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6602 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 125, 3. Juni 1910 allgemeines Interesse wachrufen, auch künftig nicht verwehrt sein dürfe. Das ist ganz besonders wichtig für die Postkartenindustrie, denn das Publikum versendet gerade gern Postkarten mit Bild nissen von Leuten, von denen man spricht, Gutes und Schlechtes, ganz gleich was, wenn die Bilder nur aktuell sind. Zum Schlüsse sei auch noch darauf hingewiesen, daß, wenn es auch möglich ist, daß der Vater seiner minderjährigen Tochter als deren gesetzlicher Vertreter im Prozeß zur Seite steht, das Recht am eigenen Bilde als Persönlichkeitsrecht doch nur von der Abgebildeten selbst wahrgenommen werden kann. Das geht daraus hervor, daß andere Personen sich erst in die Veröffent lichung von Bildnissen Hineinmengen dürfen, wenn die abgebildete Person verstorben ist. Das Recht am eigenen Bilde gehört zu denjenigen Rechten, die auch von einer beschränkt geschäftsfähigen Person im Sinne des § 106 des Bürgerlichen Gesetzbuchs selbständig ausgeübt werden können. Das kommt insbesondere dann in Be tracht, wenn der gesetzliche Vertreter den Minderjährigen zum selbständigen Betriebe eines Erwerbsgeschäfts ermächtigt, da dann der Minderjährige für solche Rechtsgeschäfte unbeschränkt geschäfts fähig ist, die der Geschäftsbetrieb mit sich bringt. Von wesentlicher Bedeutung für die Beantwortung der Frage, ob in diesem Falle eine Verletzung des Rechts am eigenen Bilde vorliegt, ist auch die Verbindung des Bildes mit dem Buch und dessen Inhalt, bzw. seiner Tendenz. Daß das Gericht ein Ein gehen auf diesen Punkt gerade als überflüssig bezeichnet hat, ist zu bedauern, jedenfalls beweist aber dieser Fall, daß es außer ordentlich notwendig ist, daß die interessierten Kreise sich ein gehender als bisher mit dieser Materie beschäftigen. Kleine Mitteilungen. verband cvangcUschcr Buchhändler. — Die jetzt allent- halben entbrannte lebhafte Bewegung gegen den Schund und Schmutz in Literatur und Kunst veranlaßte den Verband evangelischer Buchhändler sich auf seiner letzten Tagung in Leipzig die Frage vorzulegen, in welcher Weise seine Mitglieder tatkräftig in diesen Kampf eintreten könnten, und wie sie sich zu den ver schiedenen Bestrebungen und Richtungen zu verhalten hätten. Zu diesem Zweck hatte der Vorstand den bekannten Professor vr. Brunner in Pforzheim aufgefordert, einen Vortrag über das Thema: »Der Kampf gegen die Schundliteratur und der Buchhandel« zu halten. Aus seinen reichen Erfahrungen heraus stellte der Referent zunächst die schlimme Wirkung der Schundliteratur auf die Jugend fest und wies nach, wie diese Hefte die Bestie im Menschen großzuziehen sich angelegen sein lassen, er gab ferner einen höchst interessanten Überblick über die fast un absehbare Menge dieser Machwerke, und bezeichnete es als sittliche Pflicht jedes einzelnen, in den Kampf einzutreten. Vor allen Dingen müsse zwischen den Erziehern und der Jugend eine viel innigere Fühlung bestehen, als dieses leider sehr oft der Fall sei, damit mehr als bisher Eltern und Erzieher davon Kenntnis hätten, woher die Kinder ihre geistige Nahrung nehmen. — Mit großer Freude begrüßte er das energische Vorgehen des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler und seine Aufklärungsarbeit. Er bezeichnete es als eine wichtige Aufgabe, die geschäftlichen Interessen des Buchhandels der guten Sache dienstbar zu machen und in den weitesten Volkskreisen auf genügenden Absatz solcher Literatur hinzuwirken, die die Schmutzliteratur zu verdrängen geeignet sei. Bei Herausgabe von Ersatzliteratur dürften im An fänge nicht nur rein künstlerische Gesichtspunkte maßgebend sein, man müßte vor allen Dingen auch dem Volksgeschmack in ge sunder Weise Rechnung tragen. Die praktische Ausführung sei gewiß schwierig, aber keineswegs unmöglich, und verheißungsvolle An fänge ließen hoffen, daß auf diesem Gebiete der Kampf nicht aussichtslos sei. Des weiteren lenkte der Vortragende die Aufmerk samkeit des Buchhandels auf die Bedeutung der Schaufenster und richtete einen warmen Appell an den anständigen Buchhandel, dafür Sorge zu tragen, daß aus den buchhändlerischen Schau fenstern alle Zweideutigkeiten verschwinden möchten. Zum Schluß zeigte er, daß ohne die Mithilfe des Buchhandels der Kampf gegen die Schmutzliteratur nicht siegreich durchgeführt werden könnte, daß der Buchhandel aber in der Lage sei, in wirksamster Weise in diesen Kampf einzugreifen. — Diesen fesselnden Ausführungen schloß sich eine lebhafte Besprechung an, in deren Folge der Beschluß gefaßt wurde, von Verbands wegen eine namhafte Summe für den Kampf gegen die Schmutzliteratur zur Verfügung zu stellen. Zur Revision des Deutschen Buchdruckertarises. — In einer Sitzung der Gauvorsteher und anderer Funktionäre des Verbandes der Deutschen Buchdrucker wurde eingehend über die für das Jahr 1911 vorgesehene Revision des deutschen Buchdruckertarifes verhandelt. Die Beratungen erstreckten sich hierbei namentlich auch auf die allgemeine wirtschaft liche Lage, auf die technische und gewerbliche Entwicklung des Buchdruckgewerbes, auf die Erstarkung der Organisationen der Prinzipale und der Gehilfen, auf die mehrfachen, teilweise nicht ohne Erfolg gebliebenen Versuche außenstehender Kreise, die Vertragspolitik der Gehilfen mit den Buchdruckereibesitzern zu beeinflussen usw. Einhellig waren die Konferenzteilnehmer der Ansicht, daß die Tarifgemeinschaft im Buchdruckgewerbe nicht nur erhalten, sondern noch nach Möglichkeit ausgebaut und ver vollkommnet, und daß deshalb den von den tariffeindlichen Jndustriellen-Verbänden ausgeübten störenden Einflüssen von den Prinzipalen schärferer Widerstand entgegengesetzt werden müßte. Darum müsse das gute Einvernehmen zwischen dem Verbände der Deutschen Buchdrucker (Gehilfen-Organisation) und dem Deutschen Buchdrucker-Verein (Prinzipals-Organi sation) aufrecht erhalten werden. Aus der Mitte der Ver sammlung wurden verschiedene Vorschläge hierzu gemacht. Man besprach die durch die hohen Steuern und Zölle verursachte allgemeine Teuerung in ihren empfindlichen Wirkungen auf die wirtschaftliche Lage der Gehilfen, sowie die 4'/z Prozent be tragende Arbeitslosigkeit und forderte im Anschluß hieran für die Tarifrevision eine zeitgemäße Lohnerhöhung, eine Verkürzung der Arbeitszeit, eine Regelung der tariflichen Lehrlingsskala zum Zwecke der Verminderung der Arbeitslosigkeit und einen besseren Ausbau der Tarifarbeitsnachweise. Die Forderung der Ver kürzung der Arbeitszeit wurde damit begründet, daß die rapide technische Entwickelung die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit der Gehilfen wesentlich steigere und die Krankenziffer erhöhe. Verband der Buchhändler Pommerns. — Die diesjährige (9.) Generalversammlung dieses Verbandes findet am Sonntag den 19. Juni 1910 in Kvlberg statt. Alles Nähere wird in der in heutiger Nummer (S. 6593) abgedruckten Einladung bekannt gemacht. Österreichisches Handlungsgehilsengesetz. (Vgl. Bbl. Nr. 123.) — Die von Herrn Buchhändler Friedrich Schiller in Wien bearbeitete populäre Handausgabe des österreichischen »Hand lungsgehilfengesetzes« für Dienstgeber und Dienstnehmer (Wien, M. Perles, 1910. —.60 ord.) ist von den Direktionen folgender Lehranstalten als Lehrtext angenommen und den Hörern zur Anschaffung empfohlen worden: Wiener Handelsakademie — Neue Wiener Handelsakademie — Prager Handelsakademie — Reichen- Weltausstellung in Brüssel. — Im »Deutschen Reichs anzeiger« wird die Ernennung des Unterstaatssekretärs im Reichs amt des Innern Wirklichen Geheimen Rats vr. Richter zum Präsidenten der deutschen Jury in Brüssel und des Reichs kommissars für die dortige Weltausstellung Geheimen Regierungs rats Albert zu seinem Stellvertreter amtlich veröffentlicht. Unterstaatssekretär vr. Richter hat große Erfahrungen gesammelt auf dem Gebiete der Weltausstellungen. Er war bereits 1893, als er noch Hilfsarbeiter im Reichsamt des Innern war, dem da maligen Neichskommissar für die Ausstellung in Chicago Geheim rat Wermuth zur Seite gestellt und vertrat dann, als Wermuth nach der Eröffnung der Ausstellung nach Deutschland zurückkehrte, während der ganzen Dauer der Ausstellung bis zum Februar 1904 in Chicago das Deutsche Reich. Im Juli 1896 wurde er zum Reichskommissar für die Pariser Weltausstellung von 1900 er nannt, auf der er dann eine hervorragende Tätigkeit entfaltete.