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für den Beiträge Deutschen Buchhandel und die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Elgenthiim Lei Börsenderein» der Deutsche» Buchhändler. 20l>. -—>»» Leipzig, Mittwoch den 4. September. - 1872. Nichtamtlicher Theil. Die öffentlichen Bibliotheken der Schweiz im Jahre Wer bereits einmal oder Wohl öfter, wie ich behufs der Be arbeitung nieincr Adreßbücher und des Handbuches deutscher Biblio theken, iu der Lage gewesen ist, statistische und ähnliche Nachweise über Bibliotheken an Ort und Stelle einholen zu müssen, der wird am besten bemessen können, mit welchen Schwierigkeiten man zu kämpfen hat, um nur etwas annähernd Vollständiges und Genaues zusammenzubringen. Trifft man auch an einzelnen Orten auf große Gefälligkeit, mit welcher die in Frage kommenden Punkte sammt und sonders und genau beantwortet werden, so sind in der Regel bei weitem mehr Orte aufzuzählen, an denen man dem größten, ja man kann sage», dem gröbsten Jndifferentismus begegnet. Die zur Einholung der erforderlichen Nachweise ausgesendeten Circulare und Fragebogen werden dort und manchmal sogar erst aus wiederholtes Bitten durstig und nachlässig, oftmals auch gar nicht beantwortet, in welcher letzteren Hinsicht ich aus Grund meiner eigenen Erfahrungen füglich die Berechnung machen kann, daß von drei bis vier aus geschickte» Fragebogen, ärgerlich genug, höchstens nur ein einziger gut oder schlecht beantwortet wieder nach Haus zurückkehrt. Und hinterher hat inan noch überdies den Aerger, daß man seine Arbeit, zu deren Nutzen und Frommen erst alle mögliche mit Kosten und Mühen verknüpfte Experimente zur Erlangung von Nachweisen ge macht worden sind, als unvollständig und ungenau tadeln hören muß, und dies nicht selten gerade von Leuten, die zuvor lässig genug ge wesen sind, die ihnen zugesendetcn Fragebogen nicht einmal noth- dürftig zu beantworten: als ob man die in der Arbeit noch fehlende» Nachweise, mit deren Einsendung jene Leute selbst mit im Rückstände geblieben sind, aus den Aermeln habe herausschütteln können, oder auch aus etwaige» über die betreffenden Bibliotheken veröffentlich ten, an Ort und Stelle zwar leicht zugänglichen, aber im Buch handel schwer und nur mit verhältnißmäßig großen Kosten oder gar nicht zu erlangenden Druckschriften beschaffen sollen. Dars es in Betracht aller der Schwierigkeiten, die sich der Be schaffung von zweckdienlichen Materialien zu einer statistischen Arbeit über die Bibliotheken eines oder mehrerer Staaten entgegcustellen, keineswegs Wunder nehmen, daß alle seitherige derartige Arbeiten, auch bei dem besten Willen und dem größten Eifer von Seiten der Verfasser, doch immer mehr oder minder mangelhaft haben bleiben müssen, so kann man nicht anders als mit der größte» Freude und der höchsten Anerkennung ein in neuester Zeit über die Schweizer Bibliotheken erschienenes Werk begrüßen, dessen Urheber» es ge lungen ist, alle jene Schwierigkeiten fast ganz zu überwinden, und aus der großen Zahl von 2088 Bibliotheken Nachweise über nicht weniger als 2004 zusammenzubringen, so daß der mit der Ver arbeitung und Zusammenstellung des herbeigeschafften Materials N-unnnddreißigfter Jahrzana. betraute Herausgeber das, was er am Schlüsse der Einleitung des Werkes zwar in anderem Sinne sagt, doch auch mit Rücksicht auf die reichen Ergebnisse der Einsammlung der statistischen Nachweise Wohl mit gerechtem Stolze sagen darf, nämlich: „Ich kann nicht schließen, ohne dem Gefühle der vollständigsten Gcnugthuung über die Ergeb nisse dieser Arbeit förmlichen Ausdruck zu verleihen. Sie sind ja in allen Theilen so überaus ehrenhaft für die Schweiz, daß auch nicht entfernt im Auslände daran gedacht werden kann, ihr wenigstens auf diesem Gebiete Eoncurreuz zu mache»; im Gegentheil, kommende Arbeiten werden die hierseitigen Verhältnisse nur in helleres Licht stellen." Das aus Grundlage derEinsammluugen der Schweizerischen Statistischen Gesellschaft von Heitz bearbeitete Werk ist auf dem Ge biete der Bibliothekstatistik eine Erscheinung, wie man sie bisher noch nicht gekannt hat, und wie sie auch allem Anscheine nach — gut, wenn ich mich täuschte — nicht sogleich wiederkchren dürste. *) Das Werk zerfällt in zwei Theile, von denen der zweite das gesammelte statistische Material in tabellarischerForm in der Reihen folge der einzelnen Cantone und deren Bezirke und Orte verzeichnet enthält, wogegen als eine Art Einleitung dazu der erste Theil ge schichtlichen Mittheilunge» über die betreffenden Bibliotheken und verwandte Gegenstände sowie einer Gesammlbetrachtung der aus der statistischen Zusammenstellung gewonnenen Resultate gewidmet ist. Was zunächst den zweiten Theil anlangt, so finden sich dort in der angegebenen Form und Reihenfolge die verschiedenen Biblio theken, wie schon erwähnt, 2004 an der Zahl, einzeln aufgesührt, mit Angabe 1) des Eigenthümers, 2) des Gründuugsjahres, 3) der Bändezahl, 4) der Zahl der gelesene» Bände, 5) des Bändezuwach- scs s. theils durch Ankauf, b. theils durch Schenkung, 6) der Ein nahmen und zwar ». aus Beiträgen von Staat und Gemeinden, b. aus Benutzungsgeldern, o. aus Geschenken, Zinsen -c., 7) der Ausgaben sowohl a. für Ankäufe und Einbände, als l>. für Ver waltung und Sonstiges, 8) ob sic Statuten und Reglements und g) Kataloge besitzen, sowie mit Beifügung anderer nicht rubricirbarer Angaben in unlergesetzten Noten. Zum Schluffe dieser Special tabellen sind, außer einer allgemeinen Rekapitulation der Bände zahl, der Zahl der gelesenen Bände, des Bändezuwachses, der Ein nahmen und Ausgaben sämmtlicher Bibliotheken jedes einzelnen Be zirkes und sodann jedes einzelnen Cantons, zwei Generalübersichten angehängt, von denen die erste theils eine Classification der gesamm- tcn in einem jeden Cantonsbezirke befindlichen Bibliotheken nach *) Die öffentlichen Bibliotheken der Schweiz im Jahre t968. Nach dem von der Schweizerischen Statistischen Gesellschaft gesammelten Material bearbeitet von Ernst Heitz. Herausgegeben von der evchweizcrischen Skati- 1668. ll'aprös les matöriaux reeueilii- par la Loeiöts Luisse üs 8ta- ltstigue par lernst Ileite. publie par la Looietö Luisse äe statisliquo. -;r. 4. (78 u. 80 8.) Kasel 1872 (Lolirveigkauser). Preis I IN Ir. t8 ttgr. 439