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7576 Nichtamtlicher Teil. ^ 212, 12. September 1904. den Organisationen des graphischen Gewerbes in Deutschland zusammengestellte Übersicht über die Arbeitslosigkeit im zweiten Vierteljahr 1904 weist nach, daß diese Organisationen insgesamt 68 114 Mitglieder zählten, darunter 7245 weibliche, und zwar der Verband der deutschen Buchdrucker 34 794 männliche, der Verband der Buch- und Steindruckerei - Hilfsarbeiter 2035 männliche und 2256 weibliche, insgesamt 4291, der Verein der Lithographen und Reihenfolge^ 4893 ^"^nnten^ 6^900^10^» ^.^vorstehenden bez. 935 -- 8,8L; bez. 1826 (686 weibliche) -- 12.6L; bez. 105 - 12,9A; 19 — 3,8A und 243 ---- 9,5 A Arbeitslose am Orte. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen betrug somit in sämtlichen Organi sationen am Orte 8531, darunter 1034 weibliche. Am letzten Tage des Vierteljahrs, also am 31. Juli 1904, waren 2501, darunter 110 weibliche, Arbeitslose am Orte vorhanden. Hierzu kommen noch 823 Arbeitslose, ausschließlich männliche, auf der Reise. (Leipziger Zeitung.) Internationaler Preßkongreß. — Am gestrigen Sonntag (11. September) ist in Wien der internationale Kongreß der Presse in Vertretung Seiner Majestät des Kaisers durch Erzherzog Rainer unter Teilnahme der Vertreter hoher Behörden Öster reichs und Wiens feierlich eröffnet worden. Der Kongreß ist be merkenswert zahlreich besucht, außer von Deutschen und Öster reichern namentlich auch von Franzosen und Engländern. Ver hältnismäßig stark vertreten sind auch Italien, Ungarn, Däne mark, Schweden, Portugal, Rumänien. Der Festplan umfaßt Empfänge beim Minister des kaiserlichen und königlichen Hauses und des Äußern Herrn Grafen Goluchowski, sowie bei dem Herrn Ministerpräsidenten vr. von Ko erber. Auch in den Prunkräumen des neuen Rathauses wird ein festlicher Empfang stattfinden. Das Hofoperntheater veranstaltet im besondern Auf träge des Kaisers eine Galavorstellung; das Deutsche Volks theater wird mit einer Festvorstellung Nachfolgen. Die Kongreß- hierauf in Hunderten von Wagen über die Ringstraße in den Prater ziehen. Eine Semmering-Fahrt, sowie eine kleine Donau- Reise durch die Wachau mit Berührung Pöchlarns, ein Ausflug nach Ischl, nach Gmunden, auf den Schafberg und eine Fahrt durch das Gesäuse nach Salzburg sind gleichfalls in den Festplan Astronomentag. — Die jährliche Hauptversammlung der Astronomischen Gesellschaft, die in voriger Woche in Lund getagt ort gewählt. Kunstwerke oder unsittliche Bilder? — Wegen Ver breitung unsittlicher Bilder hatten sich in Berlin drei Kaufleute Wiedergaben von Gemälden des Pariser Salons für unzüchtige Bilder, da sie ohne künstlerischen Wert, zum Massenvertrieb als Ansichtspostkarten hergestellt und nur dazu bestimmt seien, die Sinnenlust des Publikums anzureizen; er beantragte Geldstrafe. Der Verteidiger dagegen beantragte Freisprechung, die auch er folgte. Die Kölnische Zeitung (Nr. 909 vom 5. September 1904), der wir diese Mitteilung entnehmen, bemerkt dazu mit Recht: »Der vorliegende Fall berührt eine der peinlichsten Seiten der Frage nach dem Verhältnis der Kunst zur Sittlichkeit. In allen solchen Fällen handelt es sich um einen Massenvertrieb von Darstellungen des Nackten, bei dem die Urheber zweifellos nicht die Absicht haben, die Kunst volkstümlich zu machen. Was haben solche Dinge auf Ansichts-Postkarten zu suchen, warum ver- Pariser Photographien auf Kreuzbändern, warum werden in derartigen zweideutigen Geschäften gerade solche Bilder und nicht irgendwelche andere aus Ausstellungen dem Publikum mit Fingerzeigen unter die Nase gehalten? In Berlin beginnt in neuerer Zeit auch der Unfug, daß man in periodischen Heften unter ernsthaft klingendem Titel Sammlungen ausschließlich solcher Darstellungen veröffentlicht. Der geschmackvolle Kunst freund langweilt sich bei einem Hefte, das nur Nuditäten ent hält; der Kunstwissenschaft fällt es gar nicht bei, etwa die Dar stellung des Nackten als Spezialität zu betreiben. Wer sich ernst haft mit Kunst beschäftigt, der wird dem Nackten als einem Teil der Kunstäußerung Berechtigung zuschreiben, es aber deshalb noch nicht ganz einseitig in den Vordergrund drängen, und die Aus bildung des Schönheitsbegriffes weiterer Kreise ist durchaus nicht am besten besorgt, wenn man ihnen blindlings Nacktheiten im Massenbetrieb entgegenwirft. »Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei derartigem Kunst- Handel grober Unfug mit dem Grundsätze von der Berechtigung gern sehen, wäre es möglich, ohne Schädigung der wirklichen Kunstinteressen und der Freiheit des Künstlers derartige durch sichtige Spekulationen auf amtlichem Wege^ zu verhindern. Natür- Kunsthandel, der u. a. künstlerischen Darstellungen auch solche des Nackten vertreibt, oder um solche Geschäfte handelt, bei denen die Umstände, der Massenvertrieb, die Betonung gerade dieser Gattung, das wohlfeile Herstellungsverfahren auf andre Absichten als die Förderung des Kunstinteresses sicher schließen lassen. Da mit würde dem Winkelkunsthandel in kleinen Geschäften das Ende bereitet, denen man es auf den ersten Blick ansieht, daß sie nach ganz andern Gesichtspunkten arbeiten als nach denen des reellen Kunsthandels. Kein ernster Kunstfreund wird in solchen Geschäftchen etwas suchen, und es wäre eine Erlösung Kunstspelunken durch eine geschickte Auslegung des Begriffes ,vorwaltendes Kunstinteresse' die Lebens'quelle unterbunden werden könnte.« Neue Bücher, Kataloge rc. für Buchhändler. ?üotoArapüi8eÜ6 Lorrssponäsns. Or^an ckos V6roin3 ?ur ?Ü6S6 ix' kiekt. LsplMdsr 1904. ^ 8. 385—434. ülit Lb- Uitt^oeü ä. 21. dis ?i-eitg.A ä. 23. Lsptember 1904 im Unzüchtige Schrift. — Die »Fuldaer Zeitung- berichtet aus Kassel vom 2. September 1904: »Wegen Verbreitung einer unzüchtigen Schrift hatten sich vor der hiesigen Ferienstrafkammer der ehemalige Direktor der Kasseler Jmmobiliengesellschaft Romulo Echtermeyer und der Schriftsteller Fr. O. Hinzmann-Dresden zu verantworten. Echtermeyer war wegen einfachen Bankerotts als Direktor der Jmmobilienbank zu fünf Monaten Gefängnis verurteilt worden und hatte Revision gegen das Urteil eingelegt. Die Zeit der über ihn verhängten Untersuchungshaft benutzte er zur Abfassung eines Romans: »Der Theaterrüpel«. Dieser Roman hatte eine Anklage wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften gegen schen Verlages in Dresden zur Folge. Der Gerichtshof verurteilte Echtermeyer zu einer Geldstrafe von 400 Hinzmann wurde freigesprochen. Das Urteil führt aus, der Inhalt des Buches sei ein solcher, daß dadurch das Schamgefühl objektiv verletzt werde.« (Die in Leipzig erfolgte Beschlagnahme des Buches ist im Börsenblatt Nr. 95 vom 26. April 1904 mitgeteilt worden. Red.) Buchhandlungsgehilfen-Verein zu Leipzig. — Der Buchhandlungsgehilfen-Verein zu Leipzig wird am Sonntag den 25. September einen Herren-Ausflug nach Zwenkau, Pegau und Groitzsch machen. In Zwenkau soll von der bereitwillig ge währten Erlaubnis zur Besichtigung der dortigen Brauerei (Ä.-G.) Gebrauch gemacht werden. Eine etwa zweistündige Wanderung über Döhlen, Wiederau, Weideroda nach Pegau wird folgen. Mittagessen im Ratskeller zu Pegau. Für den Nachmittag ist der Besuch von Groitzsch und der Wieprechtsburg in Aussicht genommen. Die Abfahrt nach Zwenkau vom Bayrischen Bahnhof in Leipzig erfolgt um 7 Uhr 46 Min. früh. Anmeldungen zur Teilnahme bis spätestens Montag den 19. d. M. Ein kleiner Familienabend der Vereinsmitglieder und ihrer Angehörigen und Gäste wird am Freitag den 16. September im kleinen Saale des Deutschen Buchhändlerhauses gehalten werden.