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61 befähigt sind. Mir liegt es ob, unsere Gaben mit einigen Worten zur Erinnerung an den heutigen Tag zu begleiten und ich möchte zu Euch reden, wie ein älterer erfahrener Freund zum Freuude. Was ich Euch sagen will, kleide ich ein in die Worte eines edeln deutschen Dichters, der auch Freimaurer war, Friedrich Rückerts: Behalte, was ich hier Dir nicht will vorenthalten, Vier Lehren, die nicht sind in jedem Ohr enthalten. Dir geben einen Halt, im Leben einen Stab Der Worte vier: Halt ein! Halt aus! Halt an! Halt ab! Halt ein den Zorn, die Gier und jede Leidenschaft, Halt aus, was Dich betrifft, mit starker Seelenkraft! Halt an zum Guten wen und wo Du Macht gewannst, Halt ab vom Bösen wen, vom Uebel was Du kannst! Behalt und halte dies und ordne Dein Verhallen Danach, so wirst Du dies und wirst die Welt erhalten! Halt ein! So lautet das erste Mahnwort, dem der Dichter zur Erklärung beifügt: „Halt ein den Zorn, die Gier und jede Leidenschaft!" Zorn ist ein gar böses Ding, ein zweischneidig Schwert, das oft recht schwere un heilbare Wunden schlägt, zumeist aber auch den verwundet, der es schwingt! Wie bittre Reue verursacht ein im Zorne gesprochenes und darum unüberlegtes Wort, wie manches Vergehen, ja Verbrechen hat seine Wurzel im Zorn, der rasch verfliegt, während an den Folgen gar lange, nicht selten ein ganzes Leben hindurch getragen wird! Wohl Dem, dessen ruhiges Temperament ihn nicht leicht zum Zorne fortreißt, ihm ist mancher schwere Kampf erspart; aber dem Jähzornigen kann seine heftige Sinnesart niemals zur Entschuldigung dienen, denn es ist recht wohl möglich, seinen Zorn zu be- meistern und nicht zum Herrn über uns und unsre Handlungen werden zu lassen, und weil es möglich ist, darum ist es dringend nöthig. Lernet bei Zeiten Eurem Zorue gebieten; noch sind es meist geringfügige Dinge, die Eueren Zorn