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gerechten Stolzes, innigen Dankes hcrvorzurufen vermag, dessen anregende Thätigkcit aber, wie sic bisher nach den verschiedensten Seiten hin heilsam und nutzenbringend gewirkt, so auch auf die Gegenwart und Zukunft ihren segensreichen Einfluß übt und üben wird. Es kann nicht Zweck der vorliegenden Zeilen sein, ein Lebens bild des Jubilars zu entwerfen. Die Aufstellung eines solchen, wenn auch in beschränktem Maße, würde nicht nur einen weit grö ßeren als den zulässigen Raum beanspruchen, sondern auch zuletzt doch nur in höchst unvollkommener Weise und mit verblaßten Far ben das wiedergeben können, was in reicher Ausführlichkeit und vollendeter Form uns die in drei Bänden vorliegende und u. d. T. „Friedrich Perthes' Leben nach dessen schriftlichen und mündlichen Mitteilungen" bereits im Jahre 1848 erschienene Biographie des merkwürdigen Mannes darbietct. Es war bekanntlich sein Sohn, Clemens Theodor Perthes, der als Verfasser dieses Buches dem Vater das werthvollste Denkmal gestiftet hat, und Diejenigen, welchen wirklich die Lebensgeschichte von Perthes noch unbekannt sein sollte, verweisen wir um so zuversichtlicher auf die Lectürc dieses Buches, je einmüthiger die gestimmte deutsche und außerdeutsche Kritik cs als eine der kostbarsten Perlen in dem Schatze unserer biographischen Literatur bezeichnet hat, und je beredter das Zeugniß ist, welches die in kurzer Zeit nach einander erschienenen fünf Auflagen des Werkes von der großen Anzahl seiner Freunde und Verehrer ablegen- Wohl aber möge cs uns »erstattet sein, hier nur mit einigen Worten uns zu klarem Bewußtsein zu bringen, was es eigentlich war, um dessentwillenPerthes' Name für immer zu den besten seines Standes, ja des ganzen Volkes gezählt werden wird. Unserer Meinung nach ist die wirkliche Größe dieses Mannes in nichts Anderem zu suchen, als in dem eigenthümlichen Durch- drungenscin seiner Begeisterung für den von ihm gewählten Beruf von der noch höheren Begeisterung für das allgemein Menschliche; in dem unausgesetzten eifrigen Streben, seine speciell geschäftliche Thätigkcit als Buchhändler nur als ein Mittel zur Erreichung der Zwecke zu betrachten, die ihm als edlen und großen Menschen vor schwebten, und umgedreht, das, was er als Mensch gewonnen, wiederum als Buchhändler und zum höchsten und wahrsten Vortheile des Buchhandels in idealer Weise zu verwerthen. Daß Perthes ein edler und großer Mensch in der vollsten Be deutung des Wortes war, vermag gewiß Niemand zu leugnen, der sich der Schilderung erinnert, die uns das obengenannte Buch von feinen verschiedenen Beziehungen nicht nur zu seinen Freunden und seiner Familie entwirft, sondern vor allem zu den beiden Gebieten menschlicher Thätigkcit, denen die besten und vornehmsten Kräfte des Mannes bestimmt sind, zu Staat und Kirche. Was zuerst seinen Werth als Freund betrifft, ein Wort, dessen ursprünglich schwer wiegende und vielsagende Bedeutung durch gedankenlosen Mißbrauch bei nicht Wenigen sehr entwerthet worden ist, so dürfte für denselben wohl nichts Anderes ein so vollgültiges Zeugniß ablegen, als der Umstand, daß es die Besten und Aus gezeichnetsten seiner Zeit waren, mit denen er in fortgesetztem geisti gen und gemüthlichen Verkehre stand und unter denen er sich dem zufolge seine innigsten Freunde erwarb. Um nur einige der berühm testen Namen anzuführen, so nennen wir: Campe, Reimarus, Joh. Heinr. Jacobi, Sieveking, Rist, Klopstock, die Stolberge, Claudius, die Fürstin Gallitzin, den Fürstbischof von Fürstenberg; ferner die Reventlow'schen und Moltke'schen Familien in Holstein, von denen mehrere Glieder zu ihm für die ganze Lebensdaner in den nächsten Beziehungen blieben, den Herzog von Augustenburg, Niebuhr, Görres, Joh. Heinr. Voß und Johannes von Müller, denen er zu- gethan blieb und deren Letzteren er vertheidigte, so lange cs eben Möglich war, Gentz, Schlciermacher, Reimer, Fouque u. A. Dieselbe Liebe, dieselbe Treue, die er seinen Freunden be wahrte, verband ihn aber auch mit Denen, welche ihm durch die Bande der Familie nahe standen, und insbesondere ist es das Ver- hältniß zu seiner Gattin Caroline, einer Tochter des frommen Claudius, das uns Perthes von seinen edelsten Seiten kennen lehrt. Wohl bestand zwischen beiden Gatten eine auffallende innere Ver schiedenheit, indem Perthes schon infolge seines Naturells, seiner Entwicklung und namentlich seiner geschäftlichen Stellung mit Vor liebe und Entschlossenheit den Kampf gegen die verschiedenen äußeren Sorgen des Lebens aufnahm und durchführte, während Caroline, ein stilles und nach innen gerichtetes Gemüth, sich gern der Außenwelt entzog und neben treuer Erfüllung ihrer Pflichten als Mutter und Hausfrau in stiller Beschaulichkeit die höchste Freude des Daseins fand. Trotzdem betrachtete er die Sorge für das innere und äußere Glück seiner Lebensgefährtin als die liebste Aufgabe und bewies hier durch am besten das volle Vcrständniß ihres tiefbegründeten Werthes, wie es z. B. auch aus folgenden, an sie gerichteten Worten erhellt: „Ich bin nicht wie Du durchdrungen von der Heiligkeit des Höch sten, von seinem Lichte und Glanze; aber von Dir, Du meine Hei lige, bin ich durchdrungen, und durch die Liebe zu Dir werde ich die höhere erlangen, deren ich unmittelbar nicht theilhaftig werden kann halte Du Dich wacker, Du fromme Caroline, und mache mich durch Dich so fromm wie Dich!" Und nachdem sie gestorben und ihr Tod das Herz des treuen Gatten mit heißem Schmerze erfüllt, schrieb er an seine Tochter: „Auch habe ich viele Ursache zum Dank; vierundzwanzig Jahre schenkte mir Gott, um sie mit diesem Reich thum an Liebe, Kraft und Geist zu durchleben. Gelobt sei Gott dafür! Nun weiß sie, wo und wie ich sündigte, was sie hier so nicht wissen konnte, aber nun kennt sie auch ganz das Maß meiner Liebe." Daß ein solcher treuer und liebevoller Gatte, als welcher er sich übrigens später auch seiner zweiten Gattin, seiner jetzt noch lebenden ehrwürdigen Wittwe, gegenüber bewährte, auch ein pflichtgetreuer Vater war, bedarf wohl nicht erst besonderer Versicherung. Zeugen doch die ehrenvollen, auf innere Vorzüge begründeten Stellungen, die sich seine Söhne in der Welt erwarben, am deutlichsten für das, was sie neben der fromm sorgenden Liebe der Mutter auch der Umsicht und dem rastlosen, wohlwollenden Eifer des Vaters verdanken. Weit offener jedoch als die Tugenden, die Perthes in den Be ziehungen zu seinen Freunden und zu seiner Familie bewährte, treten diejenigen hervor, durch welche er sich für alle Zeiten das An denken eines der treuesten und besten deutschen Patrioten gewahrt, und durch welche er zur Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Vaterlandes nicht wenig zu dessen Wiedergeburt beigetragen hat. Nachdem er schon 1806 vieles mühsam Erworbene durch die Gewalt- thaten des französischen Welteroberers verloren, sich aber bald wieder kräftig emporgerungen und unablässig durch Wort und Schrift, namentlich durch das mit dem Jahre 1810 beginnende, leider aber bald wieder anfgegebene Vaterländische Museum für Verbreitung echt deut scher Gesinnung gesorgt hatte, trat er 18 l 3, das Herz von heiliger Vater landsliebe erfüllt, in Hamburg an die Spitze des Aufstandes gegen die tyrannische Herrschaft der Franzosen. Bald darauf von den noch einmal zurückkehrenden Feinden geächtet, mit den Seinigen aus Ham burg vertrieben, seines Vermögens und seines Geschäftes, das ganz vernichtet war, beraubt, ward er doch nicht müde und blieb sein Muth ungebeugt; im Anschluß an die hanseatische Legion betheiligte er sich zunächst an den Feldzügen, welche dieselbe im nordwestlichen Deutschland gegen Frankreich unternahm, und ward dann als Mit glied des hanseatischen Directoriums mit dem ihm befreundeten Bürgermeister Smidt von Bremen nach Frankfurt gesendet. Von hier, aus dem Hauptquartiere der hohen Verbündeten, brachte er: die neue Freiheitsacte der hanseatischen Städte zurück.