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Redaktioneller Teil. L3. 29. Januar 1914. prächtiges Blumenarrangement der Firma Volckmar. Herr vr. Vollert sprach noch einmal während der Tafel über das Ju biläum der Vereinigung. Herr Koebner gedachte des dritten Jubilars, des Herrn Prager, der nunmehr 25 Jahre lang dem VorstandderVcreiieigungangehöre. Herr Prager selbst hielt zwei Festreden: in der ersten entpuppte er sich als Anhänger der Frauen- emanztpation und stellte in Aussicht, daß unter der Herrschaft der neuen Satzungen ein Teil der Vorstandsplätze den Damen einge räumt werden sollte; — diese Rede klang in ein Hoch auf unsere Damen aus; die zweite behandelte die Schicksale einer dem Vorstand der Vereinigung vor langen Jahren dedizierten Braun schweiger Wurstkiste. Die Herren Geheimrat Siegismund, vr. Paetel und S. Fischer hatten der Vereinigung telegraphisch ihre Glück wünsche übermittelt. Noch lange blieben nach Schluß der Tafel die Teilnehmer bei Kaffee und Zigarre im gemütlichen Geplauder beisammen. Franz Ledermann. Kleine Mitteilungen. Jubiläum. — Am 7. Januar waren 25 Jahre seit Gründung der Buchhandlung für Knnstgewerbe Christian Stoll in Plauen i. V. verflossen. Als Spczialbuchhandlung für die Textilindustrie, Keramik usw. ge gründet, war die Firma ans diesem Gebiete wohl die erste Spezialfirma in Deutschland. Die Niederlassung in Plauen war ein äußerst glücklicher Gedanke, da die damaligen günstigen wirtschaftlichen Verhältnisse, die Zeit des Emporblühens der deutschen Industrie gute Aussichten auf Erfolg boten und das Unternehmen des rührigen Gründers zu rascher Entwicklung brachten. Verlag und Sortiment wurden von An fang an in gleicher Weise sorgsam gepflegt. Zunächst bot die einhei mische Spitzen-, Stickerei- und Gardinenindnstrie, ein seinerzeit fast oder überhaupt noch unbeachtetes Feld, Gelegenheit zu verlegerischer Be tätigung auf dem Gebiete der Vorlagenliteratur, die vou großen Er folgen begleitet war, umsomehr, als besonders auch diese Industrie da mals in voller Blüte stand. Sodann wurde auch das ganze Gebiet des kunstgewerblichen Flächenschmucks, vorzugsweise wieder der gesamten Textilindustrie mit Verlagspublikationen bedacht, von denen eine große Anzahl der Kgl. Kunstschule für die Textilindustrie in Plauen entstammte. Auch Spezialwerke für die keramische Industrie, für Glasmalerei usw. wurden heransgcgeben, desgleichen technische Bücher für die Tex tilindustrie. Als Beweis für die reiche verlegerische Betätigung mag dienen, daß der Verlag heute rund 200 Werke umfaßt. Darunter be finden sich auch Werke, die mehrere Serien umfassen, sowie monatlich erscheinende Publikationen. Am 1. Juli 1911 ging das Geschäft durch Kauf in den Besitz des Herrn Heinrich Schmittner, des Schwiegersohns des Begründers Christian Stoll, über. Dem Zuge der Zeit in jeder Hinsicht Rechnung tragend, hat die Firma unter der Leitung des jetzigen Inhabers eine beachtenswerte Weiterentwicklung und Vergrößerung erfahren. Die Vorstände der Preußischen Landwirtschaftskammern treten am 1. Februar zu einer Sitzung zusammen, in der in der Hauptsache als Vorlagen des Landes-Okonomie-Kollegiums die »Angelegenheiten der landwirtschaftlichen Versuchsstationen und ihre Stellung zu den Land wirtschaftskammern«, »Aufgaben der Zusammenkünfte der Leiter der bakteriologischen Institute der Landwirtschaftskammern«, »Verbesse rungen der Rechtslage der landwirtschaftlichen Güterbeamten«, zur Verhandlung kommen. Als Vorlagen der Landwirtschaftskammern steht »Der Schutzvcrband für den deutschen Grundbesitz, seine Zwecke und Ziele« sowie das »Luftverkehrsgesetz« auf dem Programm. 8k. Reproduktionen aus dem »Pariser Salon« als unzüchtige Dar stellungen. Urteil des Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) — Bei dem Kunsthändler Karl Rohr in Wiesbaden wurden am 81. Mai 1918 und 11. Juli 1918 von einem Kriminalschntzmann insgesamt 26Ansichts- postkarten und Kunstblätter, Reproduktionen aus dem »Pariser Salon«, teilweise mit französischem und englischem Text, die im Schaufenster aus gestellt waren und im Ladcnlokal in Mappen zum Verkaufe anslagen, als »unzüchtig« beschlagnahmt. Rohr hatte sich deswegen am 23. Au gust 1918 vor dem Landgericht Wiesbaden unter der Anklage aus tz 184,1 St.G.B. (Verbreitung unzüchtiger Abbildungen) zu verant worten. Die Strafkammer erachtete den gesetzlichen Tatbestand nur bei 9 Karten und Blättern für gegeben und verurteilte R. wegen Verbrei tung dieser Darstellungen, deren Einziehung verfügt wurde, zu 20 Mark 146 Geldstrafe. Der Rest der beschlagnahmten Reproduktionen wurde frei gegeben. Aus der Urteilsbegründung interessiert folgendes: Auf den Ansichtskarten und Kunstblättern sei durchweg der nackte weibliche Kör per in verführerischer Haltung dargestellt, dem der gesamte sonstige fi gürliche Schmuck nur zu nebensächlicher Folie diene. Nun sei zwar die Darstellung nackter Frauenkörper an sich noch nicht unzüchtig, und es müsse zugegeben werden, daß die den Reproduktionen zugrunde lie genden Originalgcmälde des »Pariser Salons« wirklich Knnstwerke seien; indessen träte bei den hier in Frage kommenden Nachbildungen das Künstlerische mangels gediegener Ausführung ganz zurück und nm so mehr die Andeutung geschlechtlicher Beziehungen hervor; die grelle Farbengebung übe auf den Beschauer einen sinnlichen Reiz und wecke die sexuelle Empfindung. Der Beweis lasse sich dafür an der Hand der einzelnen Reproduktionen erbringen. Das gewöhnliche Publikum, das die fremdsprachlichen Bezeichnungen nicht verstehe und daher nichts da von wisse, cs mit Nachbildungen berühmter Werke zu tun zu haben, werde somit durch die Art der Darstellung in seinem Scham- und Sittlichkeitsgefühl verletzt. Zwar überwinde der ideal veranlagte Mensch aus Kunstinteresse den ans der schlechten Ausführung resultierenden sinnlichen Reiz, doch sei für die strafrechtliche Beurteilung nur der ge wöhnliche Durchschnittsmensch maßgebend. Als gebildeter Mensch habe Rohr, der Wert lege auf die Leistungsfähigkeit und das Ansehen seines Geschäftes, diese Tatsache sehr wohl erkennen müssen. Die von Rohr gegen das Urteil eingelegte Revision hat jetzt das Reichsgericht, 1. Straf senat, am 19. Januar 1914 auf Antrag des Reichsanwalts als unbegrün det verworfen. (Aktenzeichen 1 I) 1105/13.) Allgemeiner Buchhandlungsgehilfen-Tag Leipzig 4.-6. Juli 1914. Der Gedanke eines Allgemeinen Buchhandlungsgehilfentages an läßlich der Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik Leipzig 1914 hat sowohl im Deutschen Reiche, wie im Auslande in den beteiligten Kreisen das regste Interesse hervorgerufen. Eine große An zahl Buchhandlungsgehilfenvereine hat korporative Beteiligung ange kündigt. In mehreren Städten des In- und Auslandes sind besondere Ausschüsse für den Allgemeinen Buchhandlungsgehilfentag Leipzig 1914 gebildet worden, die mit den: Leipziger Hauptausschuß in steter Ver bindung stehen. Die Beteiligung des Auslandes wird eine außer ordentlich rege sein. Es ist mit Freuden zu begrüßen, daß sich der Bibliothekar des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler, Herr vr. Goldfriedrich, in dankenswerter Weise bereit erklärt hat, am Sonntag, den 5. Juli (an welchem Tage bekanntlich die Hanptverhandlnngcn im großen Kongreß-Saal der »Bugra« stattfinden) über die Geschichte des Buchhandlungsgehilfen zu sprechen. — Auch der Wohnungsaus schuß hat bereits seine Tätigkeit entfaltet. Es ist ihm gelungen, schon jetzt eine stattliche Anzahl von Freiquartieren für die Tage der Ver anstaltung zu sichern. — Die schon früher angekündigte Briefverschluß marke ist vor einigen Wochen zur Ausgabe gelangt und steht Inter essenten gern zur Verfügung. Bestellungen hierauf wolle man richten: an den »Hauptausschuß für den Allgemeinen Buchhandlungsgehilfen tag Leipzig 1914« in Leipzig, Buchhändlerhaus, Gutenbergkeller. Detailhandels-Bernfsgenossenschaft. — Am 19. und 20. d. M. fand in Berlin im Lehrervereinshaus die erste ordentliche Gcuossen- schaftsversammlung der am 4.November 1912 aufGrund desBundesrats- beschlusses vom 10. Oktober 1912 neu gegründeten Detailhandels- Berufsgenosscnschaft unter dem Vorsitz des Kaufmanns nnd Neichstags- abgeordneten Jakob Astor-Berncastel-Cues statt. Das Neichsversiche- rungsamt war durch Senatspräsident vr. Spiegelthal, Negicrungsrat Schmidt, Negicrungsrat vr. von Schack vertreten. An der Versamm lung nahmen die 66 Detaillistenvertreter ans sämtlichen Bezirken des Reiches teil. Die in dem Wahlvorschlag des Wahlvorstandes benannten 24 Vorstandsmitglieder wurden ohne Gegenvorschläge gewählt. Der Vorstand wählte als Vorsitzenden den Kaufmann und Neichstagsabge- ordneten Jakob Astor-Berncastel-Cues, als 1. stellvertretenden Vor sitzenden den Kaufmann und Handelskammermitglied Wilhelm Kalb- fuß-Darmstadt wieder und als 2. stellvertretenden Vorsitzenden Kauf mann und Handelskammer-Mitglied Hermann Behn-Lübeck neu. Aus dem umfangreichen Jahresbericht ist hervorznheben, daß bei der neuen Bcrufsgenossenschaft bereits 62 446 Betriebe mit 355 987 ver sicherten Personen eingetragen sind. Zur Entschädigung gelangten 1473 Unfälle mit einer Jahreslast von 305 855 .// Jahresentschädi'gnng. Gemeldet wurden 5023 Unfälle, darunter 18 neue Todesfälle. Von den Verhandlungsgegcnständcn ist hervorzuheben, daß der Beschluß zur Festlegung des Sitzes bis zur nächsten Genossenschaftsversammlung, die im September in Nürnberg stattfindet, vertagt worden ist. Der Gefahrtarif wurde in der vom Vorstand vorgelegten Form genehmigt, in 2 Jahren soll auf Grund des eigenen bis dahin angcsammelten statistischen Materials ein neuer Gefahrtarif aufgestellt werden. Eine Dienstordnung, in der die Anstellungsverhältnisse der Angestellten ge regelt sind, und ein Normalbesoldungsplan wurden ausgestellt. Der