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X- IW, 2L. Juli 1925. Redaktioneller Teil. «örsmrl-u,. d. »u«n, Su«b-nd-r 113 71 gerade in diesen Tagen lebhaft beschäftigt, komm herein und be trachte es in Muße! Das sind nur einige Beispiele, die sich aber beliebig ver mehren ließen. Man ersieht aus ihnen, daß gemeinschaftliches Handeln, gemeinsames freudiges Handinhandarbeiten das Grund legende ist. Wenn wir das nicht nachdrücklich anstreben und er reichen, so wird man vergeblich für Büchertage und Bücherwochcn werben. Nur wenn wir korporativ auftretcn, wird uns im Rah men der oben gekennzeichneten Veranstaltungen die Stellung ein geräumt, wird gemeinschaftlicher Buchwerbung der Raum gegeben werden, auf den der deutsche Buchhandel Anspruch machen darf. Anderes als korporatives Auftreten kann z. B. auch kaum in Frage kommen, wenn man daran denkt, einen Büchertag oder eine Buchwochc draußen in der Provinz zu veranstalten, wo dem Ortsbuchhändler Zeit, Geld und Arbeitskräfte für eine größere Veranstaltung vollständig fehlen. Die Schrift des Herrn Schnabel enthält eine solche Fülle von Anregungen und praktischen Vorschlägen, daß cs unmöglich ist, sie in ihren Einzelheiten hier zu behandeln. Ich cnipsehle, die Schrift eingehend zu studieren und ihren Inhalt zum Gegen stand eingehender Aussprache in kleinerem Kreise zu machen. Ich begrüße die Vorschläge und Anregungen des Herrn Schnabel, erhoffe aber von dem Gemeinschaftsgefühl des Sortiments zu nächst die gemeinsame Ausnützung der bereits vorhandenen An lässe zu Bücherschauen. Für mich ist die Veranstaltung von Büchcrwochen vorläusig das Sekundäre im Rahmen anderer ge eigneter Veranstaltungen. Solche Veranstaltungen, die uns die Möglichkeit geben, für das Buch intensiv zu werben, gibt cs im Laufe des Jahres in jedeni Ort und in jeder Stadt eine Unmenge, und es ist nur erforderlich, sie aufmerksam zu verfolgen und sie für unsere Zwecke auszunützen. Bei einem Vorgehen in dieser Richtung hat man kein so großes Risiko, da der Apparat so zusagen vorhanden ist, nicht erst geschaffen werden muß. Die heutige kritische Zeit, die meiner Ansicht nach eher eine Ver schärfung denn eine Erleichterung erfahren wird, mahnt gerade in bezug auf finanzielle Festlegungen zur Vorsicht. Daß eine Bücherwoche zunächst beträchtliche Opfer verlangt, steht fest, wo gegen der Erfolg zweifelhaft ist. Daß die Behörden, deren Mit hilfe Herr Schnabel wünscht, für Büchcrwochen finanzielle Lei stungen bewilligen werden, glaube ich nicht, weil mit Recht ein solches Verlangen jede andere Bcrufsgruppe würde stellen können. Herr Schnabel gibt zu, daß die Buchausstellung allein nicht zugkräftig genug, das Buch an und für sich für größere Ver anstaltungen ein schlechtes Ausstellungsobjekt ist und des durch Vorträge oder musikalische Darbietungen ausgeschmückten Hinter grundes bedarf. Wenn wir tausend Gelegenheiten haben, die den Hintergrund für Buchwerbung abgcben, so sehe ich nicht ein, weshalb wir sie nicht benutzen sollen. Uns Buchhändlern wird es nicht schwer fallen, überall mit Erfolg darauf zu dringen, daß dem Buch als Kultursaktor in allen für uns in Frage kommen den öffentlichen Veranstaltungen der nötige Raum gegönnt wird. Herr Schnabel will die selbständige Buchwoche, die unter einem bestimmten Begriff steht und zugleich Ausgangspunkt sein soll für sich ihr anschließende dem bestimmten Thema naheliegende Veranstaltungen. Ich bin der Ansicht, daß andere Veranstal tungen, die uns den Anlaß zu einer Büchsrschau geben, in Hülle und Fülle bereits vorhanden sind, und daß es nur eben der wiederholt geforderten Gemeinschaftlichkeit im Handeln bedarf, um diese sich in ununterbrochener Folge darbietenden Gelegen heiten für die Buchwerbung in richtiger Weise auszunützen. Eine systematisch zusammcngestcllte Bücherschau wird sich immer in den Rahmen jeder anderen Ausstellung einfügen lassen und wird in dem bereits vorhandenen gegebenen Rahmen keine großen Opfer fordern und eher einen finanziellen Nutzen bringen, wenn sie sich nicht in einzelnen Bücherständen einzeln austretender Firmen verzettelt. Wie eine solche systematische Arbeit und eine solche systematische Ausnützung der sich immer wieder bietenden Gelegenheit vor sich gehen kann, das müßte einer besonderen Besprechung der in Frage kommenden Kreise Vorbehalten bleiben. Aufgabe solcher Besprechung müßte auch sein, zu prüfen, wieweit der Kreisvcrei», in unserem Falle der Württembergische Bnch- händlerverein berufen wäre, handelnd und helfend einzugreisen, wenn es sich um die Errichtung von Bücherschauen bei Veran staltungen draußen in der Provinz handelt, für die Zeit und Kraft des Ortsbuchhändlers allein nicht ausreichen. Ernstlich zu prüfen wäre die Möglichkeit, wie der Buch händler als geistiger Anreger größere Organisationen zu dieser oder jener öffentlichen Veranstaltung anzufeucrn und ihnen in der richtigen Weise klarzulegen vermag, wie ihre Bestrebungen durch die Ausnützung (Ausstellung) der entsprechenden Literatur erst in der richtigen Weise propagiert werden könnten. Auch hier soll das Buch auf dein von anderen zu schassenden Hinter grund erscheinen. Ich glaube nicht, daß die Möglichkeit besteht, bloße Bücher tage und Buchwochcn zu einer dauernden Einrichtung zu machen, weil das Publikuni, das solche öffentliche Schaustellungen be sucht, eben viel oberflächlicher eingestellt ist, als die Besucher unserer Buchläden. Die letzten Stuttgarter Buchmessen haben denn auch wesent lich weniger Anklang beim großen Publikum gefunden als die ersten, aber die Tatsache, daß der Kreis der vorgesührten Bücher ziemlich eng gezogen war, und daß die Anteilnahme des Sorti ments vollständig fehlte, ist allein kein Grund für den herab geminderten Erfolg. Ich kann mir denken, daß eine geänderte Ausmachung eine Belebung des Interesses herbeiführcn könnte. Schließlich käme es hier nur aus einen Versuch an, der, wie ich berichten kann, in Stuttgart gemacht werden soll. Die Stutt garter Verlegcrvereinigung plant Hand in Hand mit der Stutt garter Sortimcnterschaft die Veranstaltung einer Verkaufsaus stellung. Sie soll im November stattfinden und soll sozusagen als Auftakt für eine großzügige Weihnachtsreklame dienen. Die Verkaufsausstellung soll genau wie die bisherigen Stuttgarter Buchmessen die Produktion des Stuttgarter Verlags auf einzelnen Verlegerständcn zeigen, und an jedem Stand soll — natürlich unter Ausschluß marktschreierischen Auftretens der Verkäufer — die unmittelbare Verkaufsgelegenheit gegeben sein. Die früher vorhanden gewesenen Schwierigkeiten scheinen überwunden zu sein; jedenfalls haben die Vorbesprechungen zwischen Vertretern des Verlags und des Sortiments einen dem Plane günstigen Boden geschaffen. Die Verkaufsausstellung soll eine Vorführung der Stuttgarter Vcrlagsproduktion sein, eine gemeinsame Wer bung für das Stuttgarter Buch. Was aber das Verkaufstechnische und den allgemeinen Werbungszweck der Ausstellung betrifft, s» soll sie die nachdrücklichste Unterstützung der Arbeit des Sorti ments sein. Auf die Möglichkeit des Bezugs durch jede württem- bergische Buchhandlung wird innerhalb der Ausstellung durch Plakate, Prospekte usw. immer und immer wieder hingewiesen werden. Ein gemeinsamer, systematisch eingerichteter, hübsch ausgestattetcr Katalog der Ausstellung wird als Werbemittel von allen Buchhandlungen verbreitet werden, und was das Wichtigste ist, die Überschüsse der Verkaufsausstellung sollen nach Deckung der Spesen ganz dem Sortiment oder einem ihm für die Weih nachtspropaganda zur Verfügung stehenden Werbefonds über wiesen werden. Der Einwand eines Teils des Sortiments wird auch hier wieder der sein, daß man die Leute nicht in den eigenen Laden hineinbekommt, daß man sie der individuellen Bearbeitung ent zieht. Demgegenüber kann ich erneut zum Ausdruck bringen, daß das Publikum, das in die Ausstellung hineinströmt, zum größeren Teile ein dem regulären -Sortiment noch nicht erschlossener Käu ferkreis sein wird. Das sind die Leute, die es als die Pflicht eines anständigen Staatsbürgers betrachten, zu jeder öffentlichen Veranstaltung zu gehen, um etwas zu sehen und sich sehen zu lassen; das sind die Leute, die die Hemmung, einen Buchladen zu betreten, noch nicht überwunden haben. Das sind die Leute, die, wie ich es auf der letzten Stuttgarter Messe beobachten konnte, beini Betreten der Ausstellung möglicherweise ausrufcn: »Uni Gottes willen, lauter Bücher!-» Dieses Publikum will die Ver kaufsausstellung gewinnen; sie kann somit auch einen eminenten Erziehungswert haben. Es ist eine alte Erfahrung, daß — so lange ein Kaufentschlutz noch nicht feststeht — man lieber in eine solche öffentliche Schaustellung geht, weil man nicht das Gefühl des Kaufenmüssens hat, das in einem Buchladen viel stärker hcr- vortritt. Die Möglichkeit, sich durch ein paar Pfennige Eintritts- I«>2>