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^ 71, 27. März 1815. Redaktioneller Teil. letiu <1 e Lille, padliö SOUS le evntrSIo äs l'autorito allemande«. Die erste Nummer dieser Zeitung ist am 15. No vember 1914 erschienen. Sie enthält fast nur Bekanntmachungen der deutschen Behörde. Aber bald finden sich dazu auch die Kundgebungen des Aller Magistrats, dann die Kriegsnachrichten, schließlich einige Lokalnachrichten, und nach und nach folgen einige Mitteilungen über Schulbeginn, Handwerksbetrieb, Kriegs steuer usw. Um die Arbeitslosigkeit zu lindern, werden Gesuche und Nachfragen kostenlos ausgenommen: so sieht man auch hier neues Leben in der einheimischen Bevölkerung des von den Deut schen besetzten Landes erwachen. Nicht so bekannt wie die Liller Veröffentlichungen, aber min destens ebenso wertvoll und literarisch vielleicht noch interessanter ist die »Karotte äks Lrdonuos«. Sie ist von der Ar meeleitung in den Ardennen herausgegeben und erscheint in fran zösischer Sprache, um die Landesbewohner mit der Wahrheit bekannt zu machen. Sie kommt auch dem Wunsche der Bevölke rung nach Mitteilungen und Unterhaltungsstoff entgegen, sie gibt Anleitungen über den Verkehr mit Kriegsgefangenen, erläu tert die Einrichtungen der Obersten Heeresleitung, vermittelt Nachrichten aus deutschen Gefangenenlagem usw. Daß sie da neben auf gute Unterhaltung ihrer Leser bedacht ist, zeigt der Abdruck der reizenden Erzählung von Alphonse Daudet: »Uo siöAS do Lettin«. Zwischen Nachrichten über die Erfolge der Türken, über die Wirkungen des Wirtschaftskrieges und der deutschen V-Boote steht die schreckliche Kunde von einer Ope ration, der sich die göttliche Sarah am rechten Oberschenkel hat unterziehen müssen. Aber die große Künstlerin hat mit Arand «ourage das übel ertragen und ist auf dem Wege der Besserung, also: glückliches Frankreich! Am 1. März 1815 hat die Karotte de» Lrdonnes sogar eine öditiou spöoialo »Ln oaptivitö« heraus gegeben, die in erster Linie den in der Nähe von Rethel vor läufig untergebrachten Gefangenen zugänglich sein soll. Deutsche und französische Ausgaben bringt die »Armee zeitung« der 1. Armee, herausgegeben vom Generalkommando des 4. Kgl. Pr. Reservekorps in Charleville. Die Zeitung beschränkt sich hauptsächlich auf Mitteilungen militärischer Nach richten : sie wird auch für diese nicht geringe Mühewaltung Dank und Anerkennung finden. Die in Laon erscheinenden Kriegs- zeitungen dagegen haben sich eine höhere Aufgabe gestellt. Die Deutsche Bücherei bekommt aus Laon das »dournal de guerre« und die »KriegszeitUNg sv. Laonj«. Das »dournal do xuerre« ist zuerst am 28. Oktober 1914 ohne Orts angabe erschienen. Aber schon in der zweiten Nummer ist das Journal für Laon anzusetzen. In dieser Nummer kündigt Prof, vr. Stein, der Jenenser Musikdirektor der Universität, sein zweites Kirchenkonzert in der Kathedrale von Laon an. Das Journal wendet sich in erster Linie an die Bevölkerung und trägt sicher auch zu deren Beruhigung bei. Die Nr. 6 vom 2. De zember 1914 enthält einen lesenswerten Beitrag: Komment los blosses transais sont traitäs L llunivb. Ausgedehnter und reichhal tiger ist die Laoner »K r i e g s z eitun g«, um deren Her- stellung die Etappenkommandantur in Laon sich große Verdienste erworben hat. Diese Zeitung erscheint seit dem 24. Oktober 1914 und bringt neben den neuesten Kriegsnachrichten allerlei wesent liche Zeitungsnotizen, Leitartikel, Gedichte und Unterhaltungs stoff. Eine recht eigenartige, sehr erfreuliche Note bekommt die Zeitung durch die zu Herzen gehenden und von Herzen kommenden Aufsätze des Rabbiners vr. Italiener, der immer die rechten Worte findet, sei es, daß er von der Liebesgaben sendung schreibt, daß er der Krankenschwester ein Wort widmet, daß er vom guten Kameraden erzählt, oder sei es, daß er von der Neujahrsfeier in der Laoner Kathedrale berichtet, in der Prof. Stein-Jena mit seiner Kunst zu den Kameraden gesprochen hat. Je länger alle diese Zeit'ungen existieren, um so mehr tritt neben das Wichtigste, die Berichterstattung, das Angenehmere: die Unterhaltung. Die Laoner Zeitung bringt Gedichte von E. G. Seeliger, Beiträge von Ludwig Fulda und des be kannten Karlchen der »Jugend«. Franoois Grandebouche, Wladimir Lausikoff und Sir John Falstaff Plumpudding geben ihre Geheimakten Preis. Auch der bekannte und zur fürchter lichen Wahrheit gewordene Roman von A. C. Doyle: »Die Ge fahr für England« findet nach der Übersetzung in den Süddeutschen Monatsheften wenigstens teilweise Ausnahme. St. Quentin ist ebenfalls der Sitz einer sehr eifrigen Re daktionsstube. Die »Impiimstts moderne 8t. tzuentenoise« muß da für sorgen, daß die »A rm e e z e i t ung« in der ganzen 2. Armee die ihr gebührende Verbreitung findet. Auch diese Veröffent lichungen sind zunächst allein für die Mitteilung von Kriegs nachrichten bestimmt, sie erscheinen seit dem 15. November 1914. Im Verlauf von wenigen Wochen aber hat sich auch hier ein reger Meinungsaustausch herausgebildet. Leider ist die D. B. bisher nur im Besitze weniger Nummern. Vielleicht kann mancher Leser zur Vervollständigung der Reihe beitragen. Viel besser beraien ist die D. B. schon mit der »K r i e gs z e i t un g für das 15. Ar meekorps«, die dreimal wöchentlich in Menin erscheint und in 5000 Exemplaren verbreitet wird. Die ersten Nummern sind ziemlich bescheiden, seit Nr. 6 wird die Ausstattung üppiger, eine zierliche Kopfleiste schmückt jede Nummer. Die Zeitung hat auch von Anfang an die Verleihungen des Eisernen Kreuzes mitgeteilt unter Angabe des Grundes für die Auszeichnung. Die Nr. 7 vom 26. Dezember 1914 enthält längere Ausführungen über eine neueingerichtete Militärbadeanstalt. Sie bringt auch eine Unterhaltungsbeilage mit unfrisierten Kriegsliedem von Georg Queri, die für Queri immerhin ziemlich frisiert sind. So findet sich auch hier nach und nach ein reichhaltiges Feuil leton, und niemand unserer ersten Tagesschriftsteller lehnt die Mitarbeit an diesen Blättern ab. Nr. 12 vom 6. Januar 1915 kündigt an, daß von der Ortskommandantur ein Kino in Be trieb gesetzt ist. Nr. 17 bringt einen Leitartikel von Ernst Bas sermann, M. d. R. Auch die Feldzeitung der 5. Armee, an fangs nur auf Wiedergabe von Nachrichten beschränkt, hat erste Kräfte zur Mitarbeit gewonnen, z. B. L. Leipziger und Rudolf Pres der. Mit einem prachtvollen Liede tritt auch H. H. Ewers: »Die Grafen Spee« hier auf den Plan (in. Nr. 135 vom 7. Februar 1915 A. H. Q. Stenay). Es sei noch erwähnt die »B. Z. am Mittag«, die im Gegensatz zur Berliner Konkurrenz inBapaume erscheint. Sie wird von der Etappenkommandantur in B. geleitet und hatte Ende November 1914 bereits 35 Nummern herausgegeben. Leider ist auch sie sehr unvollständig bei der D. B. eingegangen. Der zur Verfügung stehende Raum gestattet nicht, näher auf verschie dene andere Erscheinungen einzugehen. Wir nennen daher noch den»Landsturmboten«vonBriey. Er erscheint ziemlich un regelmäßig und »solange wir hier sind«, den »Lmi du peuple«, die belgische Ausgabe des Aachener Volksfreundes, und vor allen Dingen die »Deutsche Soldatenpost«. Diese Zeitung wird von der Zivilverwaltung des Generalgouverneurs in Bel gien herausgegeben und ist in erster Linie für die Truppen des besetzten Gebietes, aber wohl auch für die deutschsprechende Bevölkerung bestimmt. Den Druck besorgt die »Deutsche Zei tung« in Brüssel, von deren weiterem Erscheinen hier noch nichts bekannt ist. Daneben wird von dem Generalgouvemement noch ein Amtsblatt und ferner von der Postverwaltung ein gleiches herausgegeben. Diesen vielen und noch manchen anderen Zeitungen, die von unfern Feldgrauen im Westen geleitet, gedruckt und verbreitet werden, steht wenig im Osten gegenüber. Bekannt ist die »Kriegszeitung der Feste Boyen und der Stadt Lötzen«, die schon am 7. September 1914 zu erscheinen begonnen hat. Sie hat andere Aufgaben als die vorerwähnten Zeitungen im Westen, ist auch unter anderen Verhältnissen entstanden, und obendrein keine deutsche Zeitung des Auslands. Aber sie zeugt von prächtigem Humor und freudigem Todesmut eines vorge schobenen Postens in der Ostmark. Viele hier veröffentlichten Ge dichte sind zwar recht gut gemeint, aber —. Nr. 13 bringt die Nachricht von der Verstärkung der masurischen Flotte durch ein Panzerfloß, das von der Frau des Kommandanten »Druff« ge tauft wurde. Entlaufene Fohlen und verlorene kleine schwarze Hunde werden gesucht — so dient das Blatt auch den Bedürf nissen der Bevölkerung. Weiter ist auch bekannt geworden, daß die »Lodz er Zeitung« des I. Petersilge nach der Flucht des Besitzers nun »Deutsche Zeitung von Lodz« heißt; damit ist aber keine neue Erscheinung auf den Plan zetteten, denn deutsch. 403