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^ 60. 15. März 1910. Nichtamtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 3247 Verschärfung bedürftig sind, so schweben darüber augenblicklich Verhandlungen zwischen den beteiligten Ressorts. Die Frage ist also im Fluß. Was die beinahe noch wichtigere Frage der wirksamen polizeilichen Überwachung betrifft, so handelt es sich dabei in allererster Linie darum, daß diese Überwachung nicht von den einzelnen lokalen Polizeibehörden unabhängig von einander vorgenommen wird, sondern daß eine zentralisierte und organisierte Überwachung staltfindet, und zwar eine organi sierte Überwachung nicht bloß im Jnlande, wie sie zurzeit bei uns besteht und, soweit ich übersehen kann, sich zu bewähren scheint, sondern auch eine internationale Überwachung. Wogender Einrichtung einer internationalen Überwachung der Schmutz literatur schweben augenblicklich ebenfalls Verhandlungen, und es wird im Laufe dieses Jahres, soweit ich unterrichtet bin, in Paris eine Konferenz aller Kulturstaaten zusammentreten, die diese Frage zu behandeln haben wird. Sie sehen also, daß von seiten der verbündeten Regierungen dieser, wie ich anerkenne, besonders wichtigen Frage die vollste Aufmerksamkeit geschenkt wird. (Bravo! rechts.) Falsches Geld! — Falsche Ein- und Zweimarkstücke sind gegenwärtig wieder in vielen Städten der Mark in Umlauf. Die Prägung der Falschstücke ist eine sehr scharfe und sorg- fällige und weicht von der der echten Münzen nur in winzigen Kleinigkeiten ab. Auch das Gewicht entspricht dem der richtigen Geldstücke. Zu erkennen sind die Fälschungen nur bei genauer Prüfung und hauptsächlich daran, daß sie sich etwas fettig anfühlen. Die falschen Einmarkstücke tragen das Münz zeichen und die Jahreszahl 1882, während die Zwei markstücke das Bildnis des Königs Wilhelm II. von Württemberg, das Münzzeichen k' und die Jahreszahl 1899 auf weisen. — Auch gefälschte Fünsmarkstücke sind in den letzten Tagen in mehreren Städten der Provinz Brandenburg ange holten worden. Diese Falschstücke sind ebenfalls sehr gut aus geführt, nur der äußere Rand ist an einzelnen Stellen nach gefeilt. Die Falschstücke tragen das Bild des Königs Albert von Sachsen, das Münzzeichen L und die Jahreszahl 1876. Auch diese nachgemachten Geldstücke sind nur sehr schwer zu erkennen, um so mehr, als sie sich im Klang und in ihrem Aussehen nur sehr wenig von den echten Münzen unterscheiden. (Vossische Ztg.) * Buchdrucker-Ttatistik. — In den Buchdruckereien und Schriftgießereien Deutschlands waren im Jahre 1908 133 436 Arbeiter beschäftigt, und zwar in 6427 Betrieben. Schutz von Erfindungen usw. auf Ausstellungen. — Der Deutsche Reichsanzeiger Nr. 60 vom 11. März 1910 bringt folgende Bekanntmachungen: Vom 28. Februar 1910. Der durch das Gesetz vom 18. März 1904 (Reichsgesetzbl. S. 141) vorgesehene Schutz von Erfindungen, Mustern und Waren zeichen tritt ein für die in diesem Jahre in Hamburg stattfindende Wanderausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. Berlin, den 28. Februar 1910. Der Reichskanzler. Im Austrage: (gez.) von Jonquiöres. Vom 4. März 1910. Der durch das Gesetz vom 18. März 1904 (Reichsgesetzbl. S-141) vorgesehene Schutz von Erfindungen, Mustern und Waren zeichen tritt ein für die in diesem Jahre in Frankfurt a. M. statt findende Internationale Ausstellung für Sport und Spiel. Berlin, den 4. März 1910. Der Reichskanzler. In Vertretung: (gez.) Delbrück. » Ausstellung Mllnchen 191«. Persische Malerei. — In der Ausstellung »München 1910« wird besonders eine Ab teilung der muhammedanischen Kunst so prachtvoll und vollständig vertreten sein, wie sie bisher nicht gezeigt worden ist, nämlich die Miniaturmalerei. Hierunter ist nicht die gewöhnliche moderne Lackmalerei zu verstehen, sondern wirkliche Gemälde von Künstlern, die mit Memling, Holbein, Pisanello und Bellini ver glichen werden können. Die älteste Miniatur ist das gemalte Porträt eines Muham medaners. Es stellt den großen Kriegshelden Saladin dar und stammt etwa aus dem Jahre 1180 Trotz seiner Einfachheit ist es von großartiger Wirkung. Die wenigen Sachverständigen, die es bisher gesehen haben, staunen über die Kunst, die darin zutage kommt. Die größten Künstler Persiens sind Bhezad und Mirek. Ersterer wird durch seine Porträts und durch eine große Anzahl seiner Miniaturen in der Aus stellung vertreten sein, die früher im Besitze des Sultans waren und von diesem einem Großwürdenträger geschenkt wurden, von welchem sie vr. Martin, der Kommissär der Ausstellung »München 1910«, erworben hat, während er als schwedischer Diplomat in Konstantinopel wohnte. Diese Stücke werden von Kennern als Meisterwe>ke ersten Ranges bezeichnet. Auch Handschriften, die bekanntlich zu den größten Schätzen Persiens gezählt wurden, werden in der Münchener Ausstellung gezeigt werden. Der frühere Schah ließ nämlich kurz vor seiner Absetzung, um Geld zu erhalten, heimlich seine kostbarsten Manu skripte mit Miniaturen der größten Künstler in Paris ver äußern, und diese Schätze werden teilweise aus der Ausstellung zu sehen sein. Eine so vollständige Sammlung von persischen Miniaturen, wie sie auf der Ausstellung »München 1910« zu sehen sein wird, wird kaum je wieder zustandekommen. * Zur Festlegung deS OsterdatumS. — Aus Erfurt wird mitgeteilt, daß die dort bestehende Königliche Akademie der ge meinnützigen Wissenschaften nach einem Vortrage von Professor Schubring über die Frage: »Festlegung des Ostertermins oder allgemeine Kalender-Reform?« folgende drei Erklärungen ab gegeben und diese mit Begründung dem Kultusminister unter breitet hat: 1. Die Königliche Akademie der gemeinnützigen Wissen schaften zu Erfurt erklärt ihre Zustimmung zu den Bestrebungen, das Schwanken des Osterfestes einzuschränken. 2. Die Akademie empfiehlt in Übereinstimmung mit dem Vorschläge des Herrn Geheimen Regierungsrats Professor v>. Förster zu Berlin die Festlegung des Osterfestes auf den Sonntag nach dem 4. April, weil diese mittlere Lage des Oster festes am besten geeignet ist, die Interessen von Handel und Gewerbe, Schule und Kirche gleichmäßig zu befriedigen. 3. Eine weitergehende Reform des Kalenders hält die Aka demie wenigstens zurzeit nicht für empfehlenswert. Vereinigte Verlagsanstalten Gustav Braunbeck ä- Gutcn- berg-Druckerei Aktiengesellschaft Berlin. — Die Herren Aktionäre der Vereinigten Verlagsanstalten Gustav Braunbeck L Gutenberg-Druckerei Aktiengesellschaft zu Berlin laden wir zu der am Mittwoch, den 30. März 1910, vormittags 10 Uhr, Hier selbst, Lützowstr. 105, stattfindenden diesjährigen ordentlichen Generalversammlung hierdurch ein. Tagesordnung: 1. Bericht über das Geschäftsjahr 1909. 2. Vorlage der Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung für 1909. 3. Beschlußfassung über die Verteilung des Reingewinns. 4. Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats. 5. Ergänzungswahlen zum Aufsichtsrat. 6. Besondere Anträge der Aktionäre, soweit dieselben nach Maß gabe der gesetzlichen Bestimmungen eingebracht sind. Die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie der Geschäftsbericht liegen im Geschäftslokale zur Einsicht für die Herren Aktionäre aus. Aktionäre, die ihr Stimmrecht ausüben wollen, müssen gemäß § 26 des Statuts ihre Aktien oder die Depotscheine über bei der Reichsbank hinterlegte Aktien bis spätestens Sonnabend, den 26. März d. I., nachmittags 3 Uhr, bei dem Bankhause Georg Fromberg L Co., Berlin, Jägerstraße 9, hinterlegen und während der Generalversammlung hinterlegt lassen. Berlin, den 11. März 1910. Vereinigte Verlagsanstalten Gustav Braunbeck L Gutenberg-Druckerei Aktiengesellschaft. Der Vorstand. (gez.) Gustav Braunbeck. (Deutscher Reichsanzeiger Nr. 60 vom 11. März 1910.)