48 Alles dies gilt vor Allem von Euch Knaben, die Ihr Euch für einen bestimmten Beruf zu entscheiden habt. Seht nicht nach oben, indem Ihr denkt, jener Stand hat es freilich besser, Du kannst ihn nur nicht wählen, seht aber nach oben zu den Besten des erwählten Fachs, thut es ihnen möglichst bald gleich, sucht sie zu übertreffen an tüchtiger Leistung, so werdet Ihr Zufriedenheit ernten und auch der klingende Lohn wird nicht ansbleiben. Aber auch für Euch Mädchen gilt dasselbe Wort, wenn gleich Ihr nicht so wie die Knaben einen bestimmten Beruf zu wählen habt. Euer natürlicher Beruf ist, an der Seite eines Mannes dessen Hausstand zu führen, sein Einkommen zusammenzuhalten und es zu mehren durch eigenen Fleiß und Sparsamkeit. Glaubt nicht etwa, daß Ihr dieses Ziel sichrer und früher erreicht, wenn Ihr andern Mädchen nacheifert in Putz und Tand und möglichst früh an der Seite eines Ge liebten auf die Tanzböden eilt. Die Euch dort suchen, haben nicht Euer Glück im Auge und die an Euch Eures Putzes halber Gefallen finden, werden in Euch schwerlich taugliche Gefährtinnen für's Leben erblicken. Die beste Vorbereitung aber auf Euern künftigen Beruf findet Ihr, wenn Ihr als Dienende lernt, was zu einem Hausstande gehört, wenn Ihr in einer braven edeln Frau ein Vorbild guter Sitte erblicken dürft und in einer solchen Stellung nicht nur Kenntnisse aller Art für das künftige Leben, sondern auch bei einiger Spar samkeit die Mittel zur Begründung eines Hausstandes erwerbt. Stoßt Euch nicht an das oft bemängelte Wort „dienen"; denkt daran, daß ein stolzes Adelsgeschlecht die Devise „Ich dien'" in seinem Wappen führt, daß nur sehr wenige Aus erwählte frei siud von allem Dienen, daß gar oft der Herr mit mehr Sorgen zu kämpfen hat, als der Dienende, daß schon Manche aus den Sorgen des eigenen Hausstandes sich zurückgesehnt hat nach der sorgenlosen Zeit ihrer Dienstbarkeit. Welches aber auch Euer Schicksal sei, immer seht nach oben,