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528 528 - . , - - ihm an Pflichten obliegt. Ich muß darauf recurriren, daß ich glaube, di« Arbeiten des Vorstandes haben die sämmtlichen Herren nicht todtge- brückl. Meine Herren! Wenn die Verhältnisse der frühern ruhigen Jahre wiedergekehrt sein werden, dann wäre dieß vielleicht möglich, aber jetzt kann ich mir gar nicht denken, wie die Arbeiten des Vorstandes ihn so obruiren könnten. Ich muß deshalb 2 Anträge stellen, entweder Hrn. Frommann zu bitten, noch 1 Jahr seine Function zu behalten, oder daß Hr. Ruthardt, im Vertrauen, dem souveränen Volke des deutschen Buchhandels nützlich zu werden, der Wahl nicht widersteht, sondern sich in die Arme desselben wirft. Vorsteher: Es haben sich noch mehrere Redner gemeldet, aber ich muß mir jetzt erlauben, das Wort zu nehmen, was ich mir im Anfänge der Discussion Vorbehalte» habe. Ich werde mich kurz zu fassen suchen. In dieser Zeit kann Niemand sagen, ich bin durch andere Ge schäfte mehr abgehalten, als ein Andrer, kein Mensch kann wissen, wie ihn der nächste Augenblick in Anspruch nimmt und deßhalb, glaube ich, muß es bei der legalen Wahl bleiben. Hr. R u t hard t ist legal gewählt und wer zum ersten Mal gewählt wird, wer nicht schon 3 Jahre fungirt hat, der darf die Wahl nicht ablehnen. Die Gründe, die Hr. Ruthardt angeführt hat, kann Jeder anführen, der irgend einmal gewählt wird, sie sprechen eben so gut für Diejenigen, welche weniger Stimmen gehabt haben. Was übrigens da erwähnt worden ist von der Geschäftsleitung, das ist eine Sache, welche die General-Versammlung nichts angeht; wenn der Börsen »Vorstand beschließen will, es solle für dieses Jahr oder diese Monate dieses oder jenes Mitglied aus seiner Milte die Geschäftsleilung im Vorstände übernehmen, so kann es der Vorstand thun, und die General-Versammlung braucht gar nichts davon zu wissen. Zu gleicher Zeit wird nicht der Teufel in Breslau, Berlin und Leipzig los sein, so daß alle drei Nichts machen könnten, »Itrs passe nemo obligatur, und wenn der Himmel einfällt, sind alle Schulden bezahlt. Ich schlage daher Ihnen vor, nochmals Hrn. Ruthardt zu bitten, das Vorsteher-Amt zu übernehmen. Ruthardt: Meine Herren! Nehmen Sie mir es nicht übel, aber nach diesen Worten sieht es aus, als ob ich nur gegen meine Wahl protcstirt hätte, um mich wie eine spröde Jungfer zu sperren. Das fällt mir mcht ein. WennHr. Frommann sagt, cs könne bei Allen gleiche Hinderungsgründe geben, so erkenne ich das an, am Ende aber giebt es gewisse Verhältnisse, bei denen man schon sehr bestimmte Verpflichtungen übernommen hat, und das sind diejenigen, die mich abgehalten haben, die Wahl anzunehmen. Nächstdem bin ich aber nicht einer der gewandten Geschäftsleute, d h. wo ich eingeackerl bin, da stehe ich meinen Mann, wo ich es aber nicht bin, brauche ich viel mehr Zeit als Andere. Deßhalb würde ich mich auch mit großer Freude der Bitte anFrommann anschließen, weil er schon die ganze Sache so im Schüsse hat, daß er schon fertig ist, wo ein Anderer sich noch besinnen muß. Vorsteher: Das kann Alles nichts helfen, kommen Sie her und nehmen Sie Ihren Platz hier ein. (führt Hrn. R u th ar dt an den Vorstandslisch und der Letztere nimmt unter lautem und allgemeinem Beifall der indeß zahlreicher gewordenen Versammlung seinen Platz ein.) Ruthardt: Dann bitte ich wenigstens im Voraus um Nachsicht. Vorsteher: Wir kommen nun zu dem Antrag des Börscn-Vorstand-s auf Wegfall der monatlichen Bibliographie. Diese Biblio graphie kostet eine bedeutende Summe und das Börsenblatt trägt jetzt weniger ein. Es ist schon einmal beantragt aber nicht beschlossen worden, sie Wegfällen zu lassen. Seitdem scheinen sich aber die Ansichten verändert zu haben. Ich bitte nun zunächst Diejenigen, die für Beibehal tung stimmen, das Wort zu nehmen. Brockhaus: Es sind mir die Motive zu diesem Beschluß im Augenblicke nicht gegenwärtig, ich weiß nur, daß ich diesen Antrag schon vor mehrern Jahren gestellt habe, weil ich mich überzeugt hielt, daß diese Ausgabe eine zweckmäßige Verwendung im Börsenblatt nicht finde. Ich glaube, es steht diesem Blatte auch eine Umgestaltung bevor, um damit Etwas zu erreichen, was uns trotz aller Blätter noch fehlt. Doch hierüber wird später zu sprechen sein. Zunächst aber glaube ich, dürfte die Ersparniß die für un sere Kasse durch Wegfall der Bibliographie entsteht, in unser» Verhältnissen sehr zu berücksichtigen sein und ich unterstütze deshalb die sen Antrag unsers Vorstandes, den ich nur für wünschenswerth halten kann. Ruthardt: Ich bin Einer von denen gewesen, die in früherer Zeit die Fortführung der Bibliographie bevorwortct haben, aber ich muß gestehen, daß ich mich nach den selbstgemachten Erfahrungen seil zwei Jahren der Meinung des Herrn Brockhaus an schließe. Sie wird letzt von uns viel weniger benutzt, als es früher der Fall, war und ich glaube, die meisten Sortiments-Buch händler werden dieselbe Meinung haben. Man schlägt nur in der monatlichen nach, wenn man glaubt, in der wöchentlichen Biblio graphie etwas übersehen zu haben. Andre Hülfsmitlel sind aber so rasch und schnell bei der Hand, daß ich diese Bibliographie für ganz überflüssig halten muß. Barth: Ich muß dieser Ansicht ebenfalls beitreten. Kollmann: Ich bin auch früher unter denen gewesen, die die Beibehaltung vertheidigt haben, und kann auch jetzt noch nicht davon abgehen. Wir finden im Hinrichs'schen Halbjahr-Verzeichniß es bemerkt, daß esbis Ende Decembec gehen soll, wenn wir aber Nachsehen, so sind die im November erschienenen noch nicht ausgenommen. Das ist namentlich für die Leipziger Kommissio näre sehr unangenehm und deshalb eine monatliche Uebersicht für dieselben sehr wünschenswerth. Ich glaube nicht, daß der Geldpunkt ein so bedeutender ist, und ich möchte dafür sein, daß sie beibehalten werde. Heymann: Es ist die Bibliographie allerdings vorzugsweise für die Sortimentshändler bestimmt; allein auch Verleger nehmen gern Kenntniß daraus von neuen Erscheinungen, da in dem halbjährigen Verzeichniß die letzten Monate meist fehlen. Es darf indessen nicht übersehen werden, daß auch eine wöchentliche Bibliographie erscheint, die die dem Börsenblatt beigegebene monatliche vollständig ersetzen kann. Sie werden in der monatlichen Bibliographie noch nicht ein einziges Mal Neuigkeiten gefunden haben, die Ihnen nicht bereits aus anderen Mittheilungen bekannt gewesen wären, denn die Verleger sorgen bereits recht reichlich dafür, daß ihre Sachen bekannt werden. Ich stimme gegen die Beibehaltung. Korn: Ich bin auch für Beibehaltung der Bibliographie, aus dem Grunde, weil sie für den Sorlimentshändler ein sehr bequemes Nachschlagmittel bildet. Man hat wohl auch andere Hilfsmittel bei der Hand, allein wenn die Bibliographie des Börsen blattes ordentlich geliefert wird, was freilich in letzter Zeit nicht ganz der Fall war, so wird sie vorzüglich für die kleinen Sortiments handlungen ein sehr gutes Hilfsmittel sein, und deshalb wünsche ich, daß sie beibehalten werde. Im Uebrigen glaube ich, daß die selben Gründe für die Beibehaltung, die vor drei Jahren angeführt wurden, jetzt noch stichhaltig sind.