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5014 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. /r? 93, 23. April 1912 preußischen Gesamtkatalogs bildet und für den ein in Angriff genommener Katalog der an deutschen Bibliotheken vorhandenen Zeitschriften als Vorarbeit erscheint. Ferner werden die Mit glieder der in früheren Tagungen gewählten Kommissionen, die dringende Angelegenheiten der Verwaltungspraxis regeln sollen, über ihre Tätigkeit berichten. Der 4. internationale Kongres; für Kuvftnnterricht, Zeichnen und angewandte Kunst soll vom 12. bis 18. August in Dresden abgehalten werden. Mit ihm wird eine inter nationale Zeichenausstellung verbunden, die für die Zeit vom 4. bis 26. August in Aussicht genommen ist. Für die Beschaffung von Wachräumen im Ausstellungsgrundstücke, wo die Ver anstaltungen abgehalten werden, bewilligten die Dresdner Stadt verordneten jetzt den Betrag von 1600 Die 5S. Generalversammlung der Katholiken Deutsch lands findet vom II. bis 16. August in Aachen statt. Mene vücher, Kataloge nsw. für Buchhändler: Iboma, llluls sto. ato. 31,5X23,5 om. 44 8. n. 33 lakslv 8«.^V* 439 8.°E ^ ^ Pers onalnachrichten. Ernennung. — Herrn Ludwig Davids in Schwerin ist vom Großherzog von Mecklenburg-Schwerin der Charakter als Kommissionsrat verliehen worden. Prof. Geeligmüller -s. — In Halle ist am 20. April einer der bedeutendsten Psychiater und Nervenärzte Deutschlands, Ge heimrat Prof. I)r. Adolf Seeligmüller, im Alter von 75 Jahren aus dem Leben geschieden. Er schrieb u. a. »Lähmung im Kindes alter«, »Lehrbuch der Krankheiten des Nervensystems« (1882—87, 2 Bde.), »Beiträge zur Frage der traumatischen Neurose« (1891), »War Paulus Epileptiker?« (1910) und war Mitarbeiter der drei ersten Auslagen der medizinischen Enzyklopädie von A. Eulenburg. G. Jüdin -1. — Man schreibt der »Voss. Ztg.« aus Peters burg: Aus Kraßnojarsk in Sibirien kommt die Nachricht, daß dort der Bücherfreund G. Jüdin im Alter von 73 Jahren gestorben ist. Jüdin besaß eine der größten und wertvollsten russischen Privat bibliotheken und eine große Sammlung von Manuskripten, Kupfer stichen und Autographen. Seine Büchersammlung enthielt mehrere Unika. Besonders zahlreich waren in Judins Bibliothek die Werke über Sibirien. Vor einigen Jahren verkaufte Jüdin seine Bibliothek in Rußland einen Käufer zu finden, vergeblich waren. Die Biblio thek in Washington zahlte Jüdin den von ihm geforderten Preis von 400 000 Rubeln und ist jetzt Besitzerin der einzigartigen Sammlung. Der Verstorbene hat große Beträge für die Heraus gabe zahlreicher wissenschaftlicher russischer Werke gespendet, u a. für die Edition des Radziwillschen Manuskripts der Nestorchronik. Seine Absicht, eine Bibliographie aller von 1768 bis 1893 erschie nenen russischen Werke herauszugeben, ist bisher nur zum Teil ver wirklicht worden, da nur drei Bände dieses Riesenunternehmens unter der Redaktion von Prof. Wengerow (1897—1899) erschienen sind, die nur die ersten drei Buchstaben des Alphabets umfassen. Diese drei Bände haben Jüdin gegen 60 000 Rubel gekostet. Jüdin, der in seiner Jugend Europa und den Orient bereist hatte, war gelegentlich auch selbst schriftstellerisch tätig; beson ders interessierte ihn die Geschichte feines aus Kostroma nach Sibirien ausgewanderten Geschlechts, die er in Monographien behandelt hat. Sprechsaal. Ausschaltung des Sortiments durch den Verlag. In der letzten Sitzung unseres Vereins, am 3. d. M., wurde durch eines unserer Mitglieder eine Angelegenheit zur Sprache gebracht, die von allen Anwesenden als ein abermaliger Versuch, das Sortiment auszuschalten, erachtet wurde. Der Tatbestand ist folgender: Die Verlagsbuchhandlung von Julius Springer, Berlin, ver sandte zu Anfang d. I. an hiesige Arzte zunächst Heft 1 vom laufenden Jahrgang der Therapeutischen Monatshefte und ließ dann später Heft 2 und 3 folgen. Bei Übersendung des März heftes wurde dem Adressaten außerdem eine Postkarte zugestellt, deren Wortlaut wir hier zur allgemeinen Kenntnis des Buch handels bringen: Berlin, den 10. März 1912. Hochgeehrter Herr! Im Anschluß an das Ihnen bereits übersandte Januar- und Februarheft der »Therapeutischen Monatshefte« beehre ich mich Ihnen mit gleicher Post auch das Märzheft zugehen zu lassen. Ich hoffe, daß die Zeitschrift Ihren Beifall gefunden hat, so daß Sie sich jetzt zu einem Abonnement entschließen. Erhalte ich von Ihnen keine andere Nachricht, so werde ich Ihnen die weiteren Hefte dieses Jahres regelmäßig nach Erscheinen unter Berechnung für das II.—IV. Quartal zustellen. Sollten Sie hingegen von dem Weiterbezug absehen, so wäre ich Ihnen für eine Angabe der Gründe sehr zu Dank verbunden. In vorzüglicher Hochachtung gez. Julius Springer. Wir erblicken in dieser Manipulation der Verlagsbuchhandlung von Julius Springer einen durch nichts zu rechtfertigenden Eingriff in das Jnteressentengebiet des hiesigen Sortiments, da jeder Hinweis auf die Möglichkeit eines Abonnements bei ihm fehlt. Unsere Mitglieder haben durch einstimmig gefaßten Beschluß den Unterzeichneten Vorstand beauftragt, das Vorgehen der Firma Springer im Börsenblatt zu veröffentlichen. Indem wir diesem Aufträge hiermit entsprechen, möchten wir zur Vermeidung jeder falschen Deutung ausdrücklich erklären, das; wir an dem Ver- senden von Heften oder Nummern einer Zeitschrift als Probe- abonnement selbstverständlich keinen Anstoß nehmen. Wenn jedoch solche Versendung in der Absicht geschieht, das Sortiment aus zuschalten, so können wir nur bedauern, daß wir auf Grund einer Bestimmung des Börsenvereins keine Machtmittel besitzen, sie zu verhüten. Die Verlagsbuchhandlung von Julius Springer muß ja wissen, ob sie wirklich recht daran tut, das Sortiment, das sie doch wohl noch braucht, in solcher Weise, wie es hier geschehen ist, zu schädigen. Im übrigen möchten wir nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, daß die hier vorliegende verlegerische Werbetätigkeit nicht nur zum Schaden des Sortiments auftritt, sondern wohl auch den resp. Verlegern von anderen medizinischen Zeitschriften zu denken geben dürfte. Denn die »Therapeutischen Monatshefte- behandeln kein medizinisches Spezialgebiet, das einen »Verein« oder einen »Kongreß« besitzt, um einem Verleger Anregung zu bieten, über den Kopf des Sortiments weg direkte Anknüpfung mit dem ärztlichen Publikum zum Vorteil der eigenen Tasche zu suchen. Unsere Kollegen im Sortiment, namentlich die medi zinischen Spezialisten, werden ja die Bedeutung der hier vor getragenen Angelegenheit nicht verkennen, aber wir sind auch zuversichtlich überzeugt, daß alle Verleger, denen die Erhaltung eines arbeitsfreudigen, soliden Sortiments Ernst ist, mit uns der Meinung fein werden, daß dem verlegerischen Geschäftsbetrieb gewisse Grenzen gezogen werden müssen — wir meinen solche Grenzen oder Einschränkungen, die auch außerhalb der Ordnungen des Börsenvereins dem gesamten deutschen Buchhandel als ein zwar ungeschriebenes, aber unverletzbares Gesetz zu gelten haben. Hamburg, den 13. April 1912. Der Vorstand des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins. Von der Einsendung des Hamburg-Altonaer Buchhändler vereins habe ich Kenntnis genommen. Ich halte es für zwecklos und lehne es ab, mich über wohlüberlegte Geschäftsmanipulationen an dieser Stelle zu äußern. Berlin, den 20. April 1912. Julius Springer.