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des großen Jllustrationsreichthums Seemann's entstanden, so hat dies Werk doch bereits Epoche gemacht und ist in englischer, französischer und holländischer Ausgabe erschienen. Dürr's Thätigkeit ist, wie bereits angedeutet wurde, haupt sächlich auf Wiedergabe der eigenen Productionen berühmter Meister gerichtet. Preller, Führich, Genelli, Thorwaldsen, Carstens, Moritz von Schwind, Lndw. Richter sind die hauptsächlichsten der berühm ten Künstlernamen, die Dürr mit seinen Verlagsartikeln zu ver knüpfen verstanden hat, wozu ihm stechende Künstler wie E. Amsler, I. Burger, K. von Gonzenbach, H. Merz, H. Schütz, M. Müller, Xylographen wie: Brend'amour, K. Oertel, H. Günther, H. Bürkner, H. Käseberg, Aug. Gaber, I. G. Flegel behilflich waren. Durch seine verhältnißmäßig sehr billigen Ausgaben, welche die Werke der Künstler unter Beigabe von zweckmäßigen be lehrenden und erklärenden Texten dem Verständniß des Publicums näher führen, trägt Dürr vieles zur Popularisirung der Kunst bei. Von den ausliegenden Verlagswerken erwähnen wir mög lichst in chronologischer Folge: Genelli's „Aus dem Leben eines Künstlers", so zu sagen eine Selbstbiographie in Bildern (Stich); Joseph von Führich's „Er ist auserstanden" (Holzschnitt); „Die biblische Geschichte in Bildern" (Holzschnitt) und „Die Gleich nisse des Herrn" (Photolithographie), beide Werke nach den Ent würfen bekannter neuerer Meister; „Satura", eine Anzahl Genelli'- scher Compositionen, in Umrissen gestochen von Schütz; Thomas von Kempen, „Vier Bücher von der Nachfolge Christi", mit Holz schnitten nach Führich. Im Jahre 1870 erschien ein Hauptwerk, die „Odyssee", mit den berühmten Compositionen Preller's, der für diese Ausgabe sein vollständiges Odhsseewcrk mit besonderer Rücksicht aus die Ausführung in Holzschnitt neu zeichnete. Als Kopsvignetten sür die 24 Gesänge lieferte er noch 24 figürliche Zeichnungen aus dem Predellencyklus in Weimar. Die dritte Auflage dieses bedeutenden Prachtwerkes erschien 1876. Sehr interessant ist die Ausstellung der Preller'schen Originalzeichnungen, darunter hängend die Abdrücke der Holzschnitte. Auf Preller solgten nun Moritz von Schwind's „Märchen von den sieben Raben" und „Aschenbrödel", beide in Holzschnitten. An diese Werke reihten sich an: Peter von Cornelius' berühmte „Loggien bilder der Pinakothek zu München", von Merz nach den Original zeichnungen in dem Münchener Kupferstichkabinet gestochen; Führich's „Der Psalter" (Holzschnitt); „Landschaften", 12 Radirun gen von Lndw. Richter; Preller's „Figurenfries zur Odyssee" (Farbendruck); „Das Buch Ruth", das letzte Werk des vortreff lichen Führich, dessen schon 1877 erschienenes Merkchen „Der arme Heinrich", obwohl eins sder weniger umfangreichen Verlagswerke Dürr's besonders als ein durchweg harmonisches Druckwerk her vorzuheben ist. Es ist streng im Stil der Blüthezeit der Xylo graphie und der Druckkunst gehalten, die Initiale und der Ein banddeckel rühren von älteren Meistern, Vespasiano Amfiario und Vredeman Vries, her; der mustergültige Druck in Typen alten Stiles stammt aus der Drugulin'schen Osficin. Ebenso streng durchgesührt ist die Jubelausgabe der „Gedichte Michel Angelo's" mit einer reichen Auswahl von Zierstöcken Virgil Solls', Peter Flötner's u. A. Die Reihe beschließt vorläufig, aber sicherlich nicht sür lange Zeit, Preller's „Italienisches Landschastsbuch". Ein besonderes Verdienst erwirbt sich Dürr um die Kinder welt. Er geht in seinem Jugendliteratur-Verlag von der gewiß richtigen Aussassung aus, daß nur das Beste für die Kinder gut genug ist. Als Künstler ist es namentlich Oscar Pletsch, der das Herz von Jung und Alt säst jährlich durch eine neue Gabe erfreut, eine anziehender wie die andere. Die Erzeugnisse Weber's, Seemann's, Dürr's und Wigand's, in der Ausstellung eine Front bildend, geben allein mit einem Blick ein schönes Bild von Leipzigs Bedeutung sür den Jllustra- tionsverlag und Druck, und bezeugen zugleich in glänzender Weise, zu welchen Resultaten treues Festhalten an dem einmal begonnenen Vorhaben und kluge Concentrirung der Kräfte führen können. An diese Schöpfungen der „Jllustrirten" ex xrotssso schließen sich noch Werke mancher andern Verleger. E. Keil ist in sehr bescheidener Weise durch nur 2 Bände der Gartenlaube repräsen- tirt. Zwischen den beiden liegt aber ein reiches Stück Buch händlergeschichte. Der eine der Bände ist sehr einfach gebunden von einem nur mäßigen Umsang mit der Aufschrift „letztes Exemplar des ersten Jahrgangs", der zweite sehr starke und schön gebundene Band ist der in 375,000 Exemplaren gedruckte Jahr gang 1878, zu dessen Inhalt leider der Nekrolog und das Bild- niß des Herausgebers gehören. Die Geschichte der „Gartenlaube" ist zu bekannt und die Bedeutung des Blattes zu anerkannt, als daß wir hier daraus zurückkommen sollten. „Daheim" und die Payne'schen illustrirten Blätter sind von den Verlegern nicht ausgestellt. Die großen illustrirten Mode zeitungen, der „Bazar" (80,000 Exemplare), das „Modeblatt" (30,000), die „Jllustrirte Frauenzeitung" (34,000), die „Mode- Welt" (253,000) sind wie bekannt Berliner Verlag, zieren jedoch als Leipziger Druckerzeugnisse die Ausstellungen von B. G. Teubner, I. Klinkhardt und Otto Dürr, eine handgreif liche Illustration der Bedeutung der Leipziger Druckerwerkstätte». Velhagen L Klasing legten ein illustrirtes Werk von hohem Interesse aus: König's „Literaturgeschichte", das schnell eine große Popularität gewann. Fast sämmtliche graphischen Künste kamen zur Verwendung, um die deutschen Sprach- und Literatur-Denkmale zugleich mit den Portraits der Schriftsteller zur bildlichen Anschauung zu bringen. Herr Klasing gehört zu denjenigen Buchhändlern, die einen großen Antheil an den Reformen der Bücherausstattung nehmen. Als Zeugnisse liegen aus die „Ausgaben sür Bücherfreunde" in kl. 8 und die „Ca- binetstücke" in Sedez. Der Druck derselben wurde mit der alten Schwabacherschrist Drugulin's ausgeführt; die Einbände sind freie Handarbeiten der besten Buchbindereien Leipzigs. Hervorzuheben sind auch die Leistungen der geographischen An stalt von Velhagen L Klasing unter der Direction des Teil habers, vr. Karl Andrer. Die Schulatlanten sind von fabelhafter Billigkeit, der Andree'sche Volksschulatlas wurde bereits in 180,000 Exemplaren verbreitet. Von Bedeutung ist der große „physikalisch-statistische Atlas des Deutschen Reiches" von Peschel und Andrer. Hieran schließt sich der weltbekannte Reiseverlag Karl Bädeker's, der durch seine ganze Ausstattung sich der illustrirten Literatur anreiht. Jeder Buchhändler kennt diese vortrefflich ausgestatteten, an Illustrationen, Karten und Plänen reichen Bände, von welchen Auflage aus Auflage in verschiedenen Sprachen folgen. Die kartographische Anstalt von Wagner L Debes führt den kartographischen Schmuck mit großem Geschick aus. Es ist schwer einem Band vor den anderen Bändenden Vorzug zu geben, doch möchten wir „Aegypten" als eine kleine Schatz kammer, sowohl in artistischer wie in literarischer Beziehung nennen. Wir lernen daraus kennen, welchen Aufwand von Arbeit und Kosten diese kleinen rothen Bände verursachen. Friedrich Brandstetter, obwohl kein gelernter Buch händler oder Buchdrucker, wendete der Ausstattung seiner Verlags artikel stets große Sorgfalt zu, sie zeigt sich in den „Blättern und Blüthen deutscher Poesie und Kunst", H. Masius' „Natur studien", Roßmäßler's „Das Wasser", Schütte's „Der Stern himmel" und in noch manchen anderen Werken. Die Artikel der Arnoldischen Buchhandlung sind fast