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Menschen getreten war. Nicht mehr der ewige Gott blos, der als wahrhaftiger Mensch mit den Seinen in wunderbarer Herablassung verkehrte, ihr Lehrer und Freund, und Trost und Rath, sondern der Gottessohn war Er, welchen ihre Sünde, auch die Sünde der Seinen, auch die Sünde der Maria, in das bitterste Todeöleiden gebracht hatte, der in Seinen Nägel- maalen die ewigen Spuren der Wunden trägt, die Ihm ihre Sünden geschlagen, des thcuern Preises, um den Er ihre Selig keit erkauft hatte. Und das soll Magdalena beherzigen lernen; darum ergeht zunächst jenes abweisende Wort an sie. Und das hat seine volle tiefe Bedeutung auch für uns. Er null noch heute, wie in den Tagen Seines Fleisches, der vertrauteste Freund der Seinen sein, dem sie Alles sagen und klagen dür fen, ja die Zuflucht aller verlegenen Sünder; aber die Seele soll doch dabei nie vergessen, daß ihr Freund nicht blos der Herr vom Himmel ist, sondern der, den ihre, eben ihre, Sünden an's Kreuz gebracht haben, der s i e mit Todesschmerzen habe erlösen müssen, weil auch sie sonst ewig verloren wäre. Daher entsteht die heilige Sünder schäm, bieder wahren Vertraulichkeit nicht den mindesten Abbruch thnt, die allein aber im Stande ist uns davor zu sichern, daß wir Jesus nicht zum Sündendiener machen, oder in eine leichtsinnige, tändelnde Ver traulichkeit des Umgangs mit Ihm gcrathen, die Ihm weder wohlgefällig, noch nnserm Innern förderlich sein kann. Das, liebe Seele, ist der eine Theil der Antwort auf die Frage: was der Heiland von dir erwarte um den Gefun denen bleibend zu behalten. Du mußt Ihn haben in der Todes gestalt, in der Er dich erlöst; du mußt mit Ihm umgehen als mit dem, der dich bis in den Tod geliebt, und den du mit deinen Sünden bis in den bittcrn schweren Tod gebracht. Und damit, m. Freunde, hängt das Zweite näher zusam men, als es auf den ersten Blick scheinen könnte. Denn eben