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SS24 369, LS. November 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. k>. Dtschn Buchhan-el. Sn die Gletscherspalte gestürzt! Die kanadische Regierung hat dem norwegischen Forscher Kapitän Professor Otto Sverdrup, der in letzter Zeit in Verbindung mit der Nordpolfahrt des „Graf Zeppelin" wieder viel genannt wird, soeben eine beträchtliche Summe gezahlt in Anerkennung seiner Verdienste, die er sich durch die Erforschung der großen arktischen Znscln Kanadas und die Entdeckung neuer Inseln erworben hat. Kapitän Sverdrup hat über seine kühnen Fahrten ein außerordentlich fesselndes Buch „Neues Land" geschrieben, das in der Drockhaus-Sammlung „Reisen und Abenteuer" (jeder Band mit vielen Abbildungen und Karten nur NM 2.80) erschienen ist. Wie alle Bände der Reihe „Reisen und Abenteuer" ist es als Weihnachts- Geschenk sehr geeignet. Es ist hier zu haben. Wir entnehmen ihm nachstehend einen Abschnitt: Gegen Ende der Nacht flaute der Sturm ab, und als wir am nächsten Morgen weiterfuhren, war das Wetter gut, wenn auch nicht gerade klar. Die Bahn hingegen war durch aus nicht besser und stellenweise war sie so schlecht, daß ich daran zu zweifeln begann, ob es Sinn habe, sich hiermit abzumühen. An einigen Stellen lagen große Steine im Wege; mehrere von ihnen waren so groß wie kleine Läufer, und um sie herum lagen so hohe Schneewehen, daß wir nur eben die Spitzen der Steine sehen konnten. Wenn wir aber in ihre Nähe kamen, fanden wir meistens, daß der Sturm auf der oberen Seite der Steine einen großen leeren Raum aus gehöhlt hatte, so daß uns dort oft eine Fallgrube von zwei- bis dreifacher Mannshöhe entgegengähnte. Wenn wir dann auf der schrägen Fläche oberhalb der Steine fahren mußten, waren wir oft in Gefahr, den Schlitten mit Menschen und Lunden in die Tiefe gleiten zu sehen. Oben herum mußten wir, denn unterhalb der Steine hatten wir das blaue Meer vor uns. Ich, als Voranfahrender, pflegte immer einen möglichst großen Bogen zu machen, damit die Folgenden guten Spielraum hatten; mit den ersten zwei, drei Schlitten ging es auch in der Regel gut. Doch je mehr hinterdrein kamen, desto kürzer und knapper ward der Bogen und desto mehr lief man Ge fahr, dem Rande zu nahe zu kommen. Entstand dann eine Lücke zwischen den Gespannen, so wollten die Lunde gewöhn lich den kürzesten Weg nehmen, und dann ging es gerade in das Loch hinab. Einmal, als zwischen meinem und dem folgenden Schlitten eine solche Lücke entstanden war, geschah es, daß in dem Augenblick, als die Lunde wieder in rasender Fahrt dahin stürmten, sie gerade eine dieser vielen Gruben zu passieren hatten. Sobald ich die Lücke in der Karawane bemerkte, hatte ich meinen Schlitten angehalten, aber — dort stürzt der Schlitten mit Mann und Koppel in die Tiefe und verschwindet wenig stens ein paar Mannshöhen unter der Oberfläche! Guter Rat war teuer. In der nächsten Sekunde, ehe es möglich war, es zu verhindern, kommt der folgende Schlitten herangesaust und — geht denselben Weg! Lier ließ sich nichts vor dem Falle bewahren. Dem zweiten Schlitten auf den Fersen folgend, taumelt auch der dritte in denselben Abgrund hinein! Von allem, was sich auf dieser gefährlichen Reise zugetragen hatte, war dies das Schlimmste. Lier galt es Leib und Leben! Vielleicht war in diesem Augenblick das Schicksal der Expeditton entschieden! So schnell ich konnte, war ich an Ort und Stelle, um mit den Rettungsarbeiten zu beginnen, die andern kamen mir bald nach. Lier war sicherlich eine reiche Ernte an gebrochenen Gliedmaßen und zertrümmerten Schlitten zu bergen! In der Grube lagen 3 Mann, 18 Lunde und 3 Schlitten mit Lasten bunt durcheinander. Der Schnee stob wie eine Wolke aus der Tiefe auf. Lier guckt eine Schlittenkufe hervor, dort ein Robbenlederriemen; dort sehe ich einen der Männer sich durch zwängen und losmachen, dann noch einen und noch einen. Gott sei Dank, sie waren alle am Leben! And die Lunde? Sie lagen in einem schwarzen Klumpen, Koppel auf Koppel, stießen mit den Füßen um sich und heulten, zappelten, bissen einander und machten einen Löllenlärm. Wir hörten bei nahe kein Wort vor all dem Lundelärm dort unten. Allem Anschein nach waren sie also noch am Leben! Sie mußten wir zuerst herausholen; dann galt es, den Schnee so weit fortzuschauseln, daß sich die Schlitten herausziehen ließen. Der erste Schlitten, den wir nach vieler Mühe und An strengung heraufholten, war merkwürdigerweise ganz. An dem zweiten Schlitten war auch garnichts beschädigt, und der dritte war ebenso heil wie die beiden ersten. Das höchst überraschende Resultat dieser Luftreise war also, daß kein Glied gebrochen und kein Schlitten beschädigt worden war! Lesen Sie „Reisen und Abenteuer"! I Hier abtrcnncn und ins Fenster. Ich werbe gleichzeitig auch in der Presse. Das aktuelle Brockhaus-Buch