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5 Durchaus findet man bey Mose das flehentliche Anliegen des Volks: ^aß uns nur leben, und Gnade finden vor dir: (r Mos. 47, »5-19.25.) das freywlllige Anbieten ihres Viehes, Ackers und dergleichen, welches /euer eingebildeten Unzufriedenheit, und vermuthlichen Rebellion, ganz und gar entgegen ist. Ucbcr dergleichen sehr handgreifliche und übcreilte Widersprüche muß und soll ein gesetzter Ausleger weit hinaus seyn. Deßwegen gehen ver schiedene neue Ausleger von dieser Versetzung, ohne jedoch was zu verbessern, mit gutem Grunde ab. Was soll aber nun diese Versetzung in die Städte eigentlich und nach der Wahrheit seyn? Ungeheure Meynungen sind theils hierüber zum Vorschein gekommen: theils hat man eben so wunderbare Ursachen davon angegeben. Einige glauben, man habe das Volk in die Städte znsammengetrieben, da mit sie es hätten wissen sollen, daß ihre Aecker nicht mehr eigenthüml ich ihnen zuge hörten. Wer hat sie denn in die Städte ausgenommen, und da beherbergt? Konnte Joseph ihnen nicht noch Dach und Fach vergönnen, wenn auch die Grundstücken veräußert waren? Wer sollte denn Ochsen, Pferde, Schaafe, und Esel füttern und weiden, wenn man die Leute alle in die Stadt hinein jagte ? Wer sollte mit dem Vieh« arbeiten? Oder bildet man sich ein, daß man solche Thiere vergeblich gefüttert: daß man gar nicht geackert und gepflügt habe, und, dergleichen? Als wenn in theuren Zeiten nicht noch etwas könnte gesäet und geerndtet werden, wenn es gleich so viel und reichlich nicht ist. Oder bildet man sich ein, daß man aus Städten auf etliche Meilen Weges hinaus, auf den Acker ziehen, pflügen, Futter, Gras und dergleichen, habe holen sollen? Man stellt sich solche Dinge ganz verkehrt und widernatürlich vor. Ja, was haben die Leute in den Städten machen sollen, welche schon mit ihren meist begüterten Einwohnern besetzt genug waren? Man antwortet, daß die Aegypter deßwegen ihre Wohnungen in den Städten angewiesen bekommen, damit die Unterhaltung des Volks in der Theurung, auf solche Art erleichtert würde. Man überlegt aber nicht, daß alles Landvolk in den Städten keinen genungsa- men Raum gehabt haben würde: Und wo blieb das Vieh? Sie aßen ja in der Stadt, eben so viel, wie auf dem Lande. Ja viel leichter konnten sie mit ihrem Viehe Getreyde herbeybringen aufs Land, als in der Stadt, ohne Vieh, beqvem dasselbe, zu ihren Haushaltungen, und brauchbar, haben. Sie giengen und bolten