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7096 v«r>in«latt f. d. Ltlchll. vuchh-ndil. Nichtamtlicher Teil. ^ 1S3, II Juni 1912 eine ganz kleine Anzahl wissenschaftlicher Verleger auch heute schon mit 30 Prozent liefern. Die Kollegen vom Verlag, die mich darauf aufmerksam machten, glaubten, daß sowohl ich als das Sortiment keine Ahnung habe, daß schon verschiedene Novitäten mit 30 Prozent geliefert werden. Das war mir, wie gesagt, bekannt, und es war lediglich ein Lapsus, daß ich das nicht erwähnt habe. Ich will also hier an dieser Stelle gern nachholcn, daß die Weidmannfche Buchhandlung teil weise jetzt mit 30 Prozent liefert, ebenso Dietrich Reimer, Georg Reimer und einige andere. Besonders mache ich die Kollegen vom Sortiment daraus aufmerksam, daß die Weid- mannsche Buchhandlung ihre Schulbücher den Firmen, die Konto haben, in Jahresrechnung liefert, was dem Bezüge vom Barsortiment gegenüber einen erheblichen Vorteil bedeutet. Ich muß aber trotzdem den Behauptungen, die der Vor stand im Jahresbericht aufstellt, zustimmen, daß -der große wissenschaftliche Verlag im allgemeinen sich immer noch ab lehnend verhält. Die großen Firmen, die Monopolverleger, die den Markt beherrschen, die wir deshalb brauchen, stehen nach wie vor auf dem Standpunkt: uns ist das egal, seht zu, wie ihr fertig werdet. Meine Herren, wie liegt die Sache im Sortiment? Wir können alle Mehrspesen, die uns dauernd Zuwachsen, niemals abwälzen, wie es andere Berufe tun. Ich erinnere daran, daß jetzt wieder die Versicherung der Privatbeamten kommt, die dem Sortiment erhebliche Kosten auferlegen wird, und die wir wieder aus unserer Tasche bezahlen müssen, so daß der Gewinn wieder beschnitten wird. Die Herren Verleger ihrer seits werden diese Mehrkosten selbstverständlich abwälzen und danach ihre Kalkulation machen, aber dem Sortimenter einen seinen Unkosten entsprechenden Gewinn zu gewähren, das geht angeblich nicht. Mit anderen Lasten geht es ähnlich. Denken Sie an die dauernde Steigerung der Mietpreise in den großen Städten. Erinnern Sic sich der vielen Läden von Sortimentsbuch handlungen, die früher in Berlin in der Leipziger Straße waren: jetzt ist dort nicht eine einzige Sortimentsbuchhand lung mehr; ebenso in dem Hauptteil der Friedrichstratze; Unter den Linden ist noch eine, die anderen sind verschwunden. Wenn also der Verlag bei der Bemessung des Sortimenter- Rabatts nicht sehr bald diese Gesichtspunkte in Betracht zieht, dann kann man sich an den fünf Fingern abzählen, daß in ab sehbarer Zeit der deutsche Sortimentsbuchhandel schließlich zugrunde gehen mutz. Ein Rabatt von 25 Prozent ist ganz ungenügend für ein Detail-Ladengeschäft nach Art des Sortimentsbuchhandels. Ich mache dabei auf Folgendes aufmerksam: Fast die sämtlichen wissenschaftlichen Zeitschriften müssen wir mit 25 Prozent und weniger pro anno vorausbezahlen, das sind erhebliche Beträge, die wir dem Verleger zur Verfügung stellen müssen: mit unserem Sortimentergeld arbeitet der Ver leger. Wir selbst kriegen die wissenschaftlichen Zeitschriften im günstigsten Falle dann bezahlt, wenn wir schon den neuen Jahrgang wieder bezahlen müssen. Ich habe versucht, meinen wissenschaftlichen Kunden die Zeitschrift im Juli auf die Rechnung zu setzen; da sind die Abonnenten gekommen und haben mir erklärt: setzen Sie das ab; wenn das letzte Heft ge kommen ist, dann bezahle ich. Ich möchte dem Verlag nochmals ans Herz legen, ob es nicht möglich ist, den Rabatt bei Zeitschriften, die wir voraus bezahlen müssen, ebenfalls zu erhöhen, wenigstens auf 30 Pro zent. Mir hat heute ein Sortimenter gesagt, daß er u. a. einer großen wissenschaftlichen Verlagsbuchhandlung im Januar den Betrag von 400 für Zeitschriften pro Jahr vorausbezahlen mutz. Wenn wir nur hundert solcher Sorti menter rechnen, in Wirklichkeit sind es natürlich mehr, so be deutet das, daß man einem Verleger 40 000 im voraus auf den Tisch legen muß. Soweit ich die Sache berechnet habe, geht die Summe, die das Sortiment den, Verlag im Januar für die Zeitschriften vorausvezahlt. schlecht gerechnet in viele Hunderttausende. Auch wieder eine Illustrierung zu der schönen Behauptung, daß wir Sortimenter mit Verleger- kapital arbeiten, weil wir die Bücher in Kommission beziehen können. Wenn wir Bücher in Kommission beziehen, so liegt die Sache erheblich anders. Es ist ein großer Unterschied, ob ich mit barem Gelds, das ich für noch nicht gelieferte Waren eingenommen habe, arbeite, oder ob man die Ware erst ab setzen muß und sie dann oft früher bezahlen mutz, als man selbst Geld dafür erhalt. Wenn Sic unter Berücksichtigung dieser Verhältnisse an die Revision Ihrer Bezugsbedingungen gehen und dann vielleicht für das Sortiment ein besseres Herz haben, so würde ich mich freuen, daß diese Worte, die ich jetzt an Sie gerichtet habe, nicht vergeblich gewesen sind. Vorsitzender: Vielleicht ist es zweckmäßig, wenn die Herren gleich die Rabattdifferenzierung und die Sonderbcdingungen mit in den Kreis der Erörterung ziehen. Herr Otto Paetsch, Königsberg: Meine Herren, seit wir uns hier über diese Frage zum letzten Male unterhalten haben, ist ein Jahr ins Land ge gangen, das uns hinsichtlich der Verlegerrabatte nicht einen einzigen kleinen Schritt vorwärts gebracht hat. Ich möchte mich nicht ergehen in allgemein gehaltenen Klagen, die immer wieder nur dasselbe bringen können, was schon seit einem Jahrzehnt hier in allen Variationen vorgebracht wurde. Während des abgelaufenen Geschäftsjahres habe ich den Novitötenvertrieb, mit dem ich mich >m vorigen Jahre unter Beibringung von größerem statistischen Material hier ein gehend beschäftigt habe, nicht aus dem Auge verloren; ich möchte, um für den unzureichenden Rabatt bei wissenschaft licher Literatur einen weiteren Beweis zu erbringen, heute wieder eine kleine Statistik bekanntgeben. Es handelt sich um die Novitätenvorlage bei der Königlichen Bibliothek. Meine Firma legte dort Rovitäten-Ansichtssendungen vor: Im Zeitraum Im Ge wicht Kß Im Wert lord.) Behalren wurde für 5Z Ns AZ Die Post- Porto- spesen Leipzrg' Königsbg. § Der Rabatt »s- ZN Iuli/Sept.1911 M-/r 666.60 116.50 29.12 56 ÜAX18H -- 10.08 8.74 10.30 Okt./Dez. 1811 8SV- 1130.15 106.50 26.62 89 K§X18<Z --- 16.02 7.99 2.61 Fan./März1912 80'/, 941.50 188.45 46.61 801iZXl8H -- 14.40 13.98 18.23 LLV Lx 2747.25 409.45 102.85 40.50 30.71 31.14 Das Resultat innerhalb 9 Monaten ist also: 226 Kilo Novitäten im Werte von 2747.25; behalten wurden für .A 409.45, der Bruttogewinn betrug 102.35, Porto und Spesen 40.50, Rabatt 30.7l, Reingewinn 31.141 Meine Herren, wollen Sie nun berücksichtigen, daß die be haltene Ware zirka den siebenten Teil ausmachte von der, die vir insgesamt vorlegten, daß wir demnach sechs Siebentel remittieren mutzten; dieses ging per Fracht zurück, etwa im Gewicht von 195 Kilo. Der Frachtsatz von Königsberg nach Leipzig kostet pro 100 Kilo 6.20; demnach kürzt sich der Gewinn von 31.14 um 12.09, und es bleiben nun nur noch 19.05 übrig. Nicht berücksichtigt sind dabei die Kom missionärspesen und das Rollgeld. Meine Herren, bei nahezu 3000 Novitätenvorlage blieb also ein Gewinn von noch nicht IS «kt, ein Prozentsatz, der sich