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Nichtamtlicher Teil. 237, 10. Oktober 1S1L. 12174 . t -t. Lrjchn. viuützaLZ' 1 Wenn nicht alle Zeichen trügen, so steht uns in nächster Zeit ein neuer Versuch eines Zusammenschlusses nach Art eines Sortimenterdereins bevor. Es wird die Begründung einer Art Sortimenterschutzverbands angestrebt, der in wichtigen Fragen den Zusammenhalt des Sortiments dartun und zur Selbsthilfe, wo es nottut, schreiten soll. Sie sehen also, meine verehrten Herren Kollegen, daß man sich allerorts darauf be sinnt, daß Einigkeit stark macht. Vor allem aber soll der lokale Zusammenschluß künftig der Reklame zugute kommen. Auf Wunsch der Bayreuther Versammlung hat sich der Münchener Buchhändlerverein be- reit erklärt, geschmackvolle Inserate zu sammeln und ein Plakat herzustellen und abzugeben, das in künstlerischer Ausführung nachdrücklich daraus hinweist, daß das beste Geschenk ein Buch ist. Es erscheint mir jedenfalls von großem Werte, daß der Buchhandel beginnt, eine großzügige und würdige Reklame für den Buchabsatz ins Werk zu setzen, deren Kosten für den ein zelnen verhältnismäßig sehr gering sind, deren Nutzen sich aber ganz zweifellos nach kurzer Zeit schon fühlbar macht. Eine Anzahl der Halleschen Freien Vereinigung ungehöriger Firmen hat schon zu Ostern diesen Plan verwirklicht und in den Tageszeitungen geschmackvolle Inserate: »Ein gutes Buch — das beste Ostergeschenk« veröffentlicht. Ich komme nunmehr zu einem kurzen Bericht über die im letzten Geschäftsjahre unseres Verbandes abgehaltenen bnch- händlerischen Versammlungen. Ihr Vorstand hat es nicht unterlassen können, dem ver dienstvollen jetzigen Vorsitzenden des Verbandes der Krets-undOrtsveretne, Herrn R. L. Prager, zu sei nem 50jährigen Berufsjubiläum die herzlichsten Glückwünsche unseres Verbandes auszusprechen. Er glaubt damit in Ihrem Sinne gehandelt zu haben, denn die Verdienste Pragers um unsere Organisation und deren Ausbau sind außerordentlich erheblich. Ist doch wohl kaum in den letzten Jahrzehnten eine buchhändlerische Ordnung ohne seine tatkräftige Mitwirkung zustandegekommen. Als sehr ersprießlich auch für unsere Vereinsarbeit haben sich die außerordentlichen Hcrbstversammlungen des Verban des der Kreis- und Ortsvcreine erwiesen, deren Fortbestand, einem allseitigen Wunsche entsprechend, gesichert erscheint. Bei der vorjährigen Versammlung in Eisenach am 23. und 24. September war Ihr Vorstand durch Herrn Paul Wunsch mann und mich vertreten, auf der diesjährigen Herbstversamm- lnng in Bayreuth am 14. und 15. September vertraten unseren Verband Herr Eckard Mueller und meine Wenigkeit. Auf die einzelnen Beratungsgegenstände bin ich unter den einzelnen Sttchworten meines Berichtes bereits näher eingegangen. Der herzliche kollegiale Verkehr nicht minder wie die hochinteressante und fruchtbare Arbeit, die bei diesen Versammlungen getan wird, veranlassen mich dazu, Ihnen den Besuch dieser Ver sammlungen als willkommene Gäste auf das lebhafteste zu empfehlen. Sie werden nicht ohne Bereicherung von ihnen znrückkehren. Der Jahresbericht und der stenographische Bericht über die Abgeordnetenversammlung des Verbandes zur Ostermcsse 1912, bei der unser Vorstand durch die Vorstandsmitglieder und die Herren Klostermann, Warnstorff und Pouch vertreten war, sind Ihnen ebenfalls aus dem Börsenblatt bekannt. Von be sonderem Interesse dürften dabei die statistischen Mitteilungen des Herrn Paetsch über den Gewinn aus der Novitätenvorlage bei einer großen Bibliothek gewesen sein, die dartaten, daß die ser Gewinn 1 Prozent der Ladenpreissumme der Novitäten betragen hat. Eine längere Debatte entspann sich über den Antrag des Verbandsvorstaudcs aus Erhöhung der Mitglieder beiträge pro Kopf. Ihr Vorsitzender vertrat bei dieser Ge legenheit im Namen des Vorstandes dar, was wir Ihnen heute als Antrag unterbreiten. Er konnte sich dabei nicht ent halten, dafür einzutreten, daß die für die Mitteilungen des Verbandes, die weder regelmäßig noch häufig erscheinen, ent stehenden Druckkosten künftig gespart werden. Als sehr förderlich hat sich auch die Aussprache des Bör se n v e r e in s«V o r st a n d e s mit den Vorsitzenden der Kreis- und Ortsvereine am 4. Novbr. 1911 in Leipzig erwiesen, an der Ihr Vorsitzender als Vertreter unseres Verbandes teil nahm. Diese Besprechung erstreckte sich auf die Börsenblatt reform, auf die Grundsätze zur Aufnahme neuer Firmen ins Bö-senblatt und Adreßbuch, auf die Revision der Verkaufs- ordnung, auf die Schaffung einer Internationalen Verkaufs ordnung, die sich als zurzeit unmöglich herausgesteilt hat, und auf die Gründung von duchhändlerischen Ortsvereinen, über welch letzteren Punkt unser verehrter Ehrenvorsitzender Herr Kretschmann ein ausführliches Referat erstattete. Die Hauptversammlung des Börsenvereins zu Kantate brachte vor allem die große Reform des Börsenblattes zum Abschluß. Eine ganz außerordentliche Arbeitsleistung hat der erweiterte Börsenblatt-Ausschuß hinter sich, und es steht zu hoffen, daß die finanzielle Leistungsfähigkeit des Börsenvereins durch diese Reform außerordentlich gesteigert und er dadurch in den Stand gesetzt werde, die in immer größerer Zahl an ihn herantretenden Ausgaben zu erfüllen. Die tägliche Zustellung des Börsenblattes zu gleicher Stunde wird hoffentlich auch diejenigen Kollegen zur regelmäßigen Lektüre erziehen, die bis her nur gewöhnt waren, eine Anzahl von Nummern hinter- einander flüchtig durchzusehen. Daß die schon längst nicht mehr und wohl überhaupt niemals streng durchzuführende Geheimhaltung des Börsenblattes durch die neubeschlossene Postllberweisung künftig noch weniger gesichert sein wird, läßt sich nicht vermeiden. Sollte dies zu Unzuträglichkeiten führen, so hat der Vorstand ausdrücklich das Recht zugestan den erhalten, die Postüberweisung wieder rückgängig zu machen. Die Ostermetzwahlen des Börsenvereins brachten zunächst die Wiederwahl des ersten Vorstehers Herrn Kommerzienrat Siegismund auf weitere 3 Jahre. Die Übernahme dieses un- gemein arbeitsreichen und verantwortungsvollen Amtes nicht lange nach der glänzenden Amtsperiode eines Albert Blockhaus erschien uns allen als eine große Ausgabe. Mit vorbildlicher, unermüdlicher Acbeitsfreudigkeit und außergewöhnlicher Ener gie hat Karl Siegismund sein schweres Amt verwaltet. Die Erfüllung großer Aufgaben ist ihm bereits gelungen, und wir dürfen das feste Vertrauen zu ihm haben, daß er auch die jetzt schwebenden wichtigen Fragen unseres Berufes — ich denke nur an die Auchbuchhändlerfrage und die Revision der Ver- kaussordnung — zu einer gedeihlichen Lösung bringen wird. Aus dem Vorstande schied der verdiente Vorkämpfer des Sor timents Hermann Seippel aus, und an seine Stelle trat .Herr Schmort aus Hannover. Der Vereinsausfchutz wird in Herrn Bohsen aus Hamburg einen tüchtigen Mitarbeiter gewonnen haben. Wie in einer Rede in Bayreuth Herr Schöningh unter dem Beifall der Versammlung betonte, ist mit Arthur Meiner in den Vorstand desDeutschenVerlegervereinsein neuer Geist eingezogen, ein Geist der Versöhnlichkeit. Das ein mütige Zusammengehen des Verlegerveteins mit dem Börsen verein gewährleistet uns auch für die Zukunft unseres Berufes eine einheitliche äußere Politik, von der wir uns großen Nutzen erhoffen dürfen. Der Jahresbericht des Deutschen Verlegervereins, der sich mit der Erhöhung des Buchdruck-Preistarifs in eingehen der Weise beschäftigt — ein Kapitel, über das in verlegerischen Kreisen Aufklärung verbreitet zu haben, des Vorstandes be sonderes Verdienst ist —, äußert sich über die wirtschaftliche Lage des Vcrlagsbuchhandels in folgender durchaus zutref fender Weise: