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7088 I. «. «Ischn. v»4»-ndn Nichtamtlicher Teü. 133, 11. Juni 1S1L. in Angriff genommen, aber es müßte doch bald etwas ge schehen. Es müßte mindestens verhindert werden, daß sofort ein Handel mit diesen Exemplaren getrieben wird. Ich habe z. B. festgestellt, daß die frühere Jahresrechnung eines Kunden von 800 bis 1000 jetzt nur noch 200 beträgt, weil der Betreffende sämtliche Sachen seines Faches systematisch als Rezensionsexemplare verlangt und oft zwei- bis dreifach für verschiedene Zeitschriften zur Besprechung erhält! Also nicht nur die 25 Prozent, die der Verleger gibt, sind schuld. Wenn das wissenschaftliche Sortiment den ganzen Bedarf an wissen schaftlichen Novitäten umsetzte, der gebraucht wird, so würde sich die Rechnung des Herrn Paetsch Wohl auch günstiger ge stalten, aber dieses Unwesen mit Frei- und Rezensions exemplaren macht uns eine empfindliche Konkurrenz. Vorsitzender: Wir fahren in der Besprechung des Jahresberichtes fort. Ausschließliche Verwendung für die Produktion entgegen kommender Verleger. — Vcrlegcrschleuderei. Ich möchte bitten, daß die Herren, die hierzu das Wort nehmen, die Frage der Revision der Verkaufsordnung voll kommen ausschalten; wir werden diese bei Ziffer 8 der Tages- ordnung zu behandeln haben. Ich bitte jetzt nur über die Verlegerschleuderei zu sprechen. Herr Bernhard Staar: Meine Herren, bei dem Kapitel »Verlegerschleuderei« möchte ich etwas besprechen, was im Börsenblatt von Herrn Hartmann erwähnt worden ist, nämlich die private Lieferung von Sortiment an Freunde des betreffenden Verlegers zum Nettopreis. Ich habe schon vor drei Jahren, gelegentlich einer Feststellung, die Volckmars Barsortiment machte, wonach ein Beamter der Viktoria-Versicherung auf Verlangzetteln der Firma Gustav Liersch L Co. von Volckmars Barsortiment alle möglichen Bücher bestellte, im Börsenblatt einige Fälle dieser Art erwähnt, u. a. folgenden Fall. In einer großen Verlagsbuchhandlung wurde von den Angestellten, nicht nur den buchhändlerischen Angestellten, son dern auch von Damen, die mit dem Buchhandel nichts zu tun haben, Schreibmaschinenfräulein und dergleichen, für Freunde und Bekannte soviel bezogen, daß der Geschäftsführer zu einem Sortimenter-Kollegen sagte: wenn du solchen Bedarf von Volckmar hättest wie wir, könntest du froh sein. Der betr. Geschäftsführer des Verlags hat übrigens dann diesem Unfug ein Ende gemacht. Ein anderer Kollege erzählte, daß sein Verleger-Chef für seine Kegelbrüder, darunter Herren mit einem Jahresein kommen von 20—25 000 alle Bücher zum Nettopreis be sorgt. Ich mutz gestehen, daß mir die parlamentarischen Aus drücke fehlen, um ein solches Verfahren gebührend zu kenn zeichnen. Wenn so ein Herr zufällig unter uns sitzt, mag er es sich hinter die Ohren schreiben und sich vor seinem eigenen Gehilfen schämen. Wo sollen wir Sortimenter noch Geschäfte machen? Abgesehen davon, daß der Verlag die besten Ge schäfte direkt macht, macht er auch noch dem Sortiment durch Nettolieferung fremden Verlages großen materiellen und ideellen Schaden. Diese Art der Verlegerschleuderei wird außerordentlich gefördert durch die Barsortimentskataloge. Als ich mich vor 15 Jahren etablierte, kamen manche Verleger zu mir und be stellten bei mir ihren Privatbedarf; ich habe mit 15 Prozent Rabatt geliefert. Das fällt jetzt weg. Der dümmste Mensch braucht bloß einen Katalog der Bar-Sortimente aufzu schlagen, und darnach bestellt er seine Sachen. Vielleicht haben meine Worte doch den Erfolg, daß der oder jener Verleger in sich geht und nicht in dieser geradezu unerhörten Weise den Sortimenter schädigt. (Bravo!) Vorsitzender: Ich möchte dazu bemerken, daß der Vorstand des Ver legervereins zu der Lieferung an Freunde und Bekannte schon Stellung genommen hat und seinen Mitgliedern ein Formular zur Verfügung stellt, durch das derartige Zumutungen abge- lehnt werden. Der Verlegerverein hat also in dieser Bezie hung seine Pflicht getan. Wir gehen weiter. Verbot übermäßig langer Zahlungsfristen, -- das wird nachher behandelt werden; ebenso Erlöschen des Subskriptionspreises; auch das wäre bei der Verkaufsordnung zu behandeln. Vereinsbuchhandel. — Herr Paul Nitschmann, Berlin: Meine Herren! Ich möchte nur wenige Worte über den Vereinsbuchhandel sagen. Sie wissen alle, daß der Vorstand des Börsenvereins einen schweren Kampf gegen eine Ver« einsbuchhandlung zu führen hat. Ich glaube, wir können hier den Vorstand des Börsenvereins stärken, auch nach außen hin, wenn wir erklären, daß der ganze deutsche Buchhandel bei diesem berechtigten Kampfe hinter ihm steht. Vielleicht wirkt das auf die Instanz, vor der jetzt der Prozeß schwebt, doch einigermaßen belehrend. Ich möchte Sie bitten, den Vorstand des Börsenvereins darin zu bestärken, wenn er den Vereins buchhandel in der von ihm und uns gut befundenen Form bekämpft. (Bravo!) Vorsitzender: Wir gehen weiter. Abzahlungsgeschäfte. — Pfandleihen. Inserate der Ab zahlungsgeschäfte. — Reinigung des Adreßbuchs. — Kom missionäre. — Grossistenfrage. — Herr Hermann Strcller, Leipzig: Meine Herren, ich habe mit großem Erstaunen hier ge lesen, daß die Verhandlungen mit den Grossisten leider ergeb nislos verlaufen seien. Das ist nicht der Fall; ich möchte die Herren in Schutz nehmen, die an den Verhandlungen teil genommen haben. Es ist von der Vereinigung der Grossisten ein Exposö ausgearbeitet worden, 30 Seiten Folio stark, das dem Börsenverein am 27. Januar eingereicht wurde; darauf hat der Börsenvereinsvorstand am 29. März geantwortet. Die Antwort ist noch nicht zur Besprechung gelangt; nach unserer Meinung sind Jrrtümer über unsere Absichten entstanden. Jedenfalls schweben die Verhandlungen noch, und es ist ein Irrtum, wenn es hier den Anschein hat, als wäre die ganze Sache unter den Tisch gefallen. Herr Bernhard Staar: Ich halte es ebenfalls für wünschenswert, daß die Auch buchhändler etwas eingeschränkt werden; aber es ist in Eisenach ausgeführt worden: diese Frage ist nicht so brennend wie die des ungenügenden Rabatts. Herr Otto Maier sagte damals ganz richtig: Es handelt sich nicht um die Umsatz frage beim Sortiment, sondern um die Verdienstfrage. Denn trotz der vielen Auchbuchhändler werden im Sortiment noch ge waltige Summen umgesetzt, aber infolge des von vornherein zu niedrigen Verdienstes sind auch Geschäfte mit großem Um satz nicht rentabel, wie wir ja aus dem Munde bemfener Ver treter des Sortiments dauernd hören. Vorsitzender: Wir fahren in der Besprechung des Jahresberichts fort. Lieferungsbedingungen der Barsortimenter. Herr Bernhard Staar: Wir haben im Börsenverein eine Verkaufs- und Ver kehrsordnung. Leider setzen sich über diese von uns gemein schaftlich sestgestellten Gesetze eine Anzahl Verlegerfirmen hinweg, meiner Meinung nach ohne Grund, und zwingen uns Sortimentern Sonderbedingungen auf, die teilweise nicht zu erfüllen sind oder, wenn sie erfüllt werden müssen, uns eine § furchtbare Last auferlegen. Ein Verleger in Leipzig erklärt: