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69, 24 März 1899. Nichtamtlicher Teil — Sprechsaal. 2291 der Photographie» mit zahlreich erschienenen Gästen fast vollzählig in den Räumen der Ausstellung, um das Ergebnis dieser für die Weiterentwickelung der Amateur-Photographie in Berlin bedeutsamen Veranstaltung fcstzustellen. Herr Direktor Ichultz-Henke hatte es übernommen, in einem kurzen Vortrage die hervorragendsten Bilder, die durch sie vertretenen Richtungen und die angewandten Verfahren zu erläutern. Wenngleich hierbei mehrfach eine ernste Kritik verschiedener Auswüchse ans dem Gebiete künstlerischer Photographie, hervorgerufen durch oberflächliche Nach ahmung moderner Kunstbestrebungen, nicht ausbleiben konnte, so gab d§r Redner doch der allgemeinen Stimmung Ausdruck, als er mit Gcnugthuung darauf hinwies, daß die Entwickelung der künstlerischen Photographie dahin dränge, in erster Linie das monotone photographische Bild durch Bevorzugung des Pigment- drucks und mehr noch seines jüngeren Bruders, des Gummidrucks, mit Farbe zu beleben. Anderseits wies er der künstlerischen Photo graphie auch die Aufgabe zu, dem photographischen Bilde die Wand der Wohnräume wieder zu erobern, von der es in den letzten Dezennien verbannt war. Dieser Aufgabe suchen, wie jeder Besucher der Ausstellung empfunden haben wird, die Ver treter der künstlerischen Photographie einesteils durch das größere Format, andernteils durch die Harmonie zwischen Bild, Arrange ment und Umrahmung gerecht zu werden. Die Ausstellung wird Ende d. M. geschlossen werden. Ausstellung von Litteratur über Krankenpflege. In den Wochen vom 20. Mai bis 18. Juni d. I., in welcher Zeit auch der Kongreß zur Bekämpfung der Tuberkulose in Berlin zu- sammentretcn wird, wird im Aufträge des Kongreß-Komitees Herr Martin Hoefer (Oswald Seehagens Verlag) dort eine Kollektiv-Ausstellung von Büchern und Bildern zur Kranken pflege veranstalten (andere medizinische Litteratur soll nicht aus gestellt werden). Wir verweisen Interessenten auf die Anzeige auf Seite 2306 des heutigen Börsenblattes. Sprech Noch einmal »Tolstoi, Auferstehung«. Eine Erwiderung. (Vergl. Börsenblatt Nr. 62, Seite 2055—56.) An den Redakteur des Börsenblatts für den deutschen Buchhandel Herrn Max Evers Leipzig. Sehr geehrter Herr Redakteur! Auf die Berichtigung des Herrn A. F. von Marcks in St. Peters burg in Nr. 62 des Börsenblatts gestatten wir uns Folgendes zu erwidern und bitten um gefällige Aufnahme, indem wir unser Bedauern darüber aussprechen, daß uns zu einer gleichzeitigen Antwort keine Gelegenheit gegeben worden ist.*) Unsere Angabe über die Streichungen, die die russische Censur an der Veröffentlichung der Niwa vornehmen dürfte, stützt sich auf einen Brief von Fräulein (nicht Frau) Ilse Frapan vom 15. Januar 1899** ***) ), in dem cs wörtlich heißt: -Zudem ist es sicher, daß die russische Censur vielleicht kaum den vierten Teil des Romans in Rußland durchgehen läßt. Gerade die hinreißendsten Stellen und die köstlichsten Satiren werden dort gestrichen werden.» Das deckt sich freilich wenig mit der Angabe des Herrn von Marcks, der von -ganz wenigen unbedeutenden Stellen» spricht, und vor allem nicht mit den Beispielen, die er giebt. Wenn Herr von Marcks schreibt, daß er die, der Censur nicht genehmen Stellen im »Interesse seiner Leser und Leserinnen» so wie so gestrichen haben würde, da er Rücksicht auf die »Lektüre im Familien kreise» zu nehmen hätte, so heißt das doch, daß der Ronian »Auferstehung» in der Niwa, -in usnm clolpdini« bearbeitet, erscheinen wird. Den Ehrgeiz, ein Familienblatt-Schriftsteller zu werden, hat Tolstoi wohl nie gehabt, wohl aber den, daß das, was er sagt und wie er es sagt, unverfälscht und unverwässert in die weitesten Kreise des Volkes dringt. Ein Künstler, wie Tolstoi, -leistet» sich nicht -'mal solche Kraftstellen», wie Herr von Marcks es ausdrückt, sondern er schreibt so, wie es sein künst lerisches Gewissen verlangt, und an einem Künstlerwerk läßt sich nicht drehen und deuteln, weder von der Censur, noch von dem Redakteur eines Familienblattes. Für die Richtigkeit unserer Angaben spricht ferner die Zu schrift des Generalbevollmächtigten des Grafen Tolstoi, des Herrn Wladimir Tscbertkow, Picrlcigh, Maldon (Essex) England an die Redaktion des Litterarischen Echo Nr. 11 Sp.732"»), in der es heißt: -daß in der Niwa dieser Roman in wesentlich verkürzter Form mit bedeutenden Abänderungen gegenüber dem Originaltexte erscheinen wird». Außerdem heißt es in einem Briefes-), den wir, auf das An gebot unserer Uebersetzung, von dem Chefredakteur einer großen in Rußland erscheinenden Zeitung erhielten: *) Nachdem die Herren Fontane L Co. durch ihre uns leider entgangene abfällige Bemerkung in ihrer Börsenblatt-Anzeige (Nr. 55 S. 1844) den Streit begonnen hatten, kam es uns nicht zu, ihnen die Abwehr des Herrn von Marcks vor dem Abdruck vorzulcgen. Red. **) Liegt der Redaktion ini Original vor. ***) Liegt der Redaktion vor. s-> Liegt der Redaktion im Original vor. saal. -daß wir hier au die Niwa-Ausgabe gebunden sind, die den hohen staatsregiererischen (!) Ansprüchen gemäß zusammen gestrichen und kastriert worden ist.» Mit welcher Autorisation Herr von Marcks dem von ihm zwar gekannten, aber nicht genannten Uebersetzer die Uebersetzung für die St. Petersburger Zeitung -gestattet- hat, giebt er nicht an. Bekanntlich bedarf es bei russischen Litteraturerzeugnissen für die Uebersetzung keiner Autorisation und keiner Honorarzahlung an den Autor. — Auch uns sind die verschiedensten Uebersetzungen dieses Romans gegen Zahlung nur des Uebersetzungshonorars angebvten worden. Wir haben es, trotz des Fehlens einer Konvention mit Rußland und trotz der in Aussicht stehenden Konkurrenz, mit den Prinzipien unserer Firma nicht in Einklang bringen zu können geglaubt, dem Autor den Ertrag seiner Arbeit, resp. den Cessionaren die ihnen cedierte Summe vorzuenthalten. Wir honorieren den neuen Ronian Tolstois wie ein Originalwerk, haben aber dafür die Ge wißheit, daß unsere Ausgabe, von berufener Feder hergestellt, die vollständige Arbeit Tolstois in peinlichster Treue und An passung wicdergebcn ivird. Endlich erlauben wir uns, Ihnen — mit der Bitte um gefällige Rückgabe — als Beispiel einen Korrektur-Abzug des zweiten Kapitels zur Prüfung anbei zu übersenden. — Sie werden sich daraus leicht überzeugen, daß, wenn Herr von Marcks die -zur Lektüre im Familienkreise nicht geeigneten Stellen» (denn »die Niwa ist vor allem ein Familien-Journal») streicht, nicht '///o, sondern viel leicht 90°/g dem Rotstift zum Opfer fallen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihre ergebenen F. Fontane L Co. Die bevorstehende Sport-Ansstellnng in München. In Nr. 64 des »Börsenblattes» (S. 2151) sinket sich eine Auf forderung zur Beschickung der Deutschen Sport-Ausstellung in München und der darin zu errichtenden Verkaufsstelle für Sport- Litteratur. Laut Vertrag dürfen nichtausgestellte Bücher von der Verkaufs stelle nicht geführt werden; es ist somit jeder Verleger, der seine Artikel verkaufen lassen möchte, gezwungen, Platzmiete zu bezahlen. Nun giebt aber der geschäftsführende Ausschuß der Sport-Aus stellung in den Tageszeitungen bekannt, daß -Annoncen ent haltende Drucksachen in der Ausstellung weder verkauft noch gratis verteilt werden dürfen». Es ist hiernach den vielen Verlegern von Sport-Litteratur, deren Verlagsartikel einen Inseraten - Anhang enthalten, die Möglichkeit genommen, ihre Artikel der Verkaufsstelle zu über geben. Da aber gerade in der Sport-Litteratur die Anfügung eines Reklame-Anhanges sehr häufig ist, so scheint hier ein großes Hindernis gegeben zu sein, dessen Beseitigung im Interesse der Ausstellung und der Verleger zu wünschen wäre, zumal durch die obige Bestimmung auch den Verlegern der vielen verschiedenen Sport-Zeitschriften die Gratisausgabe von Probenuminecn durch die Verkaufsstelle vollständig unmöglich gemacht wird. 1. L. 306*