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pik 136, 15. Juni 1904. Nichtamtlicher Teil 5197 von Bayern, Franzosen und von den gegen die letzteren aufständischen Tiroler Bauern unter Andreas Hofer be setzt —, die persönlichen Verfolgungen und mehrfache Plünderung seines Eigentums veranlaßten ihn im selben Jahre, eine Wiederwahl abzulehnen. Sein Nachfolger wurde der Buchhändler Felician Rauch. Die Kriege jener Zeit hatten ganz besonders in Tirol den Volkswohlstand zerstört. Mit der beschaulichen Ruhe des bürgerlichen Lebens war auch der Bedarf an Literatur gesunken; die Hochschule war aufgehoben und damit der einzige Mittelpunkt geistigen Lebens in Tirol vernichtet. Daß die mächtige Bewegung der Geister um die Jahrhundert wende draußen >im Reiche das Stilleben in den Bergen nicht störe, dafür war bekanntlich am besten gesorgt Die Zensur erstickte alles, was sich geistig regte, und die besseren Geister kehrten, von dem Elende der Verhältnisse angewidert, dem Lande den Rücken.« Trotzdem verstand es Schumacher, durch weise Beschränkung seiner Ziele und regen Bcrufseifer nicht nur die schweren Verluste der Kciegsjahre zu über winden, sondern auch die Grundlagen seines neuen Hauses zu kräftigen zu neuem Aufschwung. Seit 1814 erschien in seinem Verlage der von dem bekannten Staatsmann Friedrich von Gentz begründete und heute noch erscheinende «Bothe von und für Tirol und Vorarlberg«. Casimir Schumacher starb, noch in den besten Jahren, 1824. Das Geschäft wurde für Rechnung der Erben bis 1828 von Johann Deutsch (später in Bregenz) weitergeführt. Johann Schu macher, der Sohn Casimirs, übernahm dann das väterliche Geschäft und begann damit, es durch Gründung einer Schriftgießerei zu erweitern. Die erste Schnellpresse in Österreich wurde 1888 bei ihm in Betrieb gesetzt. Allmäh lich war in die wirtschaftlichen Verhältnisse ein frischer Zug gekommen und die geistigen Interessen begannen zu er starken. Mit Verständnis erfaßte Johann Schumacher diese Entwicklung und förderte sie, damit zugleich den eigenen Interessen dienend, soweit er es irgend vermochte. Er er richtete in Brixen und Feldkirch Zweiggeschäfte, die später wieder veräußert wurden. Schon 1852 rief ihn jedoch der Tod aus seiner rastlosen Tätigkeit ab. Das Geschäft wurde bis 1859 von Eberhard Hauschild für die Erben fortgeführt, bis die Leitung an Johanns ältesten Sohn, Anton Schu macher, und 1868 das ganze Geschäft in dessen Eigentum überging. Inzwischen waren die »Innsbrucker Nachrichten- ins Leben gerufen worden. Der neue Besitzer ging rüstig an die Vergrößerung des Geschäfts durch Umbau und Er weiterung der für alle Geschäftszweige nicht mehr aus reichenden Räume sowie durch Einrichtung einer Leihbibliothek und einer Filiale in Bregenz. Unterstützt durch das neu erwachte rege literarische Leben an der Universität, die nach den Freiheitskriegen wieder erstanden war wandte er seine besondere Sorgfalt der Pflege des Verlages zu, was durch verschiedene Auszeichnungen des Besitzers, zuletzt durch die Verleihung des erblichen Adels, Anerkennung fand. Schon im Jahre 1862 war der Buchhandlung von der Universität -wegen ihrer ansehnlichen Ausdehnung und Thätigkeit auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Litteratur« der Titel einer k. k Universitäts-Buchhandlung erteilt worden. Anfang des Jahres 1898 übergab Anton von Schumacher sämtliche Geschäfte seinem ältesten Sohne, Herrn Eckart von Schu macher, dem gegenwärtigen Inhaber, und behielt sich nur die Eigenschaft des öffentlichen Gesellschafters im Sortimente vor. Zu diesem kurzen geschichtlichen Rückblick ist als Quelle die ausführliche »Geschichte der Firma« benutzt, die als Ein leitung dem soeben ausgegebenen Jubiläums-Verlags- kata log beigegeben ist. Als Beilagen sind der geschichtlichen Darstellung 18 Abdrucke von Originalschriftstücken, wie Kon sensen, Diplomen rc. angefügt. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 71. Jahrgang. Der soeben erwähnte Katalog: Verlagskatalog der Wagnerschen Univ.-Buchhand- lung, 1554—1904, Innsbruck. Druck der Wagnerschen Universttäts-Buchdruckerei. Nebst einer Geschichte der Firma. 8°. Xl-III und 242 S. ist ein sehr stattliches Verzeichnis, dem als besonderer Vorzug bibliographische Genauigkeit nachzurühmen ist. Die vielen aufklärenden Hinweise und die Ausnahme auch bereits ver griffener Werke sind zu loben. Der Inhalt des Katalogs ist von einer außerordentlichen Vielseitigkeit und gibt beredtes Zeugnis für die umfassende Verlagstätigkeit der Firma. Besonders stark vertreten sind Tirolensta, bestehend in Schriften über Anthropo logie und Ethnographie, Botanik, Forstwesen, Gewerbekunde, Geschichte und Sage. Von den größeren Werken seien nur der Markgrafen von Baden und Hochberg, Böhmers liegest» imperii, sowie Fickers Untersuchungen zur Rechtsgeschichte. Neben zahlreichen Werken über katholische Theologie, Philo logie und Sprachlehre, Naturwissenschaften, neben Lehr- und Schulbüchen der verschiedensten Fächer finden wir zahlreiche Romane und Unterhaltungsschristen, Bücher des Soziologen Ludwig Gmnplowicz, sowie eine Sammlung österreichischer Gesetze in deutscher und italienischer Ausgabe. Von periodischen Unternehmungen seien erwähnt; die Zeitschrift des Ferdinandeums, das Gesetz- und Verordnungsblatt für die gefürstete Grafschaft Tirol, die Mitteilungen des tirolischen Gewerbeoereins und die Berichte des naturwissenschaftlich medizinischen Vereins in Innsbruck. Kurz der umfangreiche Katalog bietet ein getreues Bild vielseitiger und verständ nisvoller Verlegertätigkeit und buchhändlerischen Unter nehmungsgeistes. Dem altehrwürdigen Hause, dessen Inhaber zu allen Zeiten, namentlich aber im verflossenen Jahrhundert, so voll gültige Beweise tüchtiger Leistungsfähigkeit erbracht haben, sei der Glückwunsch ausgesprochen, daß ihm und dem gegen wärtigen Stamm noch eine lange, schöne Zukunft beschicken sei und ihnen die hochachtbare Stellung im deutschen Buch handel auch künftig erhalten bleiben möge! Kleine Mitteilungen. Handelsregister-Eintragung. — Das Königliche Amtsgericht, Abi. II v, zu Leipzig macht mit Datum vom 11. Juni 1904 bekannt, daß auf Blatt 12191 des Handelsregisters die Firma Hermann Seemann Nachfolger, Gesellschaft mit beschränkter Haftung in Leipzig (Reudnitz, Göschenstraße Nr. 1), Zweigniederlassung der in Berlin bestehenden Hauptnieder lassung, eingetragen worden ist. Der Gesellschaftsvertrag ist am 26. Oktober 1903 abgeschlossen worden. Gegenstand des Unter nehmens ist der Betrieb einer Verlagsbuchhandlung- Das Stamm kapital beträgt 500000 Zu Geschäftsführern sind bestellt der Verlagsbuchhändler vr. Victor Schweizer in Leipzig, der Kammer direktor a. D. Hans Schoen in Charlottenburg und der Direktor Benno Sommer in Schöneberg bei Berlin. Jedem der drei Ge- Geschästssllhrer steht die Vertretung der Gesellschaft selbständig zu. Aus dem Gesellschaftsvertrage wird noch folgendes bekannt ge macht: Die Gesellschafter Vcrlagsbuchhändler Friedrich Richard Pfau und vr. Victor Schweizer bringen die gesamten Aktiva und Passiva der Firma Hermann Seemann Nachfolger in Leipzig nach dem Stande der Inventur und Bilanz, gezogen aus den 31. August 1903, mit Ausschluß der Schuld von 45 000 .// an das Bankhaus Vetter L Co. in Leipzig und der Schuld von 55 000 an das Bankhaus George Meyer in Leipzig, in die Gesellschaft ein. Diese läge von 332 000 des Gesellschafters Pfau und in Höhe von 82 000 ^ auf die Stammeinlage von 84 000 ^ des Gesellschafters vr. Schweizer angerechnet- Stellt sich der Wert der Sachillation der Gesellschafter Pfau und Or. Schweizer nach der für 31. August 1903 auszunehmenden Inventur und Bilanz höher als die an gegebenen Einbringungswerte, so ist die Gesellschaft verpflichtet, die Differenz in bar an die Gesellschafter Pfau und vr. Schweizer bis 1. Januar 1908 zinslos herauszuzahlen. 686