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63 Euch niemals eine bessere Stellung in der Welt erringen könnt, haltet ein, wenn Ihr die verdienten Pfennige auf Befriedigung Euerer Begierden verwenden wollt, denkt, daß Ihr dereinst nm so mehr ans edel» Genuß des Lebens wenden könnt, je später Ihr anfangt, an den Vergnügungen Erwach sener theilzunchmen; haltet ein insbesondre, wenn Ihr Euch auf dem Wege ertappt, unrechtmäßiges Gnt Euch anzueignen, nm Eueren Begierden zu fröhnen. Unrecht Gut gedeiht nicht, so sagt ein sehr wahres Sprichwort, nur strengste peinlichste Ehrlichkeit vermag im Leben Erfolge zu verbürgen, die Dauer haben sollen. Wer aber Begierden fröhnt, Leidenschaften hegt, mögen sie heißen wie sie wollen, Der Pflegt nicht ängstlich die Mittel zu wählen, er sucht anfangs kleine uner laubte Vortheile und gleitet nur allzu rasch abwärts auf der schiefen Ebene, die zum Verbrechen führt; darum halt an den Zorn, die Gier und jede Leidenschaft! Halt aus, was Dich betrifft, mit starker Seelenkraft! Wie schwere Schicksalsschläge einen Menschen treffen können, Ihr habt es alle schon erfahren, wenn auch kindlich leichter Sinn sie Euch leichter hat tragen lassen. Die meisten von Euch haben den Vater verloren und haben es mit ansehen müssen, mit welcher Sorge die Mutter um ihr und Euer Dasein kämpfen mußte, wenn der knappe Erwerb nicht reichen wollte, die vielen dringenden Bedürfnisse zu befriedigen, wenn Krankheit und Schwäche auch den geringen Erwerb noch mehr verringerten und bittere Noth einzog in Eueren Familienkreis! Und Ihr Alle werdet es noch oft erleben, daß alle Kraft der Seele kaum ausreichen will, den Widerwärtigkeiten des Lebens zu begegnen; bleibt doch keinem sterblichen Menschen der Kampf um die Güter dieser Erde erspart, wenn auch oft die schweren Seelenkämpfe hinter glänzender Außenseite sich verbergen. Wer wenig Sein nennt, ist nur zu leicht geneigt, die Armuth als das größte Unglück zu betrachten; könnte doch mancher Arme sehen, welche Sorgen