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527 r'r- 1 1849.) ,l.<« --.- v f- > . , -'»> Vorsteher: An den Berliner UnterstützungS-Vereia, der jetzt nöthiger sein mag, als je, haben wir früher 300gezahlt. Ich frage also die Versammlung, ob sie auch für dieses Jahr die 300 ^ bewilligt, und ersuche demnach Diejenigen, welche dafür sind, sich zu erheben. (Die Versammlung erhebt sich.) Dieser Antrag ist einstimmig angenommen. G. Reimer verliest hierauf das Pcotocoll der gestrigen Sitzung des Rechnungs-Ausschusses; s. Beil. v. Vorsteher: Ich möchte dabei bemerken, daß in Bezug auf die Besoldung für den Kommissionär des Börsen-Blattes in der General-Versammlung eigentlich nicht zu verhandeln ist. Das ist vielmehr Sache des Vorstandes. Dieser hat bereits den Con- tract mit Herrn Kirchner abgeschlossen, und wenn es der Vorstand für angemessen erachten sollte, die Besoldung zu erhöhen, so wir!» er cs ohnehin thun. Ich glaube daher nicht, daß wir darüber berathen können. (Die Berathung wird abgelehnt.) Ich gehe nun zur Vorlesung des Pcotocolls des Wahl-Ausschusses über, und muß vorausschicken, daß allerdings die Zahl der eingegangenen Wahl-Zettel sehr gering gewesen ist. Es haben aber mehrere Uebelstände dabei zusammen gewirkt. Unser Herr Hcbenstceit hat als Communalgarden-Unteccommandam fungiren müssen; dadurch ist die Ausgabe der Wahl-Zettel um einen ganzen Tag verspätet worden, obgleich er und unser Kastellan Bogen die ganze Nacht vom Freitag zum Sonnabend dabei gearbeitet haben. Uebrigens kommt cs auch darauf nicht an; legal ist die Wahl jedenfalls geschehen, und wenn die Wahl nur gut ist, wie ich hoffe, daß Sie sie finden werden, so ist Alles gut. Es haben auch schon früher Wahlen in die Ausschüsse stattgefunden, in Folge deren Einer mit 5 und 6 Stimmen gewählt worden ist, und es hat sich gezeigt, daß ec eben so gut gearbeitet hat, als wenn er 50 Stimmen gehabt hätte. Das Pcotocoll des Wahl-Ausschusses wird verlesen; s. Beil. L. Es sind also, um von hinten anzusangen, gewählt: in die Vergleichsdeputation: Herr L. Oehmigke, Herr Klasing; in den Rechnungsausschuß: Herr Volckmar, Herr Rost; in den Wahlausschuß: Herr Barth, Herr Enslin; in den Verwaltungsausschuß der Börse: Herr L. Voß, Herr L- Oehmigke; als Vorsteher: Herr Ruthacdt, und als dessen Stellvertreter Herr K. Bädeker. Ruthardt: Darf ich mir ein Paar Worte erlauben ? Vorsteher: Ich behalte mir aber das Wort nachher vor. Ruthardt: Es haben mir einige Freunde das Vertrauen bewiesen, mich zum Vorsteher für die nächste Zeit zu erwählen. Ich er kenne das dankbar an, allein wenn ich jetzt eine Verwahrung gegen diese Wahl einlege, so liegt die Schuld nicht an mir, denn eben jene Freunde werden mir bestätigen müssen, daß, als ich von Einem und dem Andern diese Meinung aussprechen hörte, ich mit hinreichenden Motiven auf daS Entschiedenste dagegen protestirt habe. Ob ich als Vorsteher überhaupt etwas leisten kann, das will ich dahingestellt sein lassen, daß ich aber dieses Jahr nichts leisten würde, deß bin ich fest überzeugt, und etwas zu übernehmen, was man nicht durchführen kann, wäre unrecht. Ich bin in meiner Heimath in einem ganz eigenthümlichen Verhältnisse und muß meine ganze Thätigkeit und Kräfte in einer bestimmten Richtung verwenden, weil es die Nothwendigkeit so verlangt. Wenn ich nun noch andere Verpflichtungen übernähme, so würde ich diese oder jene entschieden vernachlässigen müssen. Nächstdem werden Sie mir zugeben, ist es dießmal ein außerordentlicher Fall. Bei einer Corporation von 700 Mitgliedern, abgesehen davon, daß jetzt 300 Mitglieder in Leipzig anwesend sind, und man in jetziger Zeit eine ganz andere Ansicht über Wahlverhältnisse hat, als früher, ist diese Wahl doch eine so ganz unverhältnißmäßige Minoritätswahl, daß man, das werden Sie zugestehen, mit Recht Bedenken tragen muß, eine solche Wahl anzunehmen. Nun tritt aber noch ein anderer Umstand hinzu. Nach meiner festen Ueberzeugung wäre es für dieses Jahr außer ordentlich wünschenswerlh, wenn einer von den Leipziger Herren den Vorsitz übernähme, weil eine ganze Menge Dinge gerade jetzt Vorkommen können, gegen die ein schneller Einspruch sich nothwendig machen dürfte, was durch eine Correspondenz mit Fremden nicht gerade gefördert würde und leicht zu Jnconvenienzen führen kann. Aber diese Minoritätswahl ist auch schon eine Jnconvenienz, denn sie ist etwas ganz Außergewöhnliches. Ich glaube, wir könnten heute ganz ruhig von der gewöhnlichen Form abweichen, um eine Wahl zu treffen, welche den Bedürfnissen genügt. Hr. G. Mayer hat im vorigen Jahre als Vorstandsmitglied seine Pflicht so ausgezeichnet und zum allgemeinen Besten erfüllt, daß ich vorschlage, wirer wählen ihn durch Acclamation für dieses Jahr zum Vorsteher. (Beistimmung.) G. Mayer: Die Gründe, die Hr. Ruthardt geltendgemacht hat,um Sie zu bestimmen, von dem gewöhnlichen Gange der Geschäfts ordnung abzuweichen und meiner Erwählung Ihre Zustimmung zu geben, muß ich sagen, sind ganz dieselben, welche ich, und in verstärktem Grade, geltend machen könnte. Ich erinnere Sie an den jetzigen Zustand unserer Stadt. Ich bin kaum im Stande, die Pflichten meines Sekretariats zu erfüllen und es ist leicht möglich, daß die Kräfte sämmtlicher Behörden, Stadtralh und Stadtverordneten, in einer Weise beansprucht werden, daß sie sowohl für ihre Privatgeschäfte, als für ihre übrigen Pflichten und die Anforderungen, denen sie in dieser Beziehung Genüge zu leisten haben, nicht die erforderliche Zeit übrig haben werden. — Ich versichere Sie, ich habe in meinem Geschäfte in vergangener Woche nicht ein Blatt, nicht einen Buchstaben arbeiten können. Barth: Meine Herren: Ich habe mir gestern die Freiheit genommen, über diese Angelegenheit mit Hcn. Frommann zu sprechen und ich darf Ihnen bekennen, daß ich mit schmerzlichen Gefühlen gesehen habe, daß sich die Zahl der abgegebenen Stimmzettel nur auf 33 beläuft.. Ich habe die Meinung gehabt, daß es viel besser sei, dieses Jahr als gar nicht existirend zu betrachten, und daß wir uns erlaubten, eine solche Bitte an unfern Vorsteher Frommann zu stellen, daß er auch noch das nächste Jahr als Vorsteher fungiren möge und die Geschäfte zu bewältigen sucht, mit Kraft und Umsicht-und mit seiner alten, gewohnten, tüchtigen Praxis. Meine Herren! Ich habe die Ueberzeugung, daß, wenn die Zu stände, die seit vorigem Jahre eingetreten sind, fortdauern, ungemein wenig zu thun sein wird für das allgemeine Beste, und ich glaube, daß, wenn Sie meinem Anträge nicht beistimmen, wir auf jeden Fall auf Hrn. Ruth ar d t zurückkommen müssen. Es darf ihn nicht bange machen, was