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4634 Vermischte Anzeigen. 282, 7. December. Für Buchdrucker uud Buch händler. »7717.j Unter obiger Ueberschrift macht Herr I. H. Geiger (Moritz Schauenburg) in Lahr auf eine Versteigerung von 4 (?) Buchdruckereien auf merksam, welche er Anfangs December in Straß burg veranstalten wird. Hätte sich Herr Schauen burg einfach aus diese Anzeige beschränkt, so würde dieselbe zu keiner Berichtigung Veranlas sung gegeben haben. Da er aber hinzufügt: „Auch ist in Straßburg selbst, wo sich gegenwärtig nur 7 Druckereien — darun ter nur drei größere — befinden, noch mehr als hinreichende Arbeit für weitere Geschäfte vorhanden. Mein dortiges Geschäft lieferte in 19 Monaten sür 390,700 Franken Accidenzarbeiten", so bedarf dieser Passus einer Klarstellung für „Anfänger, welche sich etabliren wollen". 1. Herr Moritz Schauenburg hatte das Gros der Straßburger Arbeiten ü tout xrix an sich gezogen und dieselben zu solchen Schleuder preisen übernommen, daß er nach zweijährigem Schaffen Straßburg verlassen mußte, ohne seinem eigenen Eingeständnisse zufolge einen Franken Nutzen mit nach Lahr hinüberzunehmen. 2. Die Eisenbahnarbeiten, welche Herr Schauenburg am 1. Januar a>. e. an ein an deres concurrirendes Haus verlor, machten allein U der obigen Summe aus. 3. Die Postarbeiten waren zu so schlechten Preisen von Herrn Schauenburg übernommen worden, daß er dieselben schon seit längerer Zeit freiwillig an ein Frankfurter Haus abgetreten hat. 4. Was den gegenwärtigen Umfang der in Straßburg zu vergebenden Arbeiten anbelangt, so ist derselbe so beschaffen, daß jedes der drei größeren Geschäfte für sich allein die Totali tät aller Arbeiten bequem bemeistcrn könnte. 5. Das größte Haus, welches sämmtliche Arbeiten für die Bahn und für viele anderen Behörden liefert, sah sich trotzdem vor kurzem veranlaßt, die Arbeitszeit um einige Stunden täglich abzukürzen. 6. Der Chef des zweitgrößten Hauses ist genöthigt, einige Male im Jahre nach Paris zu reisen, um sich von dort Arbeit herbeizuholen. 7. Das dritte Haus ist wegen Mangels an Arbeit genöthigt, sich auf Verlagswerke zu wer fen, und hat trotzdem über die Hälfte seiner Ma schinen leer stehen. Mögen nun bei diesen verlockenden Aussich ten 3 oder 4 Herren Collegen dazu übergehen, in Straßburg einer culturhistorischen Aufgabe obzuliegen, so ist ihnen dies selbstverständlich un- verwehrt, allein wenn sie auch gleichzeitig an ihren Geldbeutel denken wollen, so werden sie gut daran thun, die Verhältnisse nicht durch die Schauenburgische Brille anzusehen. Straßburg, 19. November 1874. Fr. Wolff, Buchdruckerei und Verleger der Straßburger Zeitung. I47718Z Abfertigung für Herrn F. Thiel, Firma Friedrich Wolff in Straßburg. In meiner Anzeige über die Versteigerung meiner Straßburger Buchdruckerei habe ich, wie ich eben bemerke, einen Punkt ausgelassen, näm lich den, „daß dicConcurrenzverhältnisse in Straßburg keine angenehmen sind". Herr Thiel, Verleger der amtlichen Straß burger Zeitung, hat sich nun bemüht, das Ver säumte statt meiner nachzuholen und ein 40 Doppclzeilen langes Inserat in Nr. 275 der „Carlsr. Ztg." erlassen, aus welchem sür jeden Unparteiischen zu ersehen, daß über'm bloßen Geschäftsneid aller Anstand schwinden kann. Herr Thiel verändert meine Anzeige durch Auslassungen und Fragezeichen und glossirt sie in einer Art, die in der Buchdruckerwelt bisher nicht gebräuchlich war und auch wohl niemals bei Denen in Aufnahme kommen dürfte, die sich eine Concurrenz auf anständige Weise vom Halse halten wollen — er verdreht und entstellt. Wenn man, wie ich, aus Herrn Thiel's eigenem Munde die Art und Weise kennt, wie man während des Kriegszustandes in Straßburg zu rechnen gewohnt war, wird man es natürlich finden, daß mir der größte Theil der Arbeiten zufallen mußte. Zu näherem Verständniß möge folgendes Histörchen dienen: Den Firmen Fr. Wolff und Berger-Levrault wurde zu gleichen Theilen die Lieferung der Standesbücher über tragen. Die Firma Wolff rechnete: Auslagen 4000 Fcs., 100 hh Zuschlag 4000 Fes., in Summa 8000 Fcs. Der Ueberbringer sieht nun auf dem betr. Bureau zufällig die Rechnung für die gleiche Arbeit von Berger-Levrault über 12,000 Fcs. — und eiligst addirt die Firma Wolff weitere I00HH und stellt ihre Rechnung ebenfalls auf 12,000 Fcs. — Wenn auf solcher Berechnung die Normal preise des ehemaligen Herrn Cigarrenhändlers basiren, so kann ich ihm freilich die Berechtigung, meine Ansätze „Schleuderpreise" zu nennen, nicht absprechen. Herr Thiel nennt meine Preise „Schleuder preise" und stellte doch mit andern Buchdruckern, welche, wie er selbst, zur Zeit als ich die Arbei ten in ehrlicher Submission übernahm, noch keine Buchdruckereien besaßen, einen Sturmlauf sogar bis ans Reichskanzleramt an, um es als ein Unrecht darzustellen, daß diese Arbeiten, für welche ich, aus eingegangene Verpflichtungen bauend, meine Druckerei auf 7 Schnellpressen und circa 280 Ctr. Schrift rc. ausgedehnt hatte, von meinem Geschäft gelicsert wurden. Als auf Ver anlassung des Reichskanzleramtes, welches bemüht ist, allen Wünschen aus dem Reichslande mög lichst entgegenzukommen, ein Theil der Arbeiten wirklich anderen Druckereien zugetheilt wurde, hatte ich keine Veranlassung mehr, fernerhin die unermeßlichen Opfer an Ruhe und Familienglück zu bringen, welche ich durch die Uebernahme des „Niederrheinischen Kurier" und dessen Fortführung als unabhängiges Blatt im Interesse der deut schen Sache aus mich genommen hatte. Ich hatte vier Jahre lang Unangenehmes in so reichem Maße zu bekämpfen gehabt, daß ich genug hatte. Da gab es die lügenhastcn Gehässigkeiten, welche z. B. die „Frankfurter Zeitung" (zum Theil von Herrn Thiel, dem Verleger einer amtlichen deutschen Zeitung bedient), der „Mannheimer Anzeiger" und andere Blätter immer und im mer wieder auftischren, indem sie mein Unter nehmen das eine Mal als von der Regierung bezahlt, das andere Mal als „durch kolossale Verluste zu Grunde gerichtet" darstellten; ferner die Manipulationen der Concurrenz, von denen Herr Thiel jetzt wieder ein Beispiel gibt, und die vor einem Jahre sogar dahin führten, daß in das „Stuttgarter Tageblatt' die Lüge prakti- cirt wurde, ich hätte meine Zahlungen einge stellt. Hat doch Herr Thiel öffentlich erklärt, „er werde kein Mittel scheuen, die Concur renz meiner Druckerei niederzuhalten, da er durch dieselbe zu Grunde gerichtet werde", und wahrlich, er hat kein Mittel ge scheut. Hat er sich doch nicht entblödet, der Provinzial-Disconto-Gescllschaft in Straßburg, die mir einen größcrn Credit an geboten hatte und der ich damals noch einige Tausend Thaler schuldete, das Anerbieten zu stellen, ihr diese Forderung abzukaufcn, da er glaubte, mein Ge schäft dadurch unterdrücken zu können. Herr Thiel hatte sich diesmal verrechnet und mußte die Demüthigung erleiden, daß sein Ansinnen „mit Verachtung" zurückgewiesen wurde, wie mir die Herren Directoren erzählten. Zu Satz 3. ist bezüglich der Poslarbeiten zu bemerken, daß dieselben immer noch zu gleichen Preisen in Frankfurt a/M., sogar 33^^ billiger in Chemnitz und I5HH billiger von allen andern Postdruckereien geliefert werde». Ich trat die selben durchaus nicht wegen der Preise an das Frankfurter Haus ab, sondern weil ich den Oberpostdirectionen, wie allen andern Behörden, den Vertrag gekündigt hatte und mein Geschäft schloß. Mein Inserat suchte nachzuweisen, daß auch in Straßburg sür ein allenfalls am Platze zu etablirendes Geschäft Arbeit zu finden sei. Jeder Buchdrucker von einiger Einsicht wird er messen, daß sich in einer Stadt von 100,000 Ein wohnern mit Universität von ca. 80 Professoren, einer Reihe von Centralbehörden, mit der von Herrn Thiel erwähnten Gelegenheit, für Paris drucken zu können (da die elsässischen Setzer im franz. Satze geübt sind), noch Beschäftigung für manchen tüchtigen Mann bietet. Für lolche und nicht für ehemalige Cigarren händler und Geschästsagenten ist meine Ver steigerung ausgeschrieben und meine Druckerei zur Einsichtnahme geöffnet. Falls Herr Thiel sich ferner bemüßigt fin den sollte, sich in Dinge zu mischen, die ihn nichts angehen, hat er von mir keine Antwort zu er warten. Lahr, am 22. November 1874. Moritz Schauenburg. Verlag von Otto Gülker L Co. in Berlin. s47719Z Pädagogische Werke, besonders Schulbücher. inserirt man am wirksamsten im „Central- Organ für die Interessen des Realschul- wejcns", da das Journal nur in Fachkreisen gelesen und außer den Privaten allein gegen 400 Anstalten, Real-, Gewerbe- und höhere Bürgerschulen zu seinen Abonnenten zählt. Jnserlionspreis pro durchlaufende Zeile 5 Sgr. — Beilagen 3 Thlr. — Bei Wiederholung 25>)(, Rabatt. ^uslLiiäiselwr Journal-LataloA kür 1875. j47720.j Loellsn ersellien unck stellt gratis ru Diensten: VerLeioIrniSs clsr gangbarsten ausILlläiseükii ^ourns,!«. 2n llerisllen von L. .1uuZ-^l6tißsi6l lir knris. k'. I-0MV6 j» litzijtilix. 1875.