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8730 Nichtamtlicher Teil. 268, 17. November 18SS. von Holder hat dieser Tage an den Sitzungen des außer ordentlichen Ausschusses des Börsenvereins für die Be ratung des Gesetzentwurfes, betreffend das Urheberrecht, in Leipzig teilgenommen, und dies ist auch der Grund, weshalb wir leider darauf verzichten müssen, ihn in unserer Mitte zu sehen. Ich selbst bin in den nächsten Tagen wiederum genötigt — Heuer zum dritten Male —, in meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied des Börsenvereins an den Sitzungen in Leipzig teilzunehmen, und ich hoffe, in dieser, sowie späteren Sitzung zu der jetzt den ganzen Buchhandel bewegenden Frage der Aufhebung der Sonder stellung Berlins und Leipzigs, selbstverständlich in diesen Zustand bekämpfender Weise, Stellung nehmen zu können. »Eine Anzahl unserer Mitglieder hatte im Laufe dieses Jahres Gelegenheit, ein Geschäftsjubiläum zu feiern; ich erwähne insbesondere die Firmen Wilhelm Braumüller L Sohn, L. W- Seidel L Sohn in Wien und F. West in Brody, die Ende vorigen Jahres auf einen fünfzigjährigen Bestand ihrer Häuser zurückblicken konnten. Wir haben ihnen unsere Glückwünsche ausgedrückt und ebenso die Herren Julius Schellbach und Heinrich Jacobsen unserer Sympathie versichert, als ersterer seinen 70. Geburtstag, letzterer das seltene Fest seiner fünfzigjährigen Thätigkeit im Buchhandel feierte. »Einer Reihe unserer Mitglieder wurden von Seiner Majestät dem Kaiser ehrende Auszeichnungen zu teil, und ihr Vorstand hat sie hierzu warm beglückwünscht. »Im Laufe dieses Jahres haben wir an sämtliche Buchhändler Oesterreich-Ungarns neuerdings Aufforderungen gerichtet, unserem Verein beizutreten. Wir haben zwar erreicht, daß unser Mitgliederstand sich neuerdings gehoben hat, doch ist es uns noch nicht gelungen, alle bedeutenden Firmen Oesterreichs in unserem Vereine vertreten zu sehen. Da unsere Vereinigung aber nur dann in nachhaltiger Weise die Interessen unseres Standes wahren kann, wenn sie auch an Zahl bedeutend ist, so hat der Vorstand auf die Tagesordnung der heutigen Versammlung die Be sprechung von Maßnahmen gesetzt, wodurch ermöglicht werden könnte, dem Verein weitere Mitglieder zuzuführen. »Ein Vorzug der Festschrift, die wir Gelegenheit haben werden, Ihnen heute zu überreichen, ist auch der, daß sie nachweist, wie manche Frage, die uns im Laufe der Zeit beschäftigte, bis heute noch nicht ihre Erledigung fand, im Interesse unseres Gewerbes aber finden sollte. Eine Reihe solcher Fragen befindet sich auf unserer heutigen Tagesordnung. Immer noch leiden wir unter den veralteten Bestimmungen des Preßgesetzes und unter dem mangelhaften urheberrechtlichen Schutz, den öster reichische Verlagsartikel im Auslande genießen; immer noch giebt das Schulbüchergeschäft zu vielen Klagen Anlaß, und beeinträchtigen die Teilconcesstonäre unseren Verdienst, aber trotz alledem schmälern immer noch wir selbst uns den notgedrungenen Verdienst durch die Gewährung des noch viel zu hohen Kundenrabatts. Manche dieser Angelegen heiten wird sicherlich durch Ihre heutige Beratung gefördert werden. »Die Verlagsindustrie und der Sortimentsbuchhandel sind durch die verschiedenen Verhältnisse unseres Vater landes bei uns weniger günstig gestellt als anderwärts. Auf manche dieser Verhältnisse können wir keinen Einfluß nehmen; andere sind aber in der uns ungünstigen Haltung der Regierung begründet. Hier energisch Stellung zu nehmen und günstigere Bedingungen für eine so wichtige Industrie und ein so bedeutendes Gewerbe, wie wir es vertreten, zu fordern, wird unsere Aufgabe im nächsten Jahre sein, und ich will nicht ohne das Versprechen schließen, daß wir das unsere thun werden, damit wir eine Besserung erreichen. — Ich stelle nunmehr den Bericht zur Diskussion.« Herr A. Rivnäö glaubt im Namen aller Anwesenden zu sprechen, wenn er dem Vorstande für sein energisches Eintreten zur Wahrung der Interessen der Mitglieder wärmstens dankt. Herr K. Prochaska schließt sich diesen Worten an und spricht, seine Anwesenheit bei der konstituierenden Versamm lung erwähnend, die Hoffnung aus, daß innerhalb des Vereins auch weiterhin Friede und Eintracht herrschen und im Buchhandel jeder, unbekümmert um Konfession und Nationalität, nur als Mensch und nach seiner Tüchtigkeit beurteilt werden möge. Der Vorsitzende nimmt diese Kundgebungen mit großer Freude zur Kenntnis und betont die bedeutende Unter stützung, die ihm durch die Herren des Ausschusses, ins besondere durch die Herren Albert Köhler und Carl Konegen, wie auch durch den Sekretär Herrn Carl Junker zu teil ge worden ist. Der Vorsitzende giebt die eingelaufenen Entschuldigungs schreiben bekannt und verliest die Glückwünsche der Korpo ration der Berliner Buchhändler, des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, des Buchhandlungsgehilfen-Vereins »Buchfink«, des Gehilfenausschusses der Korporation der Wiener Buch-, Kunst- und Musikalienhändler, des Vorstandes des All gemeinen Deutschen Buchhandlungsgehilfen - Verbandes in Leipzig?) Herr A. von Schumacher begrüßt die Kundgebungen der Gehilfenschaft mit besonderer Freude und konstatiert mit lebhafter Befriedigung das aus ihnen zu ersehende gute Ein vernehmen zwischen den Prinzipalen und ihren Mitarbeitern. Er bittet den Vorstand, für diese Glückwünsche wärmstens zu danken. Der Vorsitzende dankt namens des Vereins allen, die diesem ihre Glückwünsche dargebracht, und erklärt im An schlüsse an die Worte des Vorredners, daß er die einge laufenen Schreiben dankend beantworten werde. Nach Verlesung der Präsenzliste, die 79 Namen auf weist, wird zur Verteilung der Festschrift geschritten. Der Vorsitzende gedenkt hierbei in rühmender Weise der Firma Carl Fromme, die dem Vereine weit entgegengekommen sei und sich um die typographische Herstellung der Festschrift verdient gemacht habe, und bemerkt, daß auch der Firma I. Löwy für die Ausführung des Lechnerschen Porträts herzlicher Dank gebühre. Hierauf erstattet Herr Konegen den Kassabericht, von dessen Verlesung mit Rücksicht auf den Umstand, daß sich der Bericht gedruckt in den Händen der Anwesenden befindet, abgesehen wird. Herr Marcus Stein berichtet namens der Vertrauens männer über die vorgenommene Revision der Bücher und beantragt, dem Kassierer das Absolutorium zu erteilen und ihm für seine Mühewaltung zu danken. Der Vorsitzende bringt diesen Antrag zur Abstimmung. Er wird einstimmig angenommen. Herr Konegen berichtet sodann über den Voranschlag für 1899 und 1900. Beide Voranschläge werden zur Kennt nis genommen. ^, (Schluß folgt.) *) Weitere Glückwunschtelegramme wurden nach ihrem Ein treffen beim Bankett verlesen, und zwar vom Verein der unga rischen Buchhändler in Budapest, vom Vorstande des Börsen vereins, von Herrn Theodor Sturtzel, als Vertrauensmann des Kreises Oesterreich-Ungarn des Allgemeinen Deutschen Buch handlungsgehilfen - Verbandes, von den Herren A. Berger in Brünn, Czerny in Rzeszow, Frommer in Krakau, August Ho sch in Neutitschein.