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ihren Eigenlhumsverhältnisscn (ob Staat und Gemeinden, oder Vereinen, oder Anstalten re. zugehörig), nach Charakter (ob wissen schaftliche, gemischte, Volks- oder Jugend-Bibliotheken), sowie nach Maßgabe gewisser Abstufungen in den Gründungsjahreu und in der Bändezahl, theils eine gleich classificirte Uebersicht ausschließlich der populären Bibliotheken nach ihrer Zahl überhaupt, nach Zahl der vorhandenen Bände, nach Procentverhältnisse» der Bände zur Be wohnerzahl, nach Procentsätzen der gelesenen Bände, desgl, des Zu wachses und nach Maßgabe der Benutzungsgelder, der Einnahmen und der Ausgaben, die zweite Tabellen über den Bestand und die Be nutzung einiger Bibliotheken nach Fächern enthält. Als Gejammt- resultat der bei der allgemeinen Rekapitulation der 2004 Biblio theken in Betracht gekommenen Ziffern hat sich herausgestellt: 2,490,312 Bände Bestand, 1,103,135 gelesene Bände, 68,427 Bände Zuwachs, 295,165Fr. Einnahme und 283,794Fr. Ausgabe. Hat derHerausgcber bereits in den vorgenannten Generalüber sichten Gelegenheit genommen, das reiche in den Specialtabellen übersichtlich zusammengestellte Material statistisch zu verwerthen, so ist ihm dazu im ersten Theilc des Werkes noch in ausgedehnterer Weise Anlaß geboten gewesen. I» diesem ersten Theile zeigt sich die ga»;e Sorgfalt, welche der Herausgeber aus seine Arbeit ver wendet hat, im vollen Lichte. In deni einen der beide» Abschnitte, aus denen der ersteTheil besteht, finde» sich unter dem Titel „Biblio- thekzustände in den Cantoucn" nach der Reihenfolge derselben ver schiedene historische und andere die Statistik intcressirende Mitthei- Inngen, wogegen die eigentliche statistische Vcrwcrthung des ge summten großen Zahlenmateriales unter dem Titel „Resultate" im anderen Abschnitte zusammcugcfaßt ist. Aus diese» Resultaten, in Lenen mit anerkenucnswerthcr Umsicht alle für Statistik verwend bare» Momente in Betracht und Rechnung gezogen worden sind, er gibt sich unter anderem inBczug auf dieVerhältnißzahlcn derBiblio- theken theils zu den einzelnen Cantonen, theils zu ihrer Bevölkerung, daß von der Gesammtzahl (2088) derBibliothckcn im elfteren Falle die meisten (267) auf Zürich und die wenigsten (3) auf Appenzell Inner-Rhoden kommen, während im anderen Falle die relativ größte Verbreitung der Bibliotheken in Solothurn (1 Bibliothek: 474 Be wohner) und die geringste in Tessin (l Bibliothek: 5981 Bewohner) gefunden wird. I. Petzholdt. Der Triilmphzug des sächsische» Pfennigs. Ein Zukunfts-Bild. Nachdem Breme» mit wahrhaft heroisch-patriotischem Entschluß von seinem Münzsystem sich befreit und seit dem 1. Juli d. I. die Rechnung nach Reichsmark und Pfennigen definitiv eingcführt hat, überfällt merkwürdiger Weise die biedern Insassen der beiden blühenden Feudalstaaten Mecklenburg-Schwerin und Strelitz ein gleich gewaltiger Drang nach Einführung der Markrechnuug in ihre gesegneten Gefilde. Da, wo wir jedoch am ehesten erwarten durften, die neue Rechnungswcise ins Leben treten zu sehen, nämlich im Königreich Sachsen, den Herzogthümern Sachsen-Altenburg und Sachsen-Gotha, ist bisher noch nichts geschehen, obgleich cs sich bei den genannten Staate», die im sächsischen Pfennig bereits die Basis der zukünftigen Münzeinheit besitzen, im Wesentlichen nur um eine Namensänderung handeln kann, indem sie das 100- und 5 0 - Pfennigstück mit dem Namen einer ganzen oder halben Mark bezeichne,» Auch in Preußen ist nicht viel zu andern; schwieriger schon gestalten sich die Verhältnisse in den Ländern der sogenannten hanrburgisch - kubischen Banco- und Courantrechnung, in den süd deutschen Staate» und endlich in Elsaß-Lothringen. Letzteren ist, sollen deren Interessen nicht schwer gefährdet und Recht und Gerechtig keit geübt werden, unter allen Umständen eine längere Uebergangs- srist zu gewähren. Auch der nordische Leu rührt sich, aber diesmal nicht mehr in seindlicher Absicht. In Kopenhagen tagen zur Stunde die Vertreter der drei nordischen Reiche wegen Einsührung eines gleichen Münzsystems und man hat allen Grund zu glauben, daß dieselben Angesichts der jetzigen Machtstellung Deutschlands — auch in finanzieller Hinsicht — ebenfalls die „Mark" als Rechnungs- Einheit annehmen werden. Das aber wäre ein Triumph des sächsischen Pfennigs, wie er größer nicht gedacht werden könnte. Vom Nordcap bis zum Bodeu- fee — ein Geld — welche Perspective! Der Norweger könnte dann ruhig bis nach Lindau fahren, ohne auch nur ein Mal in die Verlegenheit zu gerathen, seine Baarschaft umwechseln zu müssen, nur an der Schweizergrenze würde ihm endlich ein kurzes Halt ge boten werden. Fragen wir nun aber, warum Sachsen nicht mit der schleunigsten Ein- und Durchführung der Markrechnung vorgeht und auch hierin, wie in manchen andern Dingen, zum hellleuchtenden Vor bild der übrigen deutschen Staaten wird? Da hört man denn selt samer Weise oftmals die Bemerkung, daß viele Faktoren sich ver einigen, um geradezu noch einen länger» Aufschub von der Regie rung zu erbitten, und auch den Buchhandel soll dabei eine nicht ge ringe Schuld treffen. Unsere Rechnungswcise sei namentlich die Ursache, da — wie bekannt — wir in finstrer Verblendung nur zur Ostermesse in Leipzig abrechnen. Wir buche n von „Kalenderjahr zu Kalenderjahr", rechnen aber von „Ostern z» Ostern". Würde also regierungsseits die Markwährung mit dem neuen Kalenderjahre eingeführt, so hätten wir auf unsere» Conti lauter Reste in der alte» Währung; von Ostern ab eingeführt aber, ebenfalls. Das sind nun allerdings so kleine Anomalien des Buchhandels, die der praktische Kaufmann und Volkswirt!) wohl niemals begreifen lernen wird. Bei uns geht noch vieles nach dem Tacte der ocsterreichischcn Landwehr — langsam, immer sehr langsam voran! manchmal auch gar nicht, denn unsere alten Schmerzenskinder: Remittenden und Disponcnden, Mißbrauch des ,,-r condition", Meßagio und der gleichen schöne Errungenschasten leben immer noch und warten, wie weiland das mecrnmschluugeuc Schleswig-Holstein, auf ihre» Erretter, den buchhändlerischen Bismarck, der auch diesen gordischen Knoten endlich lösen soll. Ja, wir Buchhändler sind und bleiben ein merkwürdiges Volk. Während des ganzen Jahres machen wir Opposition, wollen Neuerungen einsühren, Mißbräuche abstellcu, die Sortimenter ver suchen die Verleger und umgekehrt die Verleger die Sortimenter zu bessern, wir schreibe» uns „offene" Mahn- und Drohbriefe und schaffen so gegenseitige Feindschaft, um uns schließlich — am Cantate-Fest- sonntage im Schützenhause bei„8osilorsr onrts noire" wieder aufs herzlichste in die Arme zu schließen und dort unsere besten Absichten und Vorsätze, mitsammt der ganzen buchhändlerischcu Misere zu ver gessen, das heißt alles beim Alten zu lassen! —- Doch! eilen wir — um nicht auch in das Fahrwasser der „Pa piere der Weidmannschen Buchhandlung" zu gerathen (die übrigens trotz alledem für die jüngere Generation eine Fülle der trefflichsten Lehren enthalten) — eilen wir zum Schluß und legen uns die Frage vor: Wenn wirklich der deutsche Buchhandel die Macht hat, auf die schleunige Einführung des Marksystems einzuwirkcn — und es ist ja nicht zu leugne», daß Sachsen, insonderheit Leipzig als Ccntral- punkt desselben, als Hauptproductivnsort und Commissionsplatz, bei einem demnächstigen Münzwechsel hinsichtlich der zukünftigen Preisnormirungen von entschiedenem Einfluß für das gesammte Deutsche Reich sein wird — was kann und soll dann geschehen »nd Wann und wie soll es geschehen? Eine berufenere Feder als die meinige würde sich sicher ein großes Verdienst erwerben, wenn sie hierüber dem deutschen Buch handel recht bald Aufschluß ertheilen wollte. Johannes Weber.