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Redaktioneller Dell. X- 271, 9. Dezember 1919. nicht ausdrücklich m Z 4o gestanden, datz einer Aufhebung auch eine Herabsetzung des Ladenpreises gleichzuachten ist. Wie ich vorhin schon sagte: aus einem Gespräch mit Herrn vr. Springer hatte ich den Eindruck, daß er an sich diesen Wunsch des Sorti ments berechtigt findet, nämlich daß, wen» nicht eine völlige Aufhebung, sondern eine Beränderluig des Ladenpreises nach unten stattsindel, dem Sortimenter dieselben Rechte zustehen solle», die ihm bisher bei einer absoluten Aushebung auf Grund der Verkehrsordnung bereits zustanden. Ich komme nun dazu, zu begründen, warum man bei der Schaffung der Vcrkehrsordnung wahrscheinlich das Wort »Her absetzung« nicht mit hineingesetzt hat. ES war meines Wissens, im Buchhandel bisher eine ganz seltene Ausnahme, daß ein La- ! denpreis herabgesetzt wurde. Denn wenn ein Ladenpreis herab gesetzt wurde, so war das bisher immer ein Zeichen für eine! schlechte Gangbarkeit des Buches, und eine solche Maßnahme ist deshalb, glaube ich, schon mit Rücksicht auf den Autor nur in den äußersten Fällen von seiten des Verlags getroffen worden. Der Verlag hat dann meist zu dem Mittel der Verramschung I dieser Artikel gegriffen. Nun sind aber durch den plötzlichen Konjunkturumschwung, den wir durch den Krieg erlebt haben, tatsächlich praktisch voll kommen neue Verhältnisse «ingetreten. Wir haben kolossale Schwierigkeiten bei der Herstellung gehabt, und wir hoffen, datz i in absehbarer Zeit diese Schwierigkeiten sich wieder verbessern! werden. Genau so, wie man bisher eine steigende Tendenz der Preise gehabt hat, wird in späteren Zeiten — sagen wir: in einem bis zwei Jahren doch hoffentlich irgendwann einmal wieder eine heruntcrgehcndc Tendenz der Preise einlreten, und nur für diesen Fall wünscht die Gilde das Sortiment geschützt! zu sehen. Die Anträge der Gilde kommen allerdings reichlich zeitig, sie würden - glaube ich zur nächsten Ostermcssc noch! vollkommen rechtzeitig eingebracht werden. Run könnte man dem ja entgegenhalten — ich glaube, Herr: Kilpper hat es vorhin schon getan —, daß genau so, wie der Sortimentsbuchhandel den Konjunkturgewinn an den Preiser-! Höhungen gehabt hat, er nun billigerwcise auch die Konjunktur-! Verluste bei den Preisherabsetzungen tragen müßte. Aber immer- > hin sind die Konjunkturgewinne der Preiserhöhungen zum! großen Teil doch schon aufgezehrt durch'die schlechte Lage, in' der das Sortiment gewesen ist, bevor es die Notstandsordnung! einführen konnte, durch die großen Verluste, die ihm durch! KriegSIitcratur und durch andere Literatur entstanden sind und! dauernd weiter entstehen. Also ich glaube, daß der Verlag ich diesen beiden Punkten 4« und 4ck, die tatsächlich weiter nichts sind als eine schärfere Festlegung dessen, was bisher bereits Rechtens war, dem Sortiment entgegcnkommen könnte, wenn ^ das Sortiment dagegen den Standpunkt des Verlags anerkennt und auf die Einführung der Änderung von Z 4» der Verkehrs ordnung, die meiner Ansicht nach von viel größerer Tragweite ist, verzichtet. Dann wäre wenigstens ein Punkt in dei' Tages ordnung des Börsenvereins vorhanden, der eine Plattform böte,' auf der sich Verlag und Sortiment freundschaftlich, wie jedes Jahr, die Hände reichen könnten. vr. Alfred Giesecke (Leipzig): Ich möchte grundsätzlich sagen': Mit dieser Harmoniedusclci muß er einmal grundsätzlich vorbei sein. (Sehr richtig!) Bei dieser Harmonieduselei bezahlen wir Verleger die Rechnung. (Sehr richtig!) In einer Besprechung, die wir neulich hatten, habe ich von ^ dem bolschewistischen Sortiment gesprochen. Das Sortiment operiert genau wie die Bolschewisten: es ruiniert, wie unsere! Arbeiter und Angestellten, auf diese Weise seine eigene Basis; es sägt den Ast todsicher ab, auf dem es sitzt, und das muß ihm gesagt werden. Nicht nur aus egoistischen Gründen, sondern, weil wir die Weitsichtigeren sind, müssen wir jetzt energisch einen! Schlußstrich unter diese ganze Politik machen. (Sehr richtig!)^ In dieser Verbindung muß auch der Antrag vr. Springer und vr. de Gruyter vorgcbracht werden. Es muß erklärt werden: Damit muß ein Ende gemacht werden; es muß die ganze Sache auf eine neue Basis gestellt werden. (Bravo!) Noch dieser grundsätzlichen Erörterung möchte ich sagen: Zu dem Punkt 4 o und 4 ck stehe ich auf dem Standpunkt, den Herr lt.2 vr. Springer auch einzunehmen scheint: das ist eine Sache, über die sich reden läßt. Aber meiner Ansicht nach geht es nicht so, wie es hier ist, und meiner Ansicht nach müssen wir hier die Stellung einnehmen: das ist eine Sache, die gemeinsam er- tvogen werden muß; das geht nicht so; wir sind bereit, eine derartige Ordnung für die Übergangswirtschaft zu treffen, aber das muß in sorgsamer Erwägung der beiderseitigen Interessen geschehen, und die Sache eilt gar nicht; es ist gar keine Not wendigkeit, jetzt schon etwas zu beschließen; das mag — ich kenne die Formalien nicht durch irgendeinen Ausschuß ge- schehen. — Das wäre meines Erachtens von uns vorzuschlagen. Die Vorbereitung dieser Fragen möchte ich einem Ausschuß übertragen wissen, der meines Erachtens zur nächsten Ostermesse noch früh genug kommt. (Lebhaftes Bravo.) vr. Fritz Springer (Berlin): Meine Herren, ich danke Herrn vr. Giesecke für die energische» Worte, die er an die Versamm- lung gerichtet hat, und freue mich, den allseitigen Beifall zu hören. Ich habe in den letzte» Wochen zu viel zu tun gehabt, als daß ich mich mit den Anträgen Nitschmann intensiv hätte be schäftigen können; beim Durchlesen dieses Antrags betr. 8 4° der Vcrkehrsordnung sind mir aber, wie Herr Volckmar auch erwähnte, doch Bedenken gekommen, ob nicht darin wirklich eine Berechtigung steckt. Ich habe die Verhandlungen über die Auf. stellung der Verkehrsordnung nicht nachschlagen können. Wir müssen gerecht sein und sagen: Sobald der Verleger einen Laden- Preis nufhebt — darunter verstehe ich auch: den ersten Laden- Preis herabsetzt —, muß der Sortimenter gegen dadurch ihm entstehende Schäden geschützt werden, daß er die auf seinem Lager befindlichen, in letzter Zeit bezogenen Werke zurückgeben kann. ES wäre sonst eine Ungerechtigkeit sondergleichen. Daher wäre ich auch geneigt, dem ersten Teil des Vorschlags Nitschmann zu Z 4«, der sich darauf beschränkt, hinter »Aufhebung« immer zu setzen: »oder Herabsetzung«, znzustimmen. Ich stimme aber auch dem Vorschläge des Herrn vr. Giesecke vollkommen bei und würde Vorschlägen, daß der Ausschuß, der die Statuten beraten soll, sich auch mit dieser Frage beschäftigt und auch gleichzeitig den Antrag Nitschmann bezüglich Z 4 <- mit in die Beratung zieht. Direktor Gustav Kilpper (Stuttgart): Meine Herren, die Änderungen des 8 4 « und 4ck sind doch nicht ganz so harmlos, wie es nach den eben gehörten Ausführungen den Anschein haben könnte, und besonders halte ich die Bestimmung, datz bessere äußere Ausstattung einer Herabsetzung des Ladenpreises gleichzuachten sein soll, für ganz unmöglich. (Sehr richtig I) Ich würde mich auch damit einverstanden erklären können, daß, wenn der Ladenpreis herabgesetzt wird, dem Sortimenter eine billige Entschädigung innerhalb eines noch festzusetzenden Rah mens gewährt wird. Aber ganz unmöglich ist es, es einer Preisherabsetzung gleichzusetzen, wenn der Verleger eine neue Auflage auf besserem Papier druckt oder ein Buch mit einem Leinenband versieht, und nun den Verleger zu zwingen, alles zurückzunehmen, was er in den letzten sechs Monaten ausgelieferl hat. Das ist eine Unmöglichkeit. Das können wir von vorn herein nicht zugeben. (Sehr richtig I) Wenn eine Verständigung gefunden werden soll, so würde cs nur durch die Ausschaltung der Worte: »besserer äußerer Aus stattung und« geschehen können, und es müßte beschränkt wer- den auf Fälle von tatsächlicher Herabsetzung des Ladenpreises. Aber auch da hat cs gewisse Schwierigkeiten. Es kommt im schönwissenschaftlichen Verlag bor, daß von teureren Werken eine billigere Volksausgabe gemacht wird, und dann stünde man vor der Schwierigkeit, daß man das, was man in den letzten sechs Monaten ausgeliefert hat, und was noch auf dem Lager des Sor timents ist, wieder zurücknchmen müßte. Das geht nun wirklich in dieser Weise nicht zu machen. Aber ich wiederhole: der Weg, den wir vorgeschlagen haben, und den auch Herr vr. Paetel hier erwähnt hat, daß wir das Sortiment in diesem Punkt auf den Weg einer privatrechtlichen Regelung verweisen, ist für beide Teile bei gutem Willen gangbar und durchaus ausreichend. Hofrar vr. Meiner (Leipzig): Dem Vorschläge, den Herr Direktor Kilpper gemacht hat, möchte auch ich zustimmcn. Es geht nicht an, daß man in 8 4 «