglück entstand dadurch, daß Mark Twain bei der Ver wertung seiner Schriften den Verlagsbuchhandel ausschalten zu können dachte. Das Landgut des Verstorbenen ist mit 280 000 ^/» eingeschätzt und die Bibliothek mit 8000 Die einzige Erbin ist Mark Twains Tochter, die Gattin des russischen Pianisten Ossip Gabrilowitsch. (B. Z. am Mittag.) Sonderausfiellung zur Hundertjahrfeier der Universität Berlin. — Die vom Märkischen Museum in Berlin veran staltete Sonderausstellung zur Hundertjahrfeier der Universität Berlin hat in den letzten Tagen eine Bereicherung erfahren, indem einige Bildnisse hervorragender Universitätslehrer hinzu gekommen sind. Auch ist die kleine, aber inhaltreiche Abteilung von Schriften und bemerkenswerten Dokumenten, die sich auf die Gründung der Hochschule beziehen oder an die erste Zeit ihres Bestehens erinnern, beträchtlich vermehrt worden. So