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s 93, 23. April 1912. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 5013 auch der Umstand, daß sie weniger auf die Idee und Ausführung, al- auf klangvolle Namen Gewicht legen, die sie als Aushänge schilder herausstecken, um das Publikum desto sicherer in seinem Vertrauen zur »guten Sache« zu machen. Denn der Laie sagt sich wohl, daß eine Sache, zu der Excellenz Soundso seinen Namen hergibt, gut sein müsse, es fragt aber nicht darnach, ob sich die »Protektoren« auch sonst um das Unternehmen kümmern oder nicht Opfer allzugroßen Entgegenkommens und vorschnellen Ver trauens geworden sind. Der Umstand, daß das Sortiment gegen diese Vereinsgrün, düngen mißtrauisch geworden ist, hat anscheinend das Torgauer Druck- und Verlagshaus G. m. b. H. veranlaßt, sich nach einer anderen Vertriebsform umzusehen. Denn obwohl es etwas eigenmächtig erklärt, daß jede Buchhandlung Bestellungen annähme, ist der ganze Vertrieb auf den Postbezug zugeschnitten. Es ist aus diesem Grunde nötig, sich den Prospekt etwas näher anzusehen. Darnach soll monatlich je ein vollständiger Roman- oder Novellen- band erscheinen. Bei der Post abonniert man auf drei Roman- und Novellenbände zusammen für 1.— viertel jährlich. Gedruckt sind bereits: Kolonistenvolk, Roman von Gabriele Reuter; Duell — Aus verstreuter Saat, Romane von Ernst Wichert; Gewissensqual und andere Erzäh lungen, Novellen (?) von August Strindberg und Exotische Geschichten, Novellen (?) von Anton von Perfall, die, wie es im Prospekt heißt, komplett auch gegen Einsendung von 1 ^L60H direkt von der Druckerei: Torgauer Druck- und Verlagshaus G. m. b. H., Torgau, sofort portofrei bezogen werden können. Während die erste Seite des Prospekts den Eindruck macht, daß es sich hier um ein Buchunternehmen handelt — von dem Verein ist überhaupt mit keinem Worte mehr die Rede —, ent puppt sich das Ganze auf der Rückseite als ein Zeitschriftenunter nehmen, das unter dem Titel »Roman- und Novellen-Bibliothek fürs deutsche Haus« durch die Post bezogen werden kann. Ob und inwie weit das Sammelsurium überhaupt als Zeitschrift anzusprechen ist, können wir erst dann beurteilen, wenn uns ein Heft desselben vorliegt. Da das Torgauer Druck- und Verlagshaus für einzelne Städte den Vertrieb eines Verlagswerkes zu vergeben sucht, so ist der Zweck dieser Zeilen zunächst, auf dieses eigenartige Unternehmen aufmerksam zu machen, das in seiner Dreieinigkeit als Buch, Verein und Zeitschrift eine genauere Prüfung verdient, ehe sich das Sortiment damit beschäftigt, und weitere Schriftsteller ihm ihre Unterstützung zuwenden. Denn wenn es sich auch an- scheinend um den Nachdruck und Vertrieb älterer, bereits veröffent lichter Werke handelt, so sind doch in diesem Falle die Interessen der Schriftsteller und Verleger so eng mit denen des Sortiments ver bunden, daß die Frage nicht überflüssig erscheint, ob die ihnen aus einer solchen Verbindung erwachsenden Vorteile auch nur an- nähernd die daraus entstehenden Nachteile aufwiegen. Internationale Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik, Leipzig 1914. — Im Laufe der vergangenen Woche hatten sich auf Einladung des Direktoriums der Ausstellung ver schiedene Verwaltungsausschüsse der Ausstellung im Sachsen zimmer des Deutschen Buchgewerbehauses versammelt, um sich zu konstituieren. Der Vorsitzende der Ausstellung, Herr vr. Volkmann, begrüßte die erschienenen Herren, dankte ihnen für die Annahme der Mitgliedschaft zu den verschiedenen Ausschüssen und gab in knappen Zügen einen Überblick über das geplante großzügige Unternehmen. Zum Vorsitzenden des Presse-Ausschusses, der seine konstituierende Versammlung am 16. d. M. abhielt, wurde Herr Hofrat Horst Weber gewählt, zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Verlagsbuchhändler vr. A. Kippenberg. Diesem Ausschuß gehören außerdem die folgenden Herren an: vr. F. Grautoff, Chefredakteur der Leipziger Neuesten Nachrichten, Johannes Schulz, Chefredakteur des Leipziger Tage blattes, vr. E. Breitner, Chefredakteur der Leipziger Abendzeitung, Professor Walter Tiemann, vr. I. Goldfriedrich, vr. R. Corwegh, Ernst Wiener, Redakteur der Zeitschrift für Deutschlands Buch drucker, Carl Helmholz, Redakteur des Korrespondent, D. Honke, Redakteur der Allgemeinen Zeitung, vr. W. Bruchmüller, Re dakteur der Leipziger Zeitung, Max Fiedler, Schriftleiter des Archivs für Buchgewerbe. Die Bestimmungen der Geschäfts ordnung, welche auflag, wurden durchberaten und ohne Zusätze gutgeheißen. Der neue Ausstellungsprospekt wird an alle Inter- Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. essenten in einer Auflage von ca. 260 000 Stück versandt, und in kürzester Zeit werden auch die vorläufigen Einladungen zur Be teiligung an der Ausstellung ergehen. Ein Ausschreiben zur Er- langung von Plakatentwürfen soll in der nächsten Sitzung des Presse-Ausschusses beraten werden. Der Verkehrs-Ausschuß der Ausstellung hielt am 17. April, ebenfalls im Sachsenzimmer des Buchgewerbehauses, seine kon stituierende Sitzung ab. Zum Vorsitzenden wurde gewählt Herr Ernst Hupfeld, zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Rechts anwalt C. Lebrecht. Dem Verkehrs-Ausschuß gehören weiter an die Herren: Bernhard Hille, Direktor der Großen Elektrischen Straßenbahn, Max Köhler, Direktor der Leipziger Elektr. Straßen bahn, Branddirektor vr. jur. B. Reddemann, Geheimer Postrat H. Wichura, Polizeidirektor vr. Louis Wagler, Direktor O. Winkler, Stadtrat vr. G. Barthol, Regierungs- und Baurat Kroeber, Verkehrsinspektor R. Moser, Spediteur Otto Jäger. Der Festausschuß hielt seine erste Sitzung am 18. April ab. In dieser wurden gewählt zum Vorsitzenden Herr Hofrat A. von Hahn, zum stellvertretenden Vorsitzenden Herr Professor Hugo Steiner-Prag. Diesem Ausschuß gehören ferner an die Herren: Geheimer Hofrat Max Martersteig, Professor Hans Winderstein, Musikdirektor Gustav Wohlgemuth, Betriebsdirektor F. C. Stremmel, Stadtrat vr. jar. W. Limburger, Professor vr. R. Graul, Professor vr. G. Witkowski, die Regisseure der Städtischen Theater Carl Huth und Wilhelm Hellmuth-Bräm. In der Sitzung dieses Ausschusses wurde u. a. über die Jubiläumsfeier der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe, die im Jahre 1614 tunlichst in der Ausstellung stattfinden soll, verhandelt; be stimmte Beschlüsse wurden jedoch noch nicht gefaßt. Zur Werbung möglichst vieler Kongresse und Versammlungen im Ausstellungsjahr beschloß der Festausschuß, schon jetzt das not wendige Adressenmaterial zu sammeln und der Geschäftsstelle der Ausstellung zu überliefern, damit diese dann die notwendigen Schritte wegen Abhaltung der Kongresse in der Ausstellung sofort einleiten kann. Bis auf den Wirtschaftsausschuß, der seine erste Versamm lung ebenfalls in kürzester Zeit abhalten wird und bis auf die Arbeitsausschüsse für die einzelnen Gruppen sind nunmehr alle Verwaltungs-Ausschüsse der Ausstellung gebildet. Auch der Ehren - Ausschuß der Ausstellung hat sich konstituiert; sein Mit glieder - Verzeichnis wird in der nächsten Zeit veröffentlicht werden. Der Klassifizierungsplan für die Ausstellung befindet sich in Bearbeitung, während die allgemeinen Ausstellungsbe stimmungen bereits gedruckt werden. Zahlreiche Anfragen nach Ausstellungsbestimmungen, An meldepapieren usw. aus allen Fach- und Jndustriekreisen lassen darauf schließen, daß eine große Beteiligung an der Ausstellung zu erwarten steht. Täglich schon gehen dergleichen Anfragen ein. Die Geschäftsstelle der Ausstellung hat den Auftrag erhalten, einen neuen Finanzplan für das Unternehmen auszuarbeiten, der in der nächsten Finanz-Ausschuß-Sitzung vorgelegt und beraten werden soll. Der Bibliothekartag 1912. — Der diesjährige Bibliothekar tag, der in den Tagen nach Pfingsten vom 29. Mai bis 1. Juni in München stattfindet, gewinnt dadurch erhöhte Bedeutung, daß sich zum erstenmal die deutschen, österreichischen und schweizerischen Bibliothekare zu gemeinsamer Tagung zusammenschließen. Das Programm gibt eine Fülle von Vorträgen und Mitteilungen, die die wichtigsten Fragen berühren, die augenblicklich in der inneren und äußeren Politik unserer Bibliotheken zur Diskussion stehen. So soll die »Vorbildung des wissenschaftlichen Bibliothekars«, die für Preußen erst vor ganz kurzer Zeit durch Ministerial- erlaß auf eine neue Grundlage gestellt ist, von allgemeineren Gesichtspunkten aus erörtert werden. Damit in Zusammen hang steht das überall akute Problem des mittleren Bibliotheks dienstes, der die wissenschaftlichen Beamten von mechanischen Arbeiten entlasten und sie für Aufgaben frei machen soll, die bereits in dem »Referatssystem« in der Diensteinteilung der Hofbibliothek in Wien, über das ein Vortrag gleichfalls vorgesehen ist, eine Lösung gefunden haben. Weiterhin sind von den Vertretern der verschiedenen Gruppen Referate über die wichtige Frage einer einheitlichen Katalogisierung geplant, die eine Vorbedingung für den geplanten weiteren Ausbau des 6S3