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137, 16. Juni 1899. Nichtamtlicher Teil. 4408 Leipziger städtischen Kaufhauses (Mcßpalast) veranstaltet werden. Der Ausstcllungsausschuß versandte folgende Einladung: -Erfinder, Verfertiger und Verleger von Lehrmitteln werden hierdurch ersucht, ein Verzeichnis der in den letzten zehn Jahren neu herausgegcbcncn oder verbesserten Gegenstände, deren Aus stellung sie wünschen, bis zum 1. Juli an den Vorsitzenden des Aus- stellnngsausschusses, Herrn Lehrer Reinhold Helm, Leipzig, Men- delssohnstraßc14,I, einzuscnden. Ausgestellt werden nur Gegenstände, die von hiesigen Sachverständigen als empfehlenswert bezeichnet wer den; ganz ausgeschlossen bleiben Schulutcnsilicn (Schulbänke, Tafeln u. s. w.) und Bücher. Um Einsendung der Lehrmittel selbst werden wir die in Frage kommenden Firmen seinerzeit in einem besonderen Schreiben ersuchen. Alsdann tragen die Einsender das Risiko und sämtliche Transportkosten, auch die der Rücksendung. Platzmiete wird dagegen nicht erhoben; auch übernimmt der Allgem. Sächsische Lehrerverein die Ausgaben für Beaufsichtigung und für Versicherung gegen Feucrsgesahr. Der Ausstellungsausschuß arbeitet einen bei Ernst Wunderlich in Leipzig erscheinenden Katalog aus, der allen Besuchern der Generalversammlung überreicht, also sofort in mehreren Tausend Exeniplaren verbreitet wird.- Vermächtnis. — Der Universität Bonn wurde ein Ver mächtnis im Betrage von etwa einer Million Mark aus der Hinter lassenschaft des in diesen Tagen in Honnef verstorbenen Rentners Otto Hölterhoff zugewandt. Das Vermächtnis erfolgte zur Erin nerung an die verstorbene Gemahlin des Testators, eine Tochter des früheren Bonner Professors Böcking. Was englische Dramatiker verdienen. — Der »Leipziger Ztg.- entnehmen wir die nachfolgende Mitteilung, die wir ihres allgemeinen Interesses wegen wiedergeben, ohne für die Richtigkeit der Angaben Gewähr zu leisten: -Die wenigsten englischen Dramatiker verkaufen von vornherein ihre Stücke. Alles hängt vom Erfolg ab, und ein Stück, das nur einigermaßen den Beifall des Publikums erringt, ist für seinen Verfasser eine Goldgrube. Eine englische Revue berechnet, daß ein Stück nur 200 Mal in guten Londonern Theatern auf geführt zu worden braucht, um dem Autor bei 5 Prozent Ge bühren 80—100000 einzubringen. Dazu kommen noch die Auf führungen in den Provinzen, bei denen 100—200 pro Auf führung für den Autor festgesetzt sind, und die Aufführungen in Amerika und Australien. Aber diese Summen verschwinden gegen über den Einnahinen, die einige der beliebtesten Dramatiker heute zu verzeichnen haben. Mit seinen beiden populär gewordenen Melodramen »Die Lichter Londons» und -Hafen-Lichter» hat G. R. Sims z. B. über 600000 ^ jährlich verdient, und zwar zog er aus den Provinzen doppelt so viel als aus London. Man kann annehmen, daß Sims mit allen seinen Stücken jetzt schon über 4000000 -gemacht- hat. Weit mehr noch hat aber die Bühne W. S. Gilbert gebracht, der mit Sir Arthur Sullivan gemeinsam die Opern verfaßt hat. Die Einnahmen aus diesen Opern belaufen sich bis auf 60 000 000 >6. Wenn auch Gilbert nur einen Anteil von 10 Prozent davon erhielt, so würde ihm das allein schon 3 000 000 oder ein Jahreseinkommen von circa 150 000 sichcrstellen. Die -Alte Heimstätte», die Denman Thompson so populär machte, brachte zwölf Jahre lang jährlich 1600 000 Bei 10 Prozent Anteilen des Autors würde sein festes Jahreseinkommen fast 200 000 ^ betragen. Aehnliche Summen erzielen heute die Stücke von Pinero. Ein Freund des Dramatikers hat verraten, daß allein die -Süßen Lawendel» ihm 400 000 ^ eingebracht haben. Im ganzen beläuft sich sein jährliches Einkommen aus seinen Stücken in den letzten Jahren ! stets auf 400 000 Barrie hat mit dem -Kleinen Minister sich ein festes Einkommen von 80 000 jährlich erworben. Dazu kommen noch 200000 für das Veröffentlichungsrecht der ursprüng lichen Novelle. Manche Goldmine dürfte wohl weniger Geld einqebracht haben, als dieses eine kleine Buch mit seinen ungefähr 110 000 Wörtern.- Universitätsbibliothek in Würzburg. — Die Würz burger Universitätsbibliothek empfing eine beträchtliche Bereicherung durch Zuweisung des der medizinischen Fakultät als Vermächtnis hinterlassenen medizinischen Teils der Bibliothek von Or. mock. H. Rohlfs, der sich als Geschichtschreiber der Medizin einen Namen gemacht hat. Diese neue Erwerbung umfaßt mehr als 5000 Bände. Personalnachrichten. Auszeichnung. — Dem Verleger des -Rheinischen Merkur- Herrn Buchhändler und Buchdruckereibesitzer Heinrich Theissing in Köln ist aus der päpstlichen Präfektur in Rom folgendes Dekret zugekommen: -Aus dem Apostolischen Palaste. -Seine Heiligkeit Papst Leo XIII. haben geruht, dem Herrn Verlagsbuchhändler Heinrich Theissing in Köln zum Ausdruck seiner Wertschätzung und in Anerkennung der von demselben gegen den Apostolischen Stuhl an den Tag gelegten kindlichen Verehrung den Titel eines Verlegers des Apostolischen Stuhles zu verleihen, mit der Ermächtigung, das Wappen Sr. Heiligkeit zu führen. «Aus dem Vatican, 6. Juni 1899. (ll. 8.) gez.: Mario Kard. Mocenni, Präfekt der hh. Apostolischen Paläste.« Oberreichsanwalt. — An Stelle des als Präsident des Oberlandesgerichts nach Köln gehenden Herrn Dr. Hamm wurde Herr Reichsgcrichtsat Or. I. Olsh ausen zum Oberreichsanwalt beim Reichsgericht ernannt. Herr vr. I. Olshausen ist auch dem Buch handel wohlbekannt als Verfasser vieler geschätzter juristischer Werke, insbesondere durch seinen Kommentar zum Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich. Gelehrten - Jubiläum. — Sein fünfzigjähriges Doktor jubiläum beging am 12. d. M. der bekannte Germanist Herr Ge heimer Rcgierungsrat Professor vr. Oskar Schade in Königsberg. Der verdiente Gelehrte, der im vierundsiebzigsten Lebensjahre steht, hatte sich durch eine Reise allen Ovationen entzogen. Vom Kaiser wurde ihm der Rote Adlcrordcn zweiter Klasse mit Eichenlaub ver liehen. In dem Begleitschreiben wird die langjährige rühmliche und segensreiche Thätigkeit des Jubilars auf dem Gebiete der deutschen Sprachforschung in schmeichelhaften Worten hervorgehobcn. Die Universität Halle übersandte eine Erneuerung des Doktordiploms. Oskar Schade, geboren 1826 in Erfurt, lebte 1854—60 iu Weimar und gab damals zusammen mit Hoffmann von Fallersleben das Weimarischc Jahrbuch für deutsche Sprache, Littcratur und Kunst heraus. 1860 kam er nach Halle, 1863 nach Königsberg. Von seinen Schriften und Bearbeitungen seien hier genannt: -Die Sage von der heiligen Ursula und den elftausend Jungfrauen» — -Klopfan, ein Beitrag zur Geschichte der Ncujahrsfcier- — »Geist liche Lieder des 14. und 15. Jahrhunderts- — Satiren und Pas quille aus der Reformationszeit» — -Bruder Rausch- — Volks lieder aus Thüringen- — Deutsche Handwcrkslieder» — -Das Puppcnspiel Doktor Faust- — »lieber Jünglingsweihen» — -Paradigmen zur deutschen Grammatik» — »Altdeutsches Lese buch» — «Altdeutsches Wörterbuch». Anzeigeblatt. Gerichtliche 6ctraim1inachuntzeii. Konkursverfahren. lieber das Vermögen des Buchhändlers Moritz August Ossig zu Essen, Inhabers der Firma M. Ossig, Buch-, Kunst- u. Schreib materialienhandlung zu Barmen, ist durch Beschluß vom heutigen Tage der Konkurs eröffnet. Der Kaufmann Robert Schulte zu Essen ist zum Konkursverwalter ernannt. Offener Arrest und Anzeigefrist bis 3. Juli 1899. Anmeldefrist bis 30. Juli 1899. Erste Gläubigerversammlung 7. Juli 1899, vor mittags 10 Uhr. Prüfungstcrmin 8. August 1899, vormittags 10 Uhr, vor dem König lichen Amtsgericht, Zimmer 43, hier. Essen, 10. Juni 1899. Habighorst, Gerichtsschreiber des König!. Amtsgerichts. Geschäftliche Einrichtungen und Veränderungen. s27632j lob übarnabm clis Vertretung clsr Hirwa üriist Lsvsrin, Luelibanälung, ii Ilästsn i. IVsstk. I-siprig, 14. Inni 1899. I'risärioir Solrusiäsr. s27741j Dem Bedürfnisse folgend, werde ich mich neben dem Musikalicnhandel nun auch dem Buch- und Kunsthandel widmen und mein Geschäft nach dieser Seite hin erweitern. Ich bitte um Zusendung von Vcrlagskatalogen und Eröffnung eines Rechnungskontos, die ich durch thätige Verwendung für die Ver lagswerke und pünktliche Erfüllung meiner Verpflichtungen rechtfertigen werde. Die Herren Breitkopf L Härtel werden auch die Kommission meiner Buch- und Kunst handlung besorgen. Hochachtungsvoll Zittau, Juni 1899. G. E. Käppler. SechsuMcchzlgster Jahrgang. 587