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JZ IN, 15. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1815 Gewonnenen gepriesen werden. Man entfernt sich bei Klagen und Lobeserhebungen über vergangene Dinge leicht von der Wirklichkeit, und wenn dies nicht schadet, nützt es jedenfalls auch nicht. Erst die Zukunft kann den Werth der beiden Sammlungen einander gegen- überstellcn, sie erst kann den Werthsuuterschied bestimmen lassen. Die Vermuthung ist heule wohl bereits gcstattei, daß der Werth der neuen den Werth der alten Sammlung im Großen und Ganzen wesentlich übertrcffcn wird. Anlage und Entwicklung, Ausstattung und Förderung der neuen Sammlung bieten die Gewähr, sie, wenn ihr nur weiter Theilnahmc und thätige Beihilfe nicht fehlen, dem vorschwebenden hohen Ziele zuführcn zu sehen. Und damit kommen wir zu den Wünschen, deren Berücksichtigung zum glücklichen Fort gang des Unternehmens wesentlich beitragen zu können scheint. Die frühere Sammlung war berühmt durch ihre Handschriften, ihre alten Drucke. Das sind Dinge, die, soweit sic ergänzt, er zeugt, wiedcrgewonnen werden können, nur allmählich, bei kluger Benutzung der Zeiten und Umstände, durch beharrliches Streben und unausgesetzte Aufmerksamkeit, nicht zum wenigsten endlich unter dem Einfluß der unbestimmbaren Mächte Glück und Zufall, herbei- zubringcn sind. Und daß sie gerade der Neugründung hold waren, dafür zeugt die erfreuliche Zahl alter Drucke, welche die kaiserliche Sammlung ihr Eigen nennt.*) Um die Sammlung auf die rechte Höhe heben zu können, wäre jedoch der Besitz außerordentlicher Mittel für außerordentliche Erwerbungen dieser Art zu wünschen. Wie reich der Haushalt der Sammlung bemessen werden möge, hier, wo cs sich um Tausende von Tbalern auf eineni Brett handeln kann, sollte ein außerordentliches Capital verfügbar sein, das selbstredend nur Kaiser und Reich zu bewilligen in der Lage wären. Ucber seine Höhe steht uns kein Urtheil zu, wir wissen zur Genüge, daß, wenn einmal, gewiß mit offener Hand gegeben werden würde. Die Frage möchten wir dafür anregcn: ob zu einer solchen außerordentlichen Stiftung, Schenkung oder wie mau die Bewilligung auffassen wolle, nicht ein gewisser äußerer Anlaß in der Vernichtung der früheren Sammlung gefunden werden könne. Wenn die Stadt für den entstandenen Schaden entschädigt wurde, sieht sich immer noch nicht die an die Stelle getretene Sammlung entschädigt. Welche treffliche Wirkung es äußern müßte, wenn für die Sammlung un mittelbar und ausschließlich aus allgemeinen Reichsmittcln eine Reihe von Perlen erworben werden könnte, bedarf das der Ausfüh rung? Die Verwendung der „Reichgabe" ließe sich der Uebcrwach- ung des Reichs in verschiedener Weise unterwerfen. Und ob den heutigen Anschauungen und Gewohnheiten nicht am besten entspräche, mit dieser Ueberwachung Größen der Wissenschaft zu betrauen, die in sich selbst die Gewähr richtiger Erfassung und Erfüllung der frei lich mehr dankcnswerthen als dankbaren Aufgabe bieten? Unwill kürlich kommen drei vollwichtigste Namen in die Feder: Helmholtz, Theodor Mommsen, Ernst Curtius. Der Bethciligung der deutschen Buchhändlcrschaft bei dem Gründungswerke haben wir schon gedacht. Es wäre angelegentlichst zu wünschen, ihre Theilnahmc sich auch ferner bethätigt zu sehen. Wie ersprießlich würde wirken, wenn so mancher Buchhändler bei Vollendung eines neuen Verlagswerts, der jungen Sammlung sich erinnernd, ein Exemplar „als Fortsetzung" übersendete! Was im Einzelnen klein, geringfügig, ist nicht klein und geringfügig, wenn es einem großen Ganzen sich einordnet. Daran knüpfen wir noch einen Wunsch. Manches seltene Buch aus älterer oder jüngerer Zeit findet sich durch Erbgang, Schenkung, zufällige Erwerbung, wenig geschätzt, vielleicht ungewürdigt und un- benützt, im Besitz von Familien oder Einzelnen, die es aus Pietät oder ') Den ältesten Straßburger Druck z. B. hat mit andern seltenen und werthvollen Büchern der Antiquar Fidelis Butjch in Augsburg der jungen Bibliothek zum Geschenk gemacht. D. R. d. Allg. Ztg. auch wohl nur aus Abneigung gegen käufliche Veräußerung bewah ren. Wie werthvollc Zuwendungen ließen sich mit solchen Büchern der Straßburger Sammlung machen, in der sie, Dank dem trefflichen Bücherzeichen aus der Hand A. v. Zahn's, ja nicht spurlos ver schwinden! Die persönliche Beziehung zu dem Schenkgeber bleibt beurkundet, der Bücherkenner wird immer aufs neue zu dem Gedan ken angeregt sein, wie manche Bücher, gleich manchen Juwelen, manchen Kunstwerken so eigene Schicksale haben, so seltsame Wege zurücklegen, um dort ihr Schicksal zu beschließen! Möchten viele sel tene Bücher ihre Vereinsamung anfgebcn und den Weg an denOber- rhein einschlagcn! Endlich geben wir, da zu einem Wunsche wohl noch nicht die Zeit, einer Hoffnung Ausdruck. Wir hoffen, der Augenblick ist nicht zu fern, wo auch die Elsäßer ihrer Landessammlung sich eingedenk zeigen, wo der Stolz in ihnen rege wird, an der Weiterführung und Vollendung eines Werkes selbst theilzuhaben, das ihretwegen und für sie unternommen wurde. Ist erst der elsäßische Geist, den Fürst Bismarck wieder erwecken will, wieder erwacht, wird er zu Thaten drängen und Straßburg zu der bevorzugten Stätte deutschen Lebens, die cs vordem war, wieder gestalten helfen. So möge unter Hrn. Barack's bewährter hingcbender Leitung die kaiserliche Büchcrsammlung in Straßburg ihrer schönen Zukunft entgegcnreifen, der neuen Hochschule zu Nutz und Zier, ferneren Zeiten zu ehrendem Gedächtniß an das freudige Zusammenwirken der Länder und Völker für die Zwecke der einen großen, Länder und Völker einenden Wissenschaft! (Allg. Ztg.) Die Journalistik in den Bereinigten Staaten.*) Aus dem Census-Bureau in Washington geht uns eine bis jetzt nur noch im Manuscript existirende höchst interessante Tabelle zu, aus welcher die Zahl der in den Vereinigten Staaten erscheinen den Zeitungen und Zeitschriften, ihre Classification, sowie ihre Cir- culation zu ersehen ist. Wir entnehmen derselben die interessantesten Daten. Die volle Zahl dieser Publicationen erreicht nahezu die enorme Höhe von Sechstausend, genau 5845. Diese vertheilen sich wie folgt: Tägliche 574 Drei Mal wöchentlich . 107 Zwei Mal wöchentlich . 115 Wöchentlich .... 4270 Halbmonatlich . . . 96 Monatlich .... 621 Alle 2 Monat . . . 13 Quartaliter .... 49 5845 Von dieser ungeheuren Anzahl sind 79 bloße Anuonccnbogen. Abzüglich derselben blieben mithin 5766 Zeitungen und diese in VerhLltniß zur Bevölkerung gebracht, ergeben im Durchschnitt eine Zeitung auf je 6500 Einwohner. Zu classificiren sind sie wie folgt: Politische 4328 Ackerbau und Gartenpflege . . 93 Wohlthätige und Brüderschaften 8 l Handel, Finanzen .... 122 Jllustrirte, literarische und diverse 502 Besondere Nationalitäten . . 20 Wissenschaftliche und Industrielle 207 Religiöse 407 Sport 6 Daraus erhellt, daß üdcr dreiviertel sämmtlichcr Publicationen politische sind, während von dem Rest von 1434 beinahe ein Drittel ") AuS den Berl. Nachrichten. 243*