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3154 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. ^ 68. 26. März 1913. heitliches Gepräge fehlte, so entwickelte sich die Verlagstätigkeit Mecklenburgs erst nach und nach in der Richtung, die er von vorn herein ins Auge gefaßt hatte. Er knüpfte Verbindungen mit her vorragenden Romanschriftstellern und -schriftstellerinnen an. un ter denen besonders Frau Baronin Handel-Mazzetti und Nanni Lambrecht genannt sein mögen, und manche verheißungsvollen Keime waren von Mecklenburg gepflanzt und mit liebevollem Ver ständnis gehegt und gepflegt worden, als ihn ein grausames Geschick seiner Familie und seiner Arbeit in einem Alter von nur 51 Jahren entriß. Sein schönstes Glück fand Mecklenburg in seiner Familie und in dem seinem Herzen nahestehenden Verwandtenkreise. Ihm und seiner Gattin wuchsen zwei liebe Kinder heran, deren Er ziehung die ganze Sorge der Eltern galt; und zu diesem engen häuslichen Kreis traten Verwandte und Freunde, zu denen herz liche Beziehungen gepflegt wurden. Mecklenburg war ein Mann von vornehmster Denkungsart und von treuester Gesinnung, und sein sonniges Gemüt und der köstliche Humor, der ihm eigen war, machten ihn zu einem Menschen, dem man gut sein mutzte, wenn man ihm nähertrat. Das alles kam auch in seinem Verhältnis zu den Autoren zum Ausdruck, denen er nicht nur Verleger, son dern oft auch ein feinsinniger Berater war; der Briefwechsel, den er mit ihnen geführt hat. legt Zeugnis dafür ab. Und wie er sich ihnen Persönlich mit voller Hingabe darbot, so widmete er sich auch mit liebevoller Sorgfalt der äußeren Gestaltung ihrer Werke. Ihm selber war eine schöne dichterische Begabung eigen, die sich oft bei äußeren Anlässen betätigte. Eine reizende, seiner Frau gewidmete Novelle »Oberlehrer Müller« hat er unter dem Pseu donym Wolfgang Lenburg veröffentlicht; sie wurde von einem Kritiker den Werken von Heinrich Seidel an die Seite gestellt. Viele von uns haben den Heimgegangenen gekannt und hochgeschätzt, manchen ist er ein lieber Freund gewesen; denen er es war. die trauern mit den Seinigen um einen Mann, dessen Gedächtnis ihnen allezeit teuer bleiben wird, denn er ist ein treuer und guter Mann gewesen! In dem gesegneten Alter von 80 Jahren starb am 12. Ja nuar 1913 Herr Friedrich Wreden. Friedrich Wreden wurde zu Berlin am 21. August 1832 ge boren. Er besuchte das Friedrichs-Werdersche Gymnasium bis zur Obersekunda und widmete sich dann dem kaufmännischen Be rus und von Ostern 1858 ab dem Buchhandel, den er bei W. We ber erlernte. Nach vorübergehender Tätigkeit in der Verlaos- abteilung von B. Behr's Buchhandlung ging Wreden ir/? Jahre zu M. Kornicker in Antwerpen, kam darauf abermals zu W. Weber und machte sich, gemeinschaftlich mit Fritz Borstell im Januar 1863 durch Ankauf der Nicolaischen Sortimentsbuchhandlung selbständig. Am 30. Juni 1869 nötigte ihn Augenschwäche zum Austritt aus dem Geschäft; er siedelte im März 1870 nach Braunschweig über und begann dort im August desselben Jahres nach mehr als einjähriger Ruhepause den Betrieb eines kleinen Verlages unter eigener Namensfirma, der im Herbst durch den Ankauf einiger Artikel von Ad. Krabbe in Stuttgart erweitert wurde. Der Verlag wurde besonders auf medizinischem Gebiete, zwar in bescheidenen Grenzen, aber mit Glück ausgebaut und im März 1888 nach Berlin zurückverlegt. Zehn Jahre später nötigte ein Augenleiden Wreden wiederum zur Aufgabe seines Geschäfts, das er an Harald Bruhn in Braunschweig verlauste, nach dessen Tode es an S. Hirzel in Leipzig überging. Der Korporation gehörte Wreden mit Ausnahme der 18 in Braun schweig verlebten Jahre, seit seiner Selbständigkeit an; er war Schatzmeister von 1891 bis 1893, dann wieder zunächst kom missarisch für den erkrankten Herrn Alvin Prausnitz im Jahre 1898, und endlich weiterhin von 1899 bis 1902. Den Jüngeren unter uns wird Wreden kaum noch bekannt geworden sein, denn seit er im Jahre 1902 von dem Amt als Schatzmeister zurücktrat, hat er. seiner zunehmenden Augen schwäche wegen, ganz in der Stille gelebt; wir Älteren aber und besonders diejenigen, die mit ihm zusammen gearbeitet ha ben, gedenken der Heimgegangenen in aufrichtiger Verehrung. Wreden war ein Mann von äußerster Bescheidenheit, der mög lichst in der Stille wirkte und es nicht liebte, seine Person in den Vordergrund zu stellen. Aber er war ein Mann von seltener Herzensgüte, von treuester Gesinnung und von peinlichster Ge wissenhaftigkeit in der Erfüllung übernommener Pflichten, und diese Eigenschaften sichern ihm bei allen, die zu ihm in näheren Beziehungen standen, ein dauerndes, dankbares Gedächtnis. Am 21. August 1912 konnte der Vorstand der Korporation Wreden noch zu seinem 80. Geburtstag beglückwünschen, und ihm den Dank der Korporation für die in vielen Jahren unermüdlicher Arbeit geleisteten Dienste aussprechen. In seiner Antwort sagte der Gefeierte daß »in den Tagen seiner Mitarbeit im Vorstande der Korporation die schönsten Erinnerungen seines Lebens blü hen«, und er fügte hinzu: »Ihre Wünsche erstrecken sich auch auf die Zukunft; auch dafür meinen herzlichen Dank. Ihre Er füllung liegt in der Hand der Vorsehung.« Diese hat ihm bald danach die Grenze seines Lebens gezogen, und still, wie er gelebt, ist er heimgegangen. Eine Grabrede in dem gewöhnlichen Sinne hatte er sich verbeten, aber wir erfuhren doch, daß er ein Vater der Armen gewesen ist, und daß er viel Liebe gesät hat. Das Andenken des Gerechten bleibt in Segen! Am 6. Februar 1913 starb nach langem Leiden Herr vr. Jnnocenz Troschel, bevollmächtigter Geschäftsleiter der Firma »Verlag der Arbeiter- Versorgung <A. Troschel)« in Berlin-Lichterfelde. Am 2. April 1858 in Berlin als Sohn des Professors vr. Troschel vom Gym nasium zum grauen Kloster geboren und in dem letzteren erzogen, widmete er sich zuerst dem Lehrfach, insbesondere mathematischen und naturwissenschaftlichen Studien auf den Universitäten Berlin und Göttingen und promovierte mit einer botanischen Arbeit. 1892 trat er als Hilfsarbeiter in das beim Reichs-Verstcherungs- amt neu errichtete Rechnungsbureau ein, eine Stellung, die ihn jedoch nicht befriedigte und die er verließ, um am 1. April 1895 anstelle des ausfcheidenden H. Worms als Teilhaber in die Firma Siemenroth L Worms einzutrcten, die von da an Siemenroth L Troschel lautete. Aus diesem Verlage übernahm 1897 seine Frau, Amalie Troschel, die Zeitschrift »Die Arbeiter-Versorgung« und begründete damit den »Verlag der Arbeiter-Versorgung«, dessen bevollmächtigter Leiter er zugleich wurde. Am I. April 1900 trat er aus der Firma Siemenroth L Troschel aus, um sich dem immer mehr wachsenden eigenen Verlage zu widmen. Er hat das, unterstützt durch weitgehendes Vertrautfein auf dem Gebiet der Sozialpolitik, mit gutem Erfolge getan, seine Zeit schrift, die er in den letzten sieben Jahren selbst redigierte, zu einer führenden gemacht, und eine Reihe praktischer und wissen schaftlicher Bücher aus der Richtung seines Verlags veröffentlicht. In dem letzten Jahr warf ihn ein Herzleiden auf das Kranken lager, dem er, bis zuletzt seine rege Tätigkeit fortfllhrend, noch im besten Mannesalter erlag, vr. Troschel besaß ein schönes musikalisches Talent, und mit seinen geselligen Gaben hat er oft im häuslichen und Freundeskreise frohe Stunden bereitet. Er war ein Mann von großer Herzensgute, der eine trauernde Fa milie und viele Freunde hinterlietz, die ihn wegen seines zu« verlässigen Charakters und feiner Kenntnisse schätzten und ver ehrten. Das Gedächtnis der Heimgegangenen wird bei uns in Treue lebendig bleiben; lassen Sie uns ihr Andenken durch Erheben von den Sitzen ehren! Die Zahl der Mitglieder der Korporation betmg am 31. De zember 1912 242. Der Bestellanstalt gehören 599 Mitglieder an. Wenn ich hiermit den Bericht des Vorstandes schließe, so spreche ich in seinem Namen den Wunsch aus, daß der Berliner Buchhandel in allen seinen Beziehungen eine gedeihliche Ent wicklung nehmen möge, zum Segen des Ganzen und jedes ein zelnen unter uns.