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Dom Antiquariatshandel. 17. >1 siehe Ar. SS.) Die augenblicklich« Lage. — Ein Gesamtkatalog der Inkunabeln in Amerika. — Kostbare Einbände. Wenn sich jemand einen recht lehrreichen Eindruck von den verworrenen Zuständen verschaffen will, die — wie überall sonst — jetzt auch im Antiquariat herrschen, so braucht er nur eine Reihe von neuen Katalogen zur Hand zu nehmen und die Ver kaufsbedingungen, die einem jeden davon vorgcdruckt sind, mit einander zu vergleichen. In früheren Zeiten brachten sie den Käufern, wenn cs sich um einigermaßen bedeutende Summen handelte — und die bedeutenden Summen begannen damals schon mit 20 Mark —, immer gewisse Erleichterungen und Vor teile. Das ist jetzt vorbei. Ich will, auch wenn ich auf die früheren Zustände gelegentlich zurückgreifc, keine Kritik an den jetzigen Bestimmungen üben. Außergewöhnliche Verhältnisse er fordern außerordentliche Maßnahmen, schnell wechselnde Ver hältnisse ebenso schnell wechselnde Entschlüsse. Ich weiß, daß man nicht in einem jeden Falle erst eine Rundfrage veranstalten kann, wie die andern es machen wollen. Die Buntscheckigkcit der Verkeufsbedingungen, wie sic sich im folgenden darstellen wird, dürfte aber doch manchem die Augen dafür öffnen, daß es auch für die Antiquare notwendig werden wird, eine größere Einheitlichkeit darin anzustreben, damit der Eindruck, den die Käufer von all dem empfangen, sie nicht ganz irre macht in ihrem Glauben an den deutschen Buchhandel. Diejenigen Antiquare, die ihre Bücher ohne einen nachträg lich cingeführtcn Aufschlag auf die im Katalog gedruckten Preise anbieten, die auch sonst ihre Friedensbedingungen nicht ge ändert haben, gehören zu den Weißen Raben. Aber es gibt solche. — Eine Anzahl betont cs besonders, daß außer den Versendungskosten auch die der Verpackung von den Käufern zu tragen sind. Weiterhin wird verkündet, daß »jeder Rabatt auf gehoben ist-; »auch für Buchhändler-, setzen andere dazu. Die letzte Bestimmung ist natürlich sehr betrüblich. Wieder andere sagen, daß sie -eine Lieferungspflichl — einen Liefcrnngszwang nicht anerkennen-. Dann kommen die Pretsaufschläge in buntester Reihe: «Auf alle Preise dieses Katalogs wird ein Teuerungszuschlag von 157» erhoben» (am Kopf des Katalogs); »Die Preise sind netto, zuzüglich 20"/- Teucrungszuschlag« (ebenso am Kopf des Katalogs); »307» Teuernngszuschlag» (dem Umschlag nachträglich anfgc- stempelt); «Teuerungszuschlag 50 Proz.» (dem Katalog aufgedruckt; daneben existieren aber Exemplare des Katalogs, die diesen Aufdruck nicht oder — vielleicht richtiger gesagt -- noch nicht tragen); »Auf die Preise wird ein Zuschlag, (auf zwei kurz Hinterem- von 3V"/» erhoben- !ander erschiencnen Kaia- -Auf die Preise wird ein Zuschlag (logen derselben Firma von 50"/- erhoben- I aufgedruckt); «Wir sind genötigt, auf die beigedruckten Preise einen Aufschlag von 700'/° zu erheben« (auf angeklebtem roten Zettel). Ganz ähnlich ist es bei den Österreichern. Der eine hat Kronenpreise, ohne einen Aufschlag zu fordern; der zweite er hebt »mit Rücksicht auf den derzeitigen Stand der Krone und auf die erhöhten Druck- und Betriebskosten- einen Aufschlag von 1007»; der dritte setzt seine Preise in Mark an und erhöht sie durch einen nachträglich beigefügten Zettel um 507»; der vierte aber bedingt die Zahlung in schweizerischen Franken. Dem Ausland gegenüber verhalten sich die deutschen Anti quare ebenso verschieden. Manche haben ihre Preise von vorn herein nur für das Ausland kalkuliert und liefern zu den im Katalog verzeichneten Ansätzen, gegebenenfalls mit dem nach träglich bekanntgegebenen Ausschlag; andere liefern im Inland zu den beigedrucklen Preisen, nach dem Ausland mit einem Zu schlag von 20, von 30, von 507»; wieder andere berechnen »die angezeigten Preise zur Hälfte der Goldmark-, und schließlich findet sich auch die Bestimmung, daß nach dem Ausland »zu dem wm Börsenverein der Deutschen Buchhändler festgesetzten Zwangskursc» geliefert wird. Bei den meisten Katalogen muß man jetzt immer erst ein Rechenexempel machen, um den wirklichen Preis festzustellen, den ein Buch kosten soll, und in all dem Wirrwarr verliert man schließlich das Gefühl für teuer oder billig fast vollständig. Die Sprunghaftigkeit nachträglich eingeführter Zuschläge zu den gedruckten Preisen rührt natürlich daher, daß die deutsche Mark, che ein solcher Katalog ausgedruckt und verschickt worden ist, wieder eine erhebliche Einbuße an Wert erlitten hatte. Die Preise waren zwar von vornherein für ausländische Käufer be rechnet, es wäre in dem späteren Augenblick aber töricht gewesen, ihnen die betreffenden Bücher dafür zu überlassen. Immerhin macht ein solcher angeklebter Zettel mti seiner ominösen Bot schaft keinen sehr günstigen Eindruck. Ein Grund mehr dafür, nicht diese, sondern eine andere Methode für die Berechnungen bei Auslandlieferungen zu wählen: Inlandspreise anzusetzen und vom Ausland die Hälfte der Goldmark zu verlangen, wie schon früher vorgcschlagen, oder aber die Umrechnungen nach den Be timmungen des Börsenvcreins auch für Antiquare vorzunehmen. Dabei dürfte man aber auf dem Umschlag nicht einfach anzeigen: »die Berechnung erfolgt nach dem vom Börsenverein . . . fest gesetzten Zwangskurse-. Man kann nicht verlangen, daß aus ländische Käufer die im Börsenblatt veröffentlichten Anordnun gen kennen und regelmäßig verfolgen; man muß ihnen schon ein etwas genaueres Bild von der Höhe dieses Zwangskurses verschaffen. übrigens hat die Verwendung von Preisen, die fürs Aus land zugeschnilten sind, in unseren Katalogen noch eine zweite Schattenseite. Es werden dadurch bei Bllcherbcsitzern des Jn- andes ganz falsche und übertriebene Vorstellungen von dem Werte ihres Eigentums hervorgerufen und ge nährt. Die Folgen zeigen sich schon und werden sich allmählich beim Einkauf immer mehr bemerkbar machen. Dann aber kann man die Geister nicht wieder los- werden, die man selbst gerufen hat. Zunächst zeigt es sich schon bei den kleinen und ganz kleinen Antiquaren, die überhaupt nie mals Kataloge hcranszugeben Pflegen, die ihren Kram in kleinen Läden, in Durchgängen oder vom Karren verkaufen. Sic for dern ganz unsinnige Preise, bieten Nachdrucksäusgaben, die