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133, II. Juni 1912. Nichtamtlicher Teil. VIrsm«I»u z. ». Dlschn. Suchh-ndü. 7099 wenn er den Nachweis führt, daß ein Paket expediert war, mutz der Sortimenter das ganze Paket bezahlen, selbst wenn er nachweist, daß er es nicht erhalten hat. Es ist den »Leuten um Lehmann« der Vorwurf gemacht worden, daß sie den Börsenverein zerstören wollten, daß sie revolutionäre Ten denzen hätten. Meine Herren, die wahren Revolutionäre sind die großen Verlegerfirmen, die dem Vorstand des Börsenvereins bei seinen auf das Wohl des Gesamtbuch- handels gerichteten Bestrebungen das Leben schwer machen, die sich über alles hinwegsetzen und jedesmal, wenn sie etwas durchsetzen wollen, erklären: wenn das nicht durchgeht, treten wir aus dem Börsenverein aus. Das wollte ich doch hier öffentlich feststellen, damit, wenn nach 50 Jahren ein »Gold friedrich« die Geschichte des Buchhandels unserer Zeit schreibt, kein Zweifel herrscht, wer die Revolutionäre gewesen sind. Vorsitzender: Wir gehen weiter: Bestellgebühr bei Zeitschriften. - Schundliteratur. Herr Otto Paetsch: Meine Herren, die Frage der Schundliteratur hat uns in Königsberg sehr lange und ernst beschäftigt. Wir haben dort mit einem lauten Protest an die Öffentlichkeit treten müssen und uns dadurch einen Einfluß auf die Arbeit der Kommission zur Bekämpfung der Schundliteratur zu sichern bemüht. Es ist uns jetzt gelungen, im Vorstand der Kommission vertreten zu sein, ob wir werden Einfluß gewinnen können, scheint mir, da man doch meist nur die eigenen Wünsche kennt und für be rechtigte Forderungen anderer bisher wenig Verständnis zeigte, mindestens fraglich. Jedenfalls halte ich es für richtig, darauf aufmerksam zu machen, welchen Zeiten und Aussichten der Buchhandel auch hinsichtlich dieser Frage entgegengeht. Die Jugendfchristenprüfungskommissionen wurden ja zunächst bei ihrer Gründung mit einer gewissen Freude begrüßt, als man noch nicht übersah, welche Entwicklung sie nehmen würden, und datz diese eine überaus glückliche war, kann kaum behauptet werden. Wir stehen heute nach meinem Empfinden vor einer ganz ähnlichen Entwicklung, und da sollten wir Mittel und Wege suchen, diese Entwicklung zu hemmen; wir werden ge radeso wie von den Jugendschriftenprüfungskommissionen bald auch von den Kommissionen zur Bekämpfung der Schund literatur allzusehr ins Schlepptau genommen, wenn wir uns nicht energisch dagegen rühren. Lassen Sie mich daran erinnern, datz schon vor einem oder gar zwei Jahren in der »Allgemeinen Buchhändlerzeitung« darauf hingewiesen wurde, wie wichtig es wäre, wenn der Börsenverein eine Zeitungs-Korrespondenz gründen wollte und durch diese in enge Fühlung mit der Tagespreise treten und die weiteren Kreise des Publikums ausklären würde über Wesen, Arbeit und Wert des Buchhandels. Aufsätze wie die des Herrn Aßmus in der -Hilfe, finden ihre Entgegnung heute nur in unserem Börsenblatt; der Aufsatz des Herrn Atzmus wird von dem Publikum gelesen, die gegenteiligen Äuße rungen aus den Kreisen des Buchhandels gelangen nicht in die Öffentlichkeit, und naturgemäß setzt sich ein falsches Urteil in den Kreisen des Publikums und besonders der Schund- bekämpfer bald unausrottbar fest. Nachdem, wie ich gestern durch Zufall erfahren habe, in den Tagen meiner Reise hier her ein Aufsatz im Börsenblatt sich mit derselben Frage be schäftigt hat und die Gründung eines Pressebureaus empfiehlt, möchte ich an den Börsenvereinsvorstand die Anfrage richten, ob dergleichen Maßnahmen beabsichtigt werden, und wenn nicht, so würde ich bitten, dieser Frage die allergrößte Auf merksamkeit zuzuwenden und ihre Verwirklichung recht bald in die Hand zu nehmen. Es hängt noch manches andere damit eng zusammen. Es wäre dank einer solchen öffentlichen Aufklärungsarbeit vielleicht nicht dazu gekommen, datz beispielsweise jetzt der Vertrieb der Generalstabskarten verstaatlicht werden soll. Es ist die Ausgabe des Börsenvereins, hier sofort einzuhaken und nachzuweisen, datz durch eine solche Verstaatlichung niemandem gedient wird, denn die Wirtschaftsführung in solchen Betrieben wird naturgemäß sehr viel teurer sein, als die bisherige Ar beit des Sortiments es war, und die von der Kgl. Landesauf nahme geplante Reform wird wieder einmal das Geld der steuerzahlenden Bürger kosten. Es würde durch aufklärende Aufsätze eines buchhändlerischen Pressebureaus vielleicht auch möglich sein, zu verhindern, datz Gesellschaften und Vereine ge gründet werden, wie beispielsweise in letzter Zeit die Deut sche Gesellschaft zur Verbreitung guter Bücher in Wilmers dorf, von der neulich im Börsenblatt die Rede war und die, wenn nicht alle Anzeichen trügen, doch lediglich ein Geschäfts- Unternehmen ist, dessen Leitung es verstand, unter der be kannten Flagge gegen den Schund den früheren Reichskanzler Fürsten von Bülow zum Ehrenpräsidenten zu gewinnen. Der gleichen Ereignisse und andere mehr sind meiner Ansicht nach auch mit zurückzuführen auf die Unkenntnis weiter Kreise des Publikums und den Mangel an Erfahrung im Verkehr mit dem Buchhandel. Dem muß je früher je besser abgeholfen werden. Der Buchhandel hat nichts zu verheimlichen. Seine Ver schleißer gehören zu den arbeitsamsten und uneigennützigsten Kauflcuten, die sich ihrer hohen Aufgaben stets bewußt ge wesen sind und eine Kulturarbeit leisteten, die der großen Masse des Publikums häufiger und nachdrücklicher vor Augen geführt zu werden nur nützlich sein könnte. Herr Gottlieb Braun: Meine Herren, es wird hier eine Sache angeschnitten, auf die ich nicht speziell vorbereitet bin, ich möchte aber doch einiges hierzu bemerken. Es wurde am Schluß genannt die Gesell schaft zur Verbreitung guter Jugendschriften in Berlin, an ihrer Spitze der Ehrenpräsident Fürst von Bülow. Mitglieder sind u. a. der Kronprinz des Deutschen Reichs und fast sämt liche deutschen Bundesfürsten. Vor etwa zwei Jahren versandte diese Gesellschaft ein Rundschreiben an den gesamten Buch handel. Es wurde in dem Zirkular gesagt: wir wollen die Schundliteratur damit bekämpfen, datz wir Hefte herausgeben, die der Schundliteratur ähnlich sehen, aber gute Literatur enthalten. Unterzeichnet ist dieses Rundschreiben von dem Präsidium der Gesellschaft, als Bezugsquelle der empfohlenen »Adler-Bibliothek« die Firma W. Heilet angegeben. Das war mir auffällig; ich schrieb an das Präsidium der Gesellschaft ungefähr in dem Sinne: ich bedaure, mich für eine Sache nicht interessieren zu können, die eine Firma wie Herlet vertritt. Da ich meine Gründe noch näher angab, zog ich mir eine Be leidigungsklage der Firma Herlet zu; Herlet fiel aber mit der Klage herein, da er es vorzog, zum Termin nicht zu er scheinen. In unserem Verlage erscheint nämlich Vilmars Literatur geschichte. Nachdem sie frei geworden war, hatte Herlet eine Ausgabe veranstaltet und sie von dem katholischen Literarhisto riker Macke verarbeiten lassen. Diese Ausgabe ist in objektiver Kritik nicht nur von Literarhistorikern, sondern auch von katho lischer Seite durchaus abfällig beurteilt worden, man hat es bedauert, daß die Vilmarsche Literaturgeschichte so bodenlos schlecht bearbeitet werden konnte, mit einem ganz minder wertigen Anhang. Wir haben die Urteile darüber gesammelt und zwei davon in Broschürenform veröffentlicht. Herlet hatte uns während des Prozesses den Vorwurf gemacht, wir hätten diese Kritiker bestochen; wir klagten gemeinsam mit den beiden Kritikern wegen Beleidigung und fielen herein, denn Herlet wurde Z 193, Wahrung berechtigter Interessen, zugesprochen, wenn auch die Behauptungen des Herlet als unrichtig und beleidigend anerkannt wurden. Als ich mich an das Präsidium der Gesellschaft wandte und mein Erstaunen aussprach, warum es an diese Firma sich wendete, es fehle doch nicht an anderen 925«