39 zwölf Schläge wurden durch eben so viele Böllerschüsse im Budisstner Zwinger begleitet. Um 1 Uhr begannen die Feierlichkeiten des Nach mittags. Es waren vorzüglich Diejenigen in die Kirche gekommen, denen es früh nicht möglich geworden war, hineinzukommen, und die zahllos große Versammlung füllte dichtgedrängt alle Räume zwischen der Hauptthüre und dem Altäre. Die erste Feierlichkeit begann mit dem durch sein hohes Alter geheiligten und 80 Jahre in diesen Räumen nicht mehr angestimmten Gesänge Luthers: „Wir glauben all' an einen Gott." Dann während desselben bestieg der zweite Diakonus das Altar, und am Schlüsse versammelten sich die 24 Taufzeugen dieses Tages mit den zu weihenden acht Kindlein in einem Kreise ums Altar, umgeben von dichtgedrängten Schaaren von anderweitigen Zeugen der heiligen Handlung. Unter diesen Zeugen waren solche Alte am nächsten, die einst selbst vor der Zerstörung dieser Kirche hier die heilige Taufe empfangen und sich herzlich gesehnt hatten, an dieser Stätte Zeugen einer solchen heiligen Handlung zu seyn. Tiefe Rührung er füllte die Gemüther dieser von Gott mit so langem Leben gesegneten Hochbejahrten. Nach Beendigung des Glau- benögesangeö sprach der Geistliche folgende Worte: „Seyd alle gesegnet, im Namen des Herrn! Amen." „Lasset die Kindlein zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solcher ist das Reich Gottes." Diese milde Rede unsers kinderfreundlichen Erlösers, theure Anwesende, ertönte einst durch Jahr hunderte an dieser heiligen Stätte, und Tausende und aber Tausende von Kindern aus unsrer Stadt und den mit unö verbundenen Dorfschafte n wurden hier, ehe dieser Tempel in Trümmer versank, zur Thcilnahme an