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Redaktioneller Teil. 07. 21. März 1916. Gerade das, was die Kommissionäre wollen, wollen die Ausgeber der Rundschreiben nicht! Gerade um ihren Drucksachen etwas Ver bindliches nach mehreren Seiten hin zu geben, wird die mit beson deren Kosten verknüpfte Ausgabe in bestimmt vorgeschriebcner Fal zung und Adressierung bevorzugt, dagegen das ins Belieben des Kom missionärs bzw. seiner Angestellten gelegte Verteilungsvcrfahren ab- gelchnt. Warum fuhren die Groß-Kommissionäre K. F. Koehler und F. Volckmar sogar eigene Adressen-Listen, ebenso das Vorstands-Mit glied des Kommissionär-Vereins, die Firma H. G. Wallmann, ferner der Verein der Deutschen Musikalienhändler? Es muß doch etwas Gutes daran sein, sonst würden sic nicht so fleißig benutzt werden! Einreisten ist so sehr leicht: der vorgcschlagene Ersatz der Verteilung bedeutet aber eine gewaltige Verschlechterung, die man sich nicht ruhig gefallen lasse» kann. Mit jeder Verkürzung ihrer Tätigkeit für die Allgemeinheit des Buchhandels beeinträchtigt sich das Kommissions geschäft nur selbst: je mehr es in Anspruch genommen werden muß, desto besser für seine Unentbehrlichkeit. Mag bei dem Personalmangel in allen Geschäftszweigen, die für den Rundschreibenversand verhältnismäßig geringe Arbeitsleistung jetzt von den Kommissionären als besonders unbequem empfunden werden, so liegt noch kein Grund vor, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ohne Ausnahmen müssen eben bessere Zeiten abgewartet werden, und während ungemein wichtigere Aufgaben der Erledigung harren, dürfen nicht kleinliche Maßregeln hervorgesucht werden, die zurzeit nicht der Rede wert sind. Schon einmal bei Beginn des Krieges versuchte der Verein leipziger Kommissionäre eigene Wege zu wandeln. Das tut nicht gut! Wenn cs nicht anders geht, muß auch der Kommissionsbuchhandel, ebenso wie andere Geschäftszweige, in den sauren Apfel beißen und Kriegs- oder Teuernngsznschläge anwenden, wie es schließlich die Be- srellanftalt selbst auch mit der Adresfcnverteilung zu machen gezwungen sein wird. Die Vorschläge des Vereins Leipziger Kommissionäre verstimme» nur und sind bedeutungslos, folglich mag der Antrag kurzerhand unter den Tisch fallen. Die Entwicklung einer guten Sache hat ihren freien Lauf und läßt sich auch nicht vom Verein Leipziger Kommissio näre einen Hemmschuh anlegen. Mar: Merseburger. Die vorstehende Einsendung des Herrn Mar Merseburger ist uns nach 8 17 der »Bestimmungen« von der Redaktion des Börsenblattes vorgelegt worden. Wir haben dazu nur zu bemerken, daß ilps der Antrag des Vereins Leipziger Kommissionäre völlig überraschend kam. Wir mußten ihn, da er ordnungsgemäß eingebracht war, auf die Tages ordnung unserer am 2-1. März stattfindenden Hauptversammlung setzen und überlassen cs dieser, dazu Stellung zu nehmen. Der Vorstand des Vereins der B n ch händlc r zu Leipzig. Rach den verständnisvollen Ausführungen der Redaktion in Rr. 02 des Börsenblattes erübrigt sich für uns jede andere Erklärung, als der nochmalige Hinweis: die Hauptversammlung des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, in welcher die Rundschreibenfragc zur Be sprechung steht, findet am 24. März 1010 statt. Verein Leipziger K o m m issionär e. Adolf Opetz, Gustav Fick, 11. Vorsitzender. I. Schriftführer. Wir stellen zunächst fest, daß der Artikel in Rr. 02 des Bbl. von keiner Seite beeinflußt worden ist, sondern seine Entstehung lediglich dem Wunsche der Redaktion verdankt, die Aufmerksamkeit der Leser auf eine Angelegenheit zu lenken, die keinesfalls, wie Herr Mai: Merse burger anzunehmcn scheint, allein Sache des Vereins Leipziger Buch händler oder gar der Bestellanstalt ist. Weder die eine, noch die andere In- flitution ist Selbstzweck, sondern einzig und allein Mittel zum Zweck, und zwar, soweit es sich um die Versendung von Rundschreiben handelt, zu d e m Zwecke, den Interessen ihrer Auftraggeber, also der Verleger, nach Möglichkeit gerecht zu werden. Andere Interessen ken nen wir nicht und wissen auch nicht, in welcher Weise sic durch einen Antrag, den die Versammlung ja nach ihren« Ermessen annchmen oder ablehnen kann, »empfindlich gestört oder geschädigt« werden könn ten. Sind Interessen anderer Art gleichwohl vorhanden, so haben sie sich dem genannten Zwecke nnterzuordnen. Für uns kann es sich jedenfalls nur um die Frage handeln, ob die bisherige Art des Nund- schreibenvcrsands zweckmäßig ist oder eine Verbesserung bzw. Verein fachung erheischt. In Wirklichkeit ist diese Frage weit mehr Sache der Verleger oder des Deutschen Berlcgervereins als des Vereins der Buchhändler zu Leipzig und des Vereins Leipziger Kommissionäre. Wenn die »leisten Verleger ihr anscheinend ohne größeres Interesse Berantwortlicher Redakteur: (5 m t l Thou^aß. -^Berlag: Börsen gegcnüberstehen, so habe» wir dafür nur die Erklärung, daß sie ent weder die Verhältnisse «licht genügend kenne««, oder daß sie ihr nicht die Wichtigkeit beimessen, die eine zweckmäßige Verteilung der Rnnd- schreiben für die Gesamtheit des Buchhandels besitzt. Handelt es sich doch um viele Millionen Rundschreiben, die jahraus jahrein denselben Weg gehen, so daß cs sich wohl einmal lohnt, die Krage aufznwerfen, ob sich dieser Weg nicht vereinfachen läßt. Deshalb begrüßen «vir es mit Freude, daß der Verein Leipziger Kommissionäre die Neuregelung des Rnndschreibcnversands zur Erörterung gestellt hat, gleichviel, ob er dabei zuerst an seine Interessen gedacht hat oder der Allgemeinheit einen Dienst erweisen «vill. Auch die Kommissionäre sind nicht um ihrer selbst willen da, und «venu es sich nur darum handeln würde, ihnen znm Schaden der Allgemeinheit einen Vorteil znznwenden, so wäre cs in der Tat besser, den Antrag kurzerhand unter den Tisch fallen zu lassen. Run handelt es sich aber, wie «vir den Antrag des Vereins Leip ziger Kommissionäre verstehen, gar nicht darum, etwa alle Rund schreiben ohne Adresse zu versenden, sondern nur die allgemein, also an säintliche Firmen des Buch- und MujikalienhandelS znm Versand gelangenden Rundschreiben von der Adressierung auszuschließen. Die verschiedenen a usgc w ä h I t e n Adressen svgl. in« Adreßbuch Seite XXXV111) würden demnach von dieser Maßnahme gar nicht beriihrt, die, wie gesagt, lediglich eine Vereinfachung im Versand aller der Rundschreiben herbei führen soll, die für die Allgemeinheit des Buch handels, Verlags und Sortiments, oder des letzteren allein bestimmt sind. Hat eine Adressierung oder Individualisierung da einen Zweck, «vo es eben nur die Masse bringen soll, und der Verleger so wenig daran denkt, auszuwählen «vie der Sortimenter, sich als aus erwählt zu betrachten, «venu er derartige Rundschreiben erhält? Auch bei dieser Neuordnung wäre die Verteilung der Rundschreiben keines wegs in das Belieben der Kommissionäre gestellt, nur daß nicht dem einzelnen Exemplar, sondern der gesamten Auflage eine bestimmte Marschroute mit aus den Weg gegeben würde, nämlich, sie an sämtliche Firmen des Buchhandels, sämtliche Sortimenter, sämtliche Verleger usw. zu verteilen. Was eö mit dem Eigentumsrecht an Rundschreiben und dem'persönlichen Moment für eine Bewandtnis hat, haben «vir bereits im ersten Artikel erörtert, so daß «vir nicht einzusehen vermögen, worin die »gewaltige Verschlechterung bestehen und vor allem, wen sie treffen soll. Der Auftraggeber, doch die Hauptperson, kann nur Nutzen von dieser Vereinfachung habe.«, und wenn der Kommissionär bei einer Neuordnung gewinnt, so kommt auch dieser Vorteil der Allgemein heit zugute. Denn umsonst kann auch eine unproduktive Arbeit nicht geleistet werden, also eine solche, von der niemand den geringsten Nutzen hat, es seien denn die paar Leute, die immer wieder »das per sönlich Entscheidende« durch das mechanische Aufkleben von lausenden und abertausende» Adressen künstlich herzustellen suchen. Als die Eisen bahnen eingeführt wurden, hat man indes auf die Fuhrleute auch keine Rücksicht nehmen können, obwohl ihre Interessen sehr empfindlich gestört bzw. geschädigt wurden. Sie sind darum nicht zugrunde ge gangen, sondern haben sich an anderen Stellen des Wirtschaftslebens eingeordnet und sich zweckmäßigeren Arbeiten zugeivandt. Auch ein anderes Erziehungsmittel für das Lehrpersonal und andere Ange stellte, als es die Verteilung von Rundschreiben ist, wird sich finden lassen, «vie Mittel gesunden werden müssen, die seit Einführung der Barsortimentsrätaloge beobachtete Verschlechterung der Büchcrkennt- nisse der Angestellten zu behebe». Denn auch diese Neuerung war nach dieser Richtung hin ein Übel, ohne daß doch jemand wünschen würde, die Barsortimentskalalogc deswegen auszuschalten oder ans ihren Gebrauch zu verzichten. Herr Max Merseburger weist dann auf die Adressen der Groß-Kommissionäre hin — bei der Firma H. G. Wall mann und dem Verein der Deutschen Musikalienhändler handelt es sich um ausgewählte Adressen —: ans diesen Einrichtungen geht jedoch nur hervor, daß diese Firmen ihre Rechnung bei der Be nutzung fremder Adressen nicht finden, und daß sie sich dem Zwange der Adressierung so lange nicht entziehen können, als es an bestimmten Norme» für den Rnndschreibenvcrsand fehlt. Deshalb würden «vir es mit Dank begrüßen, wenn der Verein der Buchhändler zu Leipzig Hand in Hand mit dem Verein Leipziger Kommissionäre gehen und den Schwerpunkt auf d i e Frage legen würde, ii« welchen Fällen sich eine Adrcssierikng der Rnndschrcibc» erübrigt. Denn schließlich haben beide Vereine in Wahrung der Vormachtstellung Leipzigs ein recht erheb liches Interesse an einer zweckmäßigeren Ausgestaltung unserer Orga nisation, zumal es sich in« vorliegenden Falle nicht bloß um das biß chen Bequemlichkeit bei der Verteilung in den Kommissionsgeschäften . sondern um eine ganz bedeutende, dem gesamten Buchhandel zugute kommende Zeit- und Geldersparnis, sowie um die Beseitigung einer vollständig unfruchtbaren Arbeit handelt. Red. v^r e^i n der Deutschen^Buchhändler zu^Lei^zig. Deutsche» ^Buchhändlerhaus.