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3242 BörscEatt f. d. Dtschn. «uchhmrd-I. Nichtamtlicher Teil. .-sk 60, 15. März 1910. die eine oder mehrere Arbeitskräfte vollständig absorbiere, würde dann vermieden werden. Insbesondere werde auch die zn erwartende Verkürzung der Auflieserungsfristen bei der Bahn und der Post eine Vereinfachung der bisherigen Art und Weise notwendig machen. Natürlich seien hierzu noch weitere Erhebungen erforderlich, die anzustellen aber infolge der Kürze der Zeit dem Vorstand bisher nicht möglich gewesen sei. Herr Hans Volckmar wendet sich dagegen, daß der Leipziger Verein sich aus Gründen der Repräsentation ein eigenes Haus bauen solle Diese Repräsentation werde wie bisher sicher am besten durch den Börsenverein in dessen Hause besorgt. Sie sei kein Grund, sich ihretwegen mit einer so großen Sorge zu belasten. Auch die geplante Paketbestellanstalt könne ihn nicht für den Hausbau günstig stimmen. Nehme die Bestellanstalt einen größeren Umfang an, so reiche das ins Auge gefaßte Grundstück nicht aus. Und dann — man habe doch im Buchhandel schon zu viele Zwischenstellen, da solle man nicht noch eine neue Zwischen stelle schaffen. Auch könne er sich eine leichte Bewäl tigung der dortigen Geschäfte nicht vorstellen. Er bittet, zunächst über die Reorganisation der Bestellanstalt und deren Ausbau gründlich sich zu informieren. Herr Geheimer Rat vr. v. Hase: Er hätte gern eine vertrauliche Auskunft des Börseuvereins herbeigezogen gesehen, denn er lege auf das gute Einvernehmen mit jenem ganz besonderen Wert. Für den Plan des Hausbaues sei neben der Paketbestellanstalt vor allem der Mangel an Raum für die Lehranstalt maßgebend gewesen. Auf die Repräsentation des Leipziger Vereins möchte er weniger Wert gelegt sehen; die könne der Verein nicht besser haben, als er sie jetzt habe im Zusammenhang mit dem Böcsenverein. Diese Identität des Börsenvereins und des in Leipzig domizilierenden Buchhandels nach außen hin halte er für sehr wichtig. Er möchte anregen, ob nicht der Börsenvsrein weitere Räume für eine vergrößerte Bestellanstalt hergeben könnte, und ob sich nicht noch eine genauere Vorprüfung der ganzen Sache empfehlen dürfte. Nach seiner Ansicht müsse allerdings etwas geschaffen werden, damit sich der Leipziger Verein weiter ausbreiten könne. Die Anregung des Herrn Fernau begrüße er. Der Herr Vorsteher erklärt, er habe eine Aussprache oder Verständigung mit dem Börsenvereinsvorstand versucht, aber diese habe sich nicht ermöglichen lassen, übrigens solle das geplante Haus kein Prunkbau sein, sondern in aller erster Linie praktischen Zwecken dienen. Herr Albert Brockhaus erklärt, ihm sei es außer Zweifel, daß der Börsenverein die Trennung vom Leipziger Verein nur sehr schmerzlich empfinden werde, denn das Deutsche Buchhändlerhaus sei auch mit Rücksicht auf den Leipziger Verein ausgestattet worden. Er glaubt, daß sich wohl Mittel zur Raumgewinnung finden würden, eventuell durch Niederreißen des Flügelbaues mit der Druckerei und Errichtung eines entsprechenden Neubaus. Gegen die Ausführbarkeit einer Bcstellanstalt für Pakete, auch nur empfohlener, habe er die größten Bedenken. Er regt endlich an, ob nicht auf dem Grund und Boden des Börsenvereins — der ja bekanntlich nichts koste — ein Gebäude für Lehr- und Bestellanstalt errichtet werden könne, jeden falls finanziell eine für den Leipziger Verein günstigere Sache. Er wünscht, der Vorstand möchte die Frage des Neubaus noch weiter prüfen und auch, wie der Lehranstalt zu helfen sei; er möchte ihm aber keinen weitergehenden Auftrag erteilt sehen. Dem Antrag des Vorstandes könne man wohl, wenn man ihn so, wie er es tue, auffasse, zustimmen. Es handle sich bei diesem Anträge überhaupt nicht darum zu sagen: Wir wollen bauen, sondern lediglich darum: Der Vorstand wünscht einen Auftrag, sich mit der Baufraae zu beschäftigen. So könne man den Auftrag einstimmig annehmen. Herr Voigtländer weist auf die ungenügenden Zu stände bei der Bestellanstalt hin, die gebieterisch auf Abhilfe drängten, und meint, auch die finanzielle Aufmachung erscheine ihm nicht unbedenklich. Er schlägt vor, den Antrag des Vorstandes irr anderer Form zu geben, und reicht einen entsprechend geänderten Antrag ein. Auch er lege auf das gute Einvernehmen mit dem Börsenverein größten Wert. Herr Hirschfeld schildert die ungenügenden räumlichen Verhältnisse der Lehranstalt, namentlich im Hinblick auf die sonstige Entwicklung der Anstalt, Vermehrung der Schüler usw. Er legt auf das werbende Moment bei einem eigenen Haus großen Wert, und ein solches sei nicht außer acht zu lassen, wenn es darauf ankomme, die großen Aus gaben für die Lehranstalt zu bestreiten. Herr Meiner wendet sich gegen die Ausführungen Herrn Hirschfelds, wenigstens zum Teil. Wenn die Ver sammlung den Antrag des Vorstandes oder den Antrag Voigtländer annehme, so werde nach außen hin der Anschein erweckt, als ob der Wille der Hauptversammlung im großen und ganzen doch dahin ginge, ein eigenes Haus zu bauen Damit gehe man zu weit. Man sei damit einverstanden, daß der Vorstand sich mit dem Plane beschäftige und wie die Beziehungen zum Börsenve-ein in dieser Richtung weiter gepflegt werden können. Aber man solle nicht jetzt schon einen Ausschuß dazu wählen. Herr Meiner stellt einen bezüglichen Antrag. Die Debatte wird geschlossen. Es liegen folgende Anträge vor: Antrag Voigtländer: Die Hauptversammlung wolle beschließen, daß der Vorstand ermächtigt werde, a) Die Einrichtung einer Bestellanstalt für empfohlene Pakete in Erwägung zu ziehen. b) entweder die erforderlichen Vorarbeiten zum Bau eines eigenen Hauses für die Zwecke des Vereins der Buchhändler zu Leipzig, insbesondere der Lehranstalt und Bestellanstalt, zu unternehmen und sich mit dem Rat der Stadt wegen Über lassung eines geeigneten Grundstücks in Verbindung zu setzen; oder mit dem Börsenverein der Deutschen Buchhändler wegen Erbauung und Überlassung geeigneter Mieträume zu verhandeln; o) hierfür einen außerordentlichen Ausschuß zu ernennen, be stehend aus 3 Vorstandsmitgliedern und 6Vereinsmitgliedern. — Über die Tätigkeit dieses Ausschusses ist in der nächsten ordentlichen oder einer außerordentlichen Hauptversammlung Bericht zu erstatten. Antrag Albert Brockhans: Die Hauptversammlung ermächtigt den Vorstand, die Frage des Baus eines eigenen Hauses oder die Ermietung eines ent sprechenden vom Börsenverein zu erbauenden Hauses zu prüfen und einer künftigen außerordentlichen oder ordentlichen Haupt versammlung über das Resultat seiner Prüfung Bericht zu er statten. Antrag Meiner: Der Vorstand des Vereins der Buchhändler soll in eine Prü fung der Frage eintreten, ob der Bau eines eigenen Hauses für die Vereinszweckc erwünscht und nützlich ist, b> ob die Begründung einer Paket-Bestellanstalt im allge meinen oder einer Paket-Bestellanstalt nur für empfohlene Pakete Unterstützung bei den Leipziger Kollegen findet. Der Antrag Voigtländer wird mit 28 gegen 27 Stimmen angenommen, nachdem der Vorstand seinen Antrag zurückgezogen hat