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44, 25, Februar 1919. Fertige Bücher. «srimbi-u s. d. Dgchn. B»chh->nd-i. 1577 C. F. Amelangs Verlag / Leipzig Hj Aus einem kürzlich in den „Propyläen^ erschienenen Essay über sxs Hans Raithel aus der Feder M. G. Conrads geben wir nachstehend allen Kollegen, die es sich gleich uns zur Aufgabe gestellt, gesunde und echte Kunst zu fördern, einige charakteristische Ausschnitte bekannt. Wir sind überzeugt, daß von vielen Seiten dieser töinweis mit Dank ausgenommen wird und die in unserem Verlage erschienenen Werke Naithels: Annamaig Herrle und Hannile Schusterhans Stieglhupfer (Preise usw. siehe beigesügten Vcrlangzettel) gerade in der jetzigen Zeit die so wertvolle Empfehlung seitens des Sortiments finden werden. „. . . . Das Volk und seine echte Art muß mit keuschestem Wirklichkeitssinn erfaßt werden, das verlangt die heilige Wahrheit, die wir allem Völkischen schuldig sind. Hier gehi's um Fragen, deren letzte Fruchlbarkeit dieser Weltgerichts krieg uns eindringlicher erschlossen hat, als jemals irgend eine Katechismuslehre es vermocht hätte. Hier gehi's um Kunstgesetze, die so unverbrüchlich sind wie Naturgesetze. ...Lans Raithel ist ein echter Dorfgeschichten-Erzähler, selbe Menschen und ihr Gehaben und ihre Schicksale sind kein romanhafter Schwindel, seine Bücher sind wahrhafte Volksbücher und keine nach gelehrten Rezepten oder modischen Liebkabereien hergerichtcte Luxuskunst. Seine schaffende Persönlichkeit gibt sich treu und schlicht als der richtige Odcrfranke und stellt seine oberfränkische Dorswelt mit allen körperlichen und seelischen Merkmalen der fränkisch-wendischen Rassenmischung auf die Beine. Keine ideale Frankcnwelt — Gott bewahre I Keine Verkörperung germanischer Arbckder, wie sie als edler Frankentypus in unserer Phantasie, unseren Träumen, unserer Sehnsucht leben — Mtschlinasvolk! Ganz absichtslos aber — fränkisch Land und Leute, wie sic die formende Land des geschichtlichen Willens im Laufe der Zeiten gebildet. Da ist nicht zu jauchzen, nicht zu weinen oder gar hypochondrisch anzuklagen. Ja, unsere überempfindlichen Schöngeister, die werden freilich in weltfremder Abkehr sich vor Lans Raithels Geschöpfen bekreuzen. Lier ist keinerlei Einladung oder Veiführung, in Glanz und Wonne zu schwelgen oder in sensationellen L-idenschaftsausdrüchen sich zuletzt an poetischer Verständigung zu entzücken. Rücksichtslos lebt sich dieses Mtschlingsvvlk aus, nur zuweilen mit jenem leisen Schauder im Blute, der wie eine Erinnerung an die stärkere Edelrasse besonders im weiblichen Geschlechts ausflimmert. Bei allen Nucken und Tücken, die sich an den Raithelschcn Frauengestalten reizvoll auswirken, hat man doch den Eindruck: die oberfränklschen Weiber sind mit viel Liebenswürdigkeit gesegnet. Slawischer Einschlag! ... In engem Raume dieser fränkisch-wendischen Döifler stoßen sich immer die gleichen sündhaften Dinge, die um die Gier des Besitzes kreisen, um die immer wache, nie zu sättigende Labsucht. Kleine oder große Bauern, Knechte und Mägde, Landwerker und Schmuser, so beschränkt und anspruchslos ihr geistiger Lorizont, so voll irdischer Leidenschaft nach Lab und Gut ist diese Dmflerwelt. And ihre ewigen Komödien und Tragödien und Narrenspiele in all ihrer Angrstammlbeit und ihrem Verwachsensein mit dem Boden, mit Wolken, Luft und Winden leben; olles Menschliche und Tierische dieses ganz bestimmten Lcbens- ausschniltes im bayrischen Kreise Obe,franken wird von Lans Raithel mit unendlicher Lust und Liebe treu und ehrlich geformt zu fesselnden Geschichten. Nirgends stört Erkünsteltes I . . . Sein Lerz gehört seinem oberfränkischen Bauernvolk. Es ist seines Künstlertums und seiner Schollenliebe höchstes Gut. And es ist sein gutes Leimatsrccht, mit stolzer Genugtuung sein Werk weiterzutreiben, damit den Schatz der Liebe und Achtung für seine Stamingcnoffen zu mehren, wie sich auch die Kritiker und Fanfaren-Bläser der großen Weltliteratur da draußen und die Politiker der internationalen Kulturverbände dazu stellen. ... So lehre auch Lans Raithel, der meisterliche vberfränkische Volksschilderer, unser stürmisch umhergetriebenes Geschlecht, wo die festen Wurzeln seiner Kraft ruhen: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an!" —- Wir bitten um tätigste Verwendung und Angabe des Bedarfs auf beigefügtem Bestellzettel. — Leipzig, Ende Februar 1919. C. F. Amelangs Verlag. vörseublatt f. beu Deutsche» vuchhauvet. SS. Jahrgang. 208