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5198 Börsenblatt f. d. Dtschlt. Buchhandel. Redaktioneller Teil. NO, 16. Mai 1913. eines kleinen Landes von nicht geringer wirtschaftlicher Bedeu tung ist. Auch der verstorbene Herman Bang, dessen Zirkus- Novelle -Die vier Teufel« einen Welterfolg als Filmschauspiel erzielte, plante selbst mehrere Filmbearbeitungen, so u. a. eine solche seines Romans »Tine«. Daß ein Buchhändler sein Ge schäft aufgibt, um Leiter des Aufnahmethcaters einer Kosten- Hagener Filmfabrik zu werden, ist dieser Tage auch vorgekommen (Carl Hinding in Nästved). Ein kinematographisches Archiv, sowie auch ein photographisches für historische dänische Films beschloß die Königliche Bibliothek in Kopenhagen in Ver bindung mit ihrer nationalen Bildersammlung zu errichten. Am 14. April starb, 74 Jahre alt, NilsB. Kousgaard, seit >863 in Kopenhagen Antiquar und Verleger religiöser Schrif ten, z.B. von Luthers Hauspostillc in Bischof Skat Rördams Übersetzung, und selbst Übersetzer und Herausgeber anderer Schriften Martin Luthers, ein eifriger Bücherfreund und Kupser- stichsammler. — Ihr fünfundzwanzigjähriges Jubi läum feierte am 2. Mai die Buchhandlung Albert Söreu- scn in Kopenhagen. Ihr Inhaber und Gründer Albert Högs- holm, der, wie so viele Dänen, seines allzu häufig vorkommcnden Namens wegen einen andern angenommen hat, war eine Reihe von Jahren Sekretär des Sortimentervereins und ist noch Vor standsmitglied des dänischen Musikalienhändlervereins. Aus der wissenschaftlichen Welt verdient der Tod des Uni versitätsprofessors L. A. Grundtvtg Erwähnung, mit dem ein Jurist von hervorragend klarem und praktischem Blick dahinge schieden ist. Aus seiner Darstellung des dänischen Autorrechts (»Kort Fremstilling af Forsatterrctten«, Kopenhagen 1905, Sal- monsens Forlag) wurde der Abschnitt »Internationaler Schutz des Urheberrechts« im Börsenblatt im April 1906 wiedergcgeben. Auch Hermann Möllers Wjähriges Jubiläum als Pro fessor der germanischen Philologie und deutschen Literatur an der Universität Kopenhagen muß hier erwähnt werden. Der Ge feierte stammt aus Holstein und war bis 1883 Dozent in Kiel. Zum hundertsten Geburtstag des dänischen Dich terphilosophen Sören Kierkegaard fand am 5. Mai eine Universitätsfeier statt, bei der Professor Harald Höffding die Fest rede hielt. Im Walde Gribskov, Nordseeland, an der -Achtwege- Ecke«, die Kierkegaard in den »Stadien auf dem Lebenswege« als seinen liebsten Ruheplatz beschreibt, wurde dem Dichter ein Denk stein mit Inschrift errichtet. Deni Vorschläge des Luroau permanent in Bern, ein inter nationales Schiedsgericht zur Schlichtung von Streitigkeiten zwi schen Verlegern verschiedener Nationalitäten zu errichten, beschloß der dänische Buchhändlerverein beizutreten. Das Geschäft der letzten Monate stand ganz unter dem Ein- druck der großen Preisherabsetzung des Gyldendalschen Verlags, dessen 2526 Nummern (darunter 1606 der Schönen Lite ratur) umfassender darauf bezüglicher Katalog, in Verbindung mit Schaufensterausstellungcn, Zeitungsannoncen und -bespre- chungen, massenhaft Bestellungen brachte. Der Verlag gewährt dem Sortiment aus die bis I. September 1914 geltenden herabge setzten Preise 30 Prozent, bei einer Gesamtbestellung von minde stens 150 Kr. netto und allen späteren Ordres 40 Prozent und weist im Katalog auf die mit dem Sortimenter zu vereinbarende Form der monatlichen Ratenabzahlung hin. Auch gestattet er dem Sortiment, nach Unterschrift einer auf Treu und Glauben abzugebcnden Erklärung den Betrag für noch nicht eingegangene Raten Ende des Jahres auf neue Rechnung zu disponieren. Unter stützt wurde der Absatz ferner durch eine sogar Sonntags geöffnete, in einem gemieteten ersten Stock in der Hauptstraße vom Verlag veranstaltete Ausstellung der herabgesetzten Bücher und zugleich einer nach Verkauf mehrfach wechselnden Sammlung von Origi- ualzeichnungen, Aquarellen usw. zu Illustrationen besonders der Weihnachtshcfte. In der Ausstellung wurden Bestellungen an genommen, jedoch nur zur Lieferung durch eine Sortimentsbuch handlung. Jeder Besucher konnte seinen Auftrag auf einem vor gedruckten Zettel mit Nummern, Preisen und Firma ausfüllcn und abgcben. In dem gedruckten Buchhändlerzirkular über die Orga nisation dieser Preisherabsetzung waren die rotgedruckten Rand bemerkungen, die den Eindruck machten, als ob sie mit roter Tinte hinzugeschricben wären, sehr wirkungsvoll. In der Literalurzeit schrift des Verlags, »Bogvennen«, sucht Peter Nansen in einem anregenden Artikel über Bücher und ihren Wert nachzuweisen, daß eine Preisherabsetzung des Verlags keineswegs immer eine Wertverminderung bedeute. Sie beschleunige vielmehr die Wert- steigcruug der Erstausgaben der neueren Klassiker. So bewerte z.B. der Antiquar die Erstausgaben von Ibsens ersten fünf Schauspielen heute schon mit 70 Kr.; »Brand« und »Per Gynt« in erster Ausgabe kosten schon das Doppelte des Ladenpreises und werden steigen, da die Auflagen sehr klein waren. Neue billige Ausgaben könnten den Wert der ersten Ausgaben nicht verringern. Das Verlagslager Ghldendals, das in dem 1904 dazu errich- teten großen Gebäude auf Amager untergebracht ist, wird auf einen Wert von 15 Millionen Kronen geschätzt. In dem Ghlden- dalschen Geschäftshause herrschte in de» ersten Wochen nach der Preisherabsetzung ein kolossaler Betrieb, der zahlreiche Hilfskräfte erforderte. In der Expeditionsabteilung wurden die etwa ein Zwölftel des ganzen Lagers ausmachcnden herabgesetzten Auf lagen gesammelt, numeriert und nach Eingang der Aufträge expe diert. Zu den am ersten vergriffenen Bänden gehörten Georg Ebers' Nürnberger Roman »I lutrende Jld« (1896), Kayserlings »Geschichte der Juden« (1890) und Oberst N. P. Jensens ausführ liche Schilderung des Krieges 1870/71 (1896 erschienen, gebunden, von 25 Kr. auf Kr. 13.50 herabgesetzt). — »Kraks Blaa Bog«, Tre Tusinde Levnedslöb (Kraks Forlag, geb., Kr. 8.—), der dänische »Wer isl's?«, ist im vierten Jahrgang erschienen. Die Zahl der Biographien lebender dänischer Männer und Frauen wurde um 610 auf 3622 vermehrt, wodurch die Seitenzahl, trotz Ausscheiden der Toten, von 519 auf 607 stieg; Preis und Aus stattung blieben gleichwohl unverändert. Von der Neubearbei tung des Buchs der Erfindungen »Opftndelsernes Bog« (Ghldendal; auch heftweise, siehe die Besprechung im Bbl. 1912, Seite 16005/06) erschien der 2. Band oder Buch 4 bis 6, die ein zeln Kr. >.50, zusammen Kr. 3.60 kosten (geb. Kr. 5.50 oder 7.—). Der Inhalt wird durch die Untertitel »Von der Tretmühle zum elektrischen Kraftwerk«, »Die Schätze der Erde« und »Die Land wirtschaft und unsere Nahrung« mit entsprechenden farbigen Um- fchlagbildern deutlich. »Kong Georg den Förste, Prtns af Danmark« ist der Titel einer Biographie über den verstorbenen König von Griechen land, die im Auftrag dänischer Freunde des Fürsten der ehe malige dänische Marineoffizier Walter Christmas seit zwei Jahren zu seinem fünfzigjährigen Regierungsjubiläum, das er im Oktober 1913 Hütte feiern können, vorbereitet hat. Das Werk erscheint bei Ghldendal in zirka 20 reich illustrierten Heften ä Kr. 0.75. Christmas hat oft Griechenland und den König be sucht, als dessen Gast er schon als vierzehnjähriger Schiffsjunge zwei Monate im Schlosse von Athen wohnte, und war gerade am gleichen Tage, wo die Kugel des Mörders den Monarchen traf, in Saloniki mit Briefen und Grüßen aus der alten Heimat an de» König eingetroffcn, mit dem er auch noch eine mehrstündige Unterredung über sein Buch gehabt hat. Eine neue große Vierteljahrsschrift für Damen: »Fru Martins Magasin« (Kr. 1.— das Heft, jährlich Kr. 3.60) gibt John Martin's Verlag (Kopenhagen, Nörregade 13) heraus. Das erste Heft enthält u. a. Beiträge von Museumsdirektor Emil Hannover (»Die Frauen und unser Kunstgewerbe«), Ellen Key, Mathilda Mailing, Emma Gad, Originalzeichnungcn von Gerda Wegcner, Bald. Andersen, Dreifarbendruck-Reproduktionen von Stickereien Jda Hansens usw. Ein für Buchhändler und Bibliotheken wertvolles Hilfs mittel zur Benutzung der Bibliographie der gesamten dänischen Literatur bis 1908 gab V. Grundtvig, Oberbibliothekar an der Staatsbibliothek in Aarhus, mit -Nögle til danske Bogfortegnelscr l482—1908« heraus (G. E. C. Gad. 12 S. Lex.-8". Kr. 0.25). Dieser Schlüssel bietet, alphabetisch in etwa 100 Stichwörtern in Tabellcnform geordnet, Hinweise auf die Spalten- oder Seitenzahlen der systematischen Übersichten folgender I I Bände, wo man die betreffende Fachgruppe findet. Es sind: Lidliutbeea vaniea, 4 Bände von Chr. V. Bruun, für die Literatur bis 1830, ohne Sach- und Verfasjerregister; Dansk-Norsk Forlagscatalog für 1831—40 (sehr unvollständig) und seitdem »Dansk Bogfortegnelse«, bisher, bis 1908 reichend, 6 Bände lFortsetzunq aus Teile 5231.)