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^ 68, 26. März 1913. Redaktioneller Teil. sFortsctzung zu Seite I11L.) dem Verkauf in dem Aufräumen und Ordnen der Waren und in der Fcrtigmachung der Sendungen besteht, daß ihnen diese zwei Arbeitsstunden nicht auch noch genommen werden sollten. Wir stimmen also dem zu, daß an den beiden Ausnahmesonn tagen vor Weihnachten ein Verkauf in Ladengeschäften nicht mehr stattfinden soll, wir bitten aber, diese beiden Stunden als Arbeitszeit in den Ladengeschäften weiter bestehen zu lassen.« Von ben Ältesten der Kaufmannschaft von Ber lin ist der Vorstand um seine Meinung darüber befragt worden, ob es erforderlich ist, daß der Postverkehr an den Annahme- sch altern der Berliner Postämter im Sommer in der Zeit von 7 bis 8 Uhr vormittags auch in Zukunft aufrecht erhalten wird. Der Vorstand hat darauf geantwortet, daß der Berliner Buchhandel hieran kein Interesse hat, weil der geschäftliche Ver- kehr mit der Post in der Zeit von 7 bis 8 Uhr morgens jeden falls nur ein ganz geringer sein könne. Am 23. Dezember 1911 hat der Vor st and desBörsen- Vereins der Deutschen Buchhändler um eine Aus kunft darüber gebeten, ob auch in Berlin den angesessenen Sorti- mentsbuchhandlungen eine empfindliche Konkurrenz durch den Geschäftsbetrieb von Verkchrsbureaus, Auskunftsstellen für Fremdenverkehr, Verschönerungsvereinen und ähnlichen Einrich tungen gemacht werde. Der Vorstand hat hierauf geantwortet, daß in Berlin vom Staat oder von der Stadt unterstützte Bureaus zur Hebung des Fremdenverkehrs nicht bestehen; dagegen fände Wohl in den Lokalen der transatlantischen Dampfschiffahrts-Ge- sellschaften, der großen Reisebureaus und auch in den großen Hotels ein Bücherverkauf statt, wogegen sich aber nichts ein wenden lasse, da diese Bücherverkaufsstcllen, zum Teil wenigstens, sich im Besitz von wirklichen Buchhandlungen befinden, die sich gegen Erlegung einer Pacht das Recht zum Bücherverkauf an den betreffenden Stellen haben übertragen lassen. An der Handelshochschule Berlin sind im Winter halbjahr 1911/12 und im Sommerhalbjahr 1912 wieder Vor lesungen für Buchhändler von Herrn Max Paschke gehalten worden. Im Winter 1911/12 wurde das Thema: »Autoren undVerleger« (53 Hörer), im Sommer 1912 die »Technik der Buch Herstellung« (52 Hörer) behandelt: Für beide Semester bewilligte die Korporation wieder in der üblichen Form der Krebs-Jubiläums-Stiftung die Mittel zu einer Anzahl Frei karten. Die Krebs-Jubiläumsstiftung hat auch im Be richtsjahre im Einvernehmen und mit Unterstützung der Korpo ration in der üblichen, bewährten Form Fachkurse veranstaltet, die den Zweck verfolgen, allen Buchhändlern Berlins, besonders den Gehilfen und Lehrlingen, zur Erlangung und Vervollständi gung ihrer Fachkenntnisse im weitesten Sinne zu dienen. Es wurden im Winterhalbjahr 1911/12 zwei Fachkurse ver anstaltet : 1. Gerhart Hauptmann und Hermann Suder mann. Zwei umstrittene Dichter der Gegenwart. Do zent: Schriftsteller Theodor Kappstein. 5 Vorträge im Oktober und November 1911. (110 Hörer.) 2. Bürgerkunde. Dozent: Joachim Heidenfeld, Rechts anwalt am Kammergericht. 8 Vorträge im Januar, Fe bruar und März 1912. (122 Hörer.) Auch die elfte Ausgabe der Fortbildungsgelegenheiten für Buchhändler, des sogenannten »grünen Heftes«, ist in der bekannten Form Anfang Oktober 191 l erschienen. Zur Feier froherGedenktagc verehrter Korporations- Mitglieder hatte der Vorstand mehrfach Veranlassung. Am 21. November 1911 feierte Herr Edmund Man gels dorf das 200jährige Bestehen seiner Firma »Trowitzsch L Sohn«. Am 22. Februar 1912 beging Herr Max Winckelmann die Feier seiner 50jährigen buchhändlerischen Selbständigkeit. Am 1. April 1912 konnte Herr R. L. Prager auf eine 50jährige Zugehörigkeit zum Buchhandel und zugleich auf eine 40jährige Selbständigkeit zurückblicken. Gleichfalls am 1. April feierte Herr Otto Sützapfel das 50jährige Bestehen feiner Firma Siegfried Cronbach. Wenn die Korporation im allgemeinen auch nur 50jährige Gedenktage feiert, so hat der Vorstand es sich doch nicht nehmen lassen, am 1. Oktober seinen früheren Vorsteher, Herrn Georg Bath, zum 40jährigen und Herrn Ludwig Bloch zum 25- jährigen Selbständigkeitsjubiläum zu beglückwünschen. Beide Männer haben sich um die Korporation wohlverdient gemacht. Ten verehrten Jubilaren rufen wir auch von dieser Stelle aus noch einmal unsere herzlichen Glückwünsche zu; möge reicher Segen sie auch durch die Zukunft geleiten! Auch einem Angestellten unserer Bestellanstall, dem Buch halter Herrn GeorgStrauch, konnte der Vorstand am 1. Ja nuar 1912 seine Anerkennung für 25jährige treue Arbeit in der Bestellanstalt und seinen Glückwunsch aussprechen. Schmerzliche Verluste durch den Tod hat die Korporation im vergangenen Jahre erlitten. Am 22. Dezember 1911 verschied plötzlich infolge eines Unglücks Herr Rudolf Schotte. Der Verstorbene wurde als Sohn von Ernst Schotte i. Fa. Ernst Schotte L Co., am 2. Juni 1862 geboren. Er erlernte den Buchhandel von 1882 bis 1885 in der Amelang'schen Buchhand lung und war danach zu seiner weiteren Ausbildung bis zum April 1887 bei Franz Wagner in Leipzig, B. Benda in Vevey und H. Le Soudier in Paris tätig. Im April 1887 trat Schotte in das väterliche Geschäft ein, dessen Mitinhaber er am 1. Ja nuar 1888 wurde. Im Jahre 1893 wurde auch der jüngere Bruder, Max Schotte, Mitbesitzer des Geschäfts, und beide Brüder haben die hochangesehene Firma nach dem Tode des Vaters in alter vornehmer Weise erfolgreich weitergeführt. Schotte führte ein stilles Leben, und man sah ihn nur selten in Kollegenkreisen. Er erfreute sich überall des bestens Ansehens, und die Trauer um den frühen Heimgang des hochgeachteten Mannes war groß, als ein jäher Unglücksfall auf der Eisenbahn sein Leben endigte, als er zur Feier des Weihnachtsfester mit seiner Gattin in deren schweizerische Heimat reiste. Am l. November 1912 verstarb im Alter von 51 Jahren Herr Wolfgang Mecklenburg. Der Heimgegangene wurde als Sohn des Buchhändlers Eugen Mecklenburg in Berlin am 21. Juni 1861 geboren. Er besuchte die Wteprechtsche höhere Knabenschule und das Kgl. Realgymnasium in der Kochstratze und trat dann in die Buch handlung von S. Calvary L Co. ein, in der er vom 1. Ok tober 1878 bis 1. April 1881 seine Lehrzeit bestand. Von da bis zum I. April 1882 genügte Mecklenburg seiner ein jährigen Militärpflicht im Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regi- ment, arbeitete bis 1. Januar 1883 in der hiesigen Druckerei nebst Zeitungsverlag von Rud. Gensch, und war dann vom 1. Fe bruar 1883 bis 1. November 1884 in London, zuerst als Volontär bei A. Asher L Co. und danach als Gehilfe bei Trübner L Co. tätig. Von London zurückgekehrt, nahm Mecklenburg für kurze Zeit eine Gehilfenstelle bei H. I. Meidinger an und trat am 1. Oktober 1885 in das seinem Bruder Eugen gehörige wissen schaftliche Antiquariat I. A. Stargardt ein, in dem er am 1. Ok tober 1887 Teilhaber wurde. Hier eröffnete sich für Mecklenburg eine reiche, seiner Eigen art besonders zusagende Tätigkeit. Sein auf das Feine und Sinnige gerichteter Sinn fand besonders in dem von der Firma als Spezialität betriebenen Autographenhandel reiche Anregung und Befriedigung, und ebenso konnte er einem Schönheitsbedürf nis in dem von den Brüdern ins Leben gerufenen Verlage Ge nüge tun, in dem eine Reihe ausgezeichneter Schöpfungen von Sattler und herrliche, in der Reichsdruckerei hergestellte Werke erschienen sind. Der Wunsch nach voller Selbständigkeit und nach ausgedehnterer Betätigung als Verleger veranlatzte Mecklenburg Ende 1905, die 20 Jahre lang in Treue gepflegte Verbindung mit seinem Bruder aufzulösen; am 1. März 1906 kaufte er den Richterschen Verlag in Hamburg, den er nach Berlin verlegte und hier unter der Firma »Konrad W. Mecklenburg vor mals Richterscher Vsrlag» fortführte. Da dem Verlage ein ein