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AM S!Upt^tgII-d?r ^ Nr. 44 (R. 22). Leipzig, Dienstag den 25. Februar 1919. 86. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Einladung zu der am Donnerstag, den 27. März, abends 7't »hr, >m »Grünen Saal« I. Stock des »Meister-Saals«, Köthencrstr. 98, stattfindenden Hauptversammlung des »iitcrstützungs-Vercius Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen. Tagesordnung: l. Bericht des Vorstandes über das Jahr 1918. i. Bericht des Rcchiiiings-Aiisschilsses. 8. Antrag, dem Vorstände Entlastung zu erteilen. 4. Wahl eines neuen Vorstandsmitgliedes an Stelle des satziings- geinäst ansscheidendc» <aber wieder wählliarenl Herrn Mar Schotte für die Amtszeit ISIS—tgL4. 5. Wahl eines Mitgliedes des Rechnnngsansschnsses an Stelle dcs sapungsgemäsi ansscheidendc,> <aber wieder wähldarcnl Herrn Fritz Rühe für dlc Amtszeit ttltv—tltLL. Etwaige weitere Anträge sind rechtzeitig beim Vorstände anzumelden. Kleiderablage gebührenfrei. Berlin, den 2l. Februar 1919. Der Vorstand des Unterstützungs-Vereins Deutscher Buchhändler und Buchhnndlungs-Gehülfen. l)r. Georg Paetel. Edmund Mangelsdorf. Max Schotte. RcinholdBorstell. MaxPaschke. Über Porträtsammlungen. Von Hofrat vr. Franz Schnürer, Wicn-Klosterneubnrg. In etlichen Nummern des Börsenblattes vom Herbst 1916 (Nr. 199, 296, 219, 228, 253) wurde die von 1>r. Wilhelm Lange in Bremen angeregte Frage von »Bildereien« als Gegenstück zu de» bestehenden »Büchereien« im Sinne von Sammlungen von Bildrcprodnktionen ihrem Wesen und Wert nach besprochen, vr. Lange war von dem Gedanken ausgegangcn, daß die vielen und zum Teil recht wertvollen Abbildungen, die sich in Kunst- und anderen Zeitschriften, in Katalogen, Buch: und Kunstver- lagsprospekten u. dgl. finden und die mit den einzelnen .heften oder Blättern häufig verworfen und vernichtet werden, aus geschnitten, gesammelt, geordnet und sei es für lehrhafte oder sonstige Zwecke - dem gemeinen Nutzen dienstbar gemacht wer den sollten. Lothar Brieger spann den Gedanken in einer, wie mir scheinen will, nicht glücklichen Polemik gegen vr. Lunge nach einer anderen Seite hin weiter. Es folgten noch Replik und Tuplik und eine Notiz in der Rubrik, »Kleine Mittei lungen«, — und damit war die Anregung, wie cs scheint, ver sandet. Die letzterwähnte Notiz besagte zwar, daß in Stuttgart der Gedanke aufgegriffen und von dort ein »Aufruf zur Grün dung einer deutschen Bilderei« ergangen sei, der die Anschauung vertrete, das; »ebenso, wie die Literatur in der Deutschen Bü cherei in Leipzig eine monumentale Sammelstelle gefunden hat, auch die Kunst, und zwar die reproduzierende, ein Anrecht habe, eine Zentralstelle zu besitzen, in der sich die Geschichte.des Bildes lückenlos verfolgen läßt« , — ob aber diese Anregung auf frncht- s baren Boden gefallen und zur Tat geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis; jedenfalls ist in die weitere Öffentlichkeit keine Kunde davon gedrungen.*) i Ich habe die vorstehenden Reminiszenzen nicht gebracht, s um auf diese Sache wieder zurückzukommen. So schön und in s mancher Hinsicht wertvoll mir der Gedanke auch schien und ! scheint, so krankt er meines Erachtens an einem abelstand, der vermutlich auch seiner praktischen Durchführung im Wege ge standen hat: er ist zu allgemein, zu weitschichtig angepackt, so- daß es bei dem Versuche seiner Verwirklichung fast keine Gren zen zu geben scheint und das Material ins Uferlose verläuft. Auch sehe ich den der angewandten Mühe entsprechenden Nutzen nicht ein, der sich aus einer Anhäufung all der unzähligen Bilder und Bildchen ergeben soll. Innerhalb gewisser Umrahmungen würden solche Sammlungen sicher — als Lehrbehelfe in Schu len; aber auch im Familienkreise, in Vereinszirkeln, oder ange- gliedert an Volksbüchereien und Volksbildungsstätlen u. dgl. Nutzen stiften können, wie ich auch etliche Gymnasiallehrer kenne, die sich solche Sammlungen angelegt haben und sie mit Vorteil, besonders beim Geschichtsunterricht, verwenden. Aber da find es auf engere Gebiete beschränkte Spezialsammlungen. Auch der Geograph oder der Naturhistoriker würde sich solche »Bit- dcreien« zurechtlegen können, jener mit Abbildungen verschie dener Weltgegendcn, Landschaften, Städtebildei, geologischer u. 8. Darstellungen, dieser mit Tierbildern, Stein- und Pslanzen- abbildnngen, und was eben sonst an abbildung-fähigen Gegen- ständen sein Wissens- und Lehrgebiet umschließt. Daneben aber gibt es eine Art von Abbildungen, deren Verständnis nicht auf ein spezielles Fachgebiet beschränkt ist. an denen jeder, auch ohne Fach- oder Vorkenntnissc zu besitzen, Interesse hat, die dem schlichtesten Dorfbewohner ebenso etwas zu sagen vermögen wie dem Höchstgebildeten, — turz eine Art von Bildwerken, die zu sammeln und aufzubcwahren ohne wei teres einleuchtct, wie es ja auch eine Anzahl solcher Sammel stellen und Sammler schon gibt: ich meine das Porträt. Daß die Kunst des Porträtierens sehr alt ist und seit jeher weit verbreitet war, ist bekannt, — ich erinnere nur an die hellenistischen Porträte, die Th. Gras vor etwa 36 Jahre» aus Ägypten nach Europa brachte, an die Bildnisse der alexandrint- scheu Zeit, an die Grabplastiken des Mittelalters, an die hoch entwickelte Porträtkunst der italienischen Renaissance, an Hol bein, van Dyck usw.; eine reiche Literatur gibt darüber er schöpfende Auskunft. Auch die vervielfältigenden Künste griffen da frühzeitig ein, und ebenso geht die Aneinanderreihung von Porträten zu Sammelwerken weit zurück: 1546 erschien z. B. (anonym) ein 1»pi tarne gestorum reg; um leranoiae a ? b .1 r n IN a r> cl n n >1 Ii II n e II s q II e o ti r i s t i a II i » s I m u m 1-'r n II e i n.e II m Valesinm (Lyon, B. Arnoullct, 4') mit lateinischem und französischem Text; 1557 gab Hubert Goltz »Lebendige Bilder biß aufs Oarolum V. und ie e rcki n s. ii ünin, seinen Bruder, aus; den alten Medalien sorgfalttgklich und getrewlich contrafhet (Anttorf s— Antwerpens, bet Aug. Cop- pcnius,-Fol.) heraus, ein Werk, von dem 1559—61 auch eine *) Es ist bisher nichts weiter in dieser von dein Kiinstschriftstetler A. Dobsky ausgehenden Sache geschehen. Red. 141