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1147 trifft, lediglich nur dem Individuum, dem sie fehlt): wenn nur die Gesinnung der Concurrirenden und derer, de nen die praktische Kenntniß in Etwas mangelt, eine tüch tige, ehrenwerthe, reelleist. Hier haben wir den wunden Fleck! Wir wissen zwar, daß man uns einwcnden wird, die Concurrenz an sich sei zwar nicht vom Ue- bel, aber ihre nothwendige Folge sei, daß man den, durch sie geschmälerten Gewinn, durch allerlei, nicht zu billigende Mit tel auszugleichcn strebe. Nimmermehr, erwidern wir, bei tüchtiger, ehrenfester Gesinnung: die wird uns gerne Vor- thcile entbehren machen, die nur auf unserer Gesinnung ent gegengesetzten Wegen zu erwerben sind. Nein, nein: wir täuschen uns nicht, der ungeheure Materialismus der Welt jetzt, der natürlich auch die Buchhändler nicht verschont hat, kann nur, wie ja alle Leidenschaften und das ganze Reich des Bösen, durch die Gesinnung, die Moral, die Ehrenhaf tigkeit paralysirt werden ! Alle äußeren Einrichtungen in un serem Geschäfte sind, in Bezug auf den Punkt, den wir jetzt hier im Auge haben, Nebensache, und führen Aenderun- gcn an ihnen zu keincnZwecke. Von dieser Ansicht ausge hend, betrachten wir auch die Kreis-Vereine, denen Herr Frommann das Wort redet und auf welche auch der Aufsatz in der Preßzeilung zurückkommt: wir vermögen nicht, beidem jetzigenZustande derGcsinnung im Buchhandel (man erlaube uns diesen Ausdruck) von ihnen einen Erfolg uns zu versprechen, so sehr auch die Idee, in solchen kleineren Vereinen eher, weil des Terrain und die Ucbersicht eine beschränktere ist, wirken zu können, an sich auch ganz die unsrige ist, da unser Streben für jetzt und zunächst nur darauf geht, aus eine tüchtige Gesin nung der, am Buchhandel Bctheiligtcn hinzuwirken. Daß von einem Zwangezu solcher nie die Rede sein kann, ver steht sich von selbst! — Wie wir darüber denken, so sollte durch das Bcispiel zu wirken, am meisten gestrebt werden, weil wir wissen, daß nichts mehr zum Guten anspornt, als ein tüchtiges Vorbild! Und das ist das Gute in unserem Be rufe, daß die Gesinnung des Einzelnen in ihm nicht lange verborgen bleibt; ohne cs je öffentlich auszusprcchen, ist cs doch unter uns kein Gcheimniß, wer zu den Männern der tüchtigen Gesinnung gehört, wer nicht: — und wir glauben nicht befürchten zu müssen, hier mißverstanden zu werden. Wenn nun Männer von anerkannt ehrenwcrther Ge sinnung, — wir haben nicht nöthig, sie hier zu nennen, — sich im Stillen vereinen, zur Bildung einer Gesellschaft im Buchhandel, zu welcher nach und nach Alle die gezogen wür den , deren Gesinnung im Laufe der Zeit sich erprobt hat; wenn, um dieser Gesellschaft anzugehöcen, mehr nothwendig ist, als nur die Börscn-Ocdnung zu unterschreiben und die Versicherung zu geben, nicht mit Nachdruck handeln zu wol len : wenn ein Mitglied dieser Gesellschaft zu sein, die höchste Ehre sein wird, und demnach auch das Streben aller Tüchti gen: — eine solche Gesellschaft wird dann als Muster, als Vorbild biederer, tüchtiger, ehrenfester Gesinnung im Buch handel dastehen; wir meinen, wie solches Beispiel an sich an feuern muß, wird es mit der Zeit die schönsten Früchte für das Allgemeine tragen. Hat eine Gesellschaft der Art zehn Jahre bestanden— dann wird sie, scheint uns, die höchste moralische Gewalt auszuüben im Stande sein: 53 1148 und mit ihr auch eine pHysische, die allein mögliche, weil sie injener moralischen ihre Stütze haben wird. Wir verfehlen uns nicht, daß eine Aufgabe der Act mit manchen Schwierigkeiten verknüpft ist: aber wir glauben fest an ihre Erreichbarkeit, nach unserer Meinung, die einzige Art, wie den Uebeln im Buchhandel abgeholfen werden ka nn. Mögen unsere Andeutungen hier, (denn nur diese bezweckten wir mit diesem Aufsatze zu geben,) Anklang fin den, hauptsächlich bei denen, auf die wir am meisten bauen. L. 8. Nachschrift des Redakteurs. Ich habe geglaubt, diesem Aufsatze einen Platz im Bör senblatte nicht versagen zu dürfen, obwohl ich dafür halte, daß die Idee, einen Verein wie den hier projektirlen zu gründen, in den Bereich der Phantasien gehört. Wenn Männer sich verbinden, so muß cs zu einem bestimmt ausgesprochenen Zwecke geschehen, es muß eine Tendenz verfolgt werden, es müssen gegen die zu übernehmenden Lasten Vortheilc in Aus sicht gestellt sein- Zn dieser Beziehung haben wir im Buch handel am Börsenvereine genug, wenn nicht schon zu viel; noch eine Art Tugendbund zu stiften, dürfte so überflüssig, als unausführbar erscheinen. — Die Ucbel, an welchen der deutsche Buchhandel leidet, sind übrigens von der Natur, daß von keinerlei Vereine eine Beseitigung derselben zu erhoffen ist. Diese Ucbel sind auch kcineswegcs so versteckt, als Viele wähnen. Sie liegen offen vor unfern Augen. Es wird zu viel producirt, oder mit andern Worten, cs wird zu viel ver legt. Das ist das eine Grundübcl; das andere ist in der Ue- bcrfüllung Deutschlands mit Buchhandlungen zu suchen. Ist man in dieser Beziehung mit mir einverstanden, so kann man darüber nicht mehr in Zweifel sein, welche Mittel einzig und allein diese Ucbel zu beseitigen geeignet sind: — Man gebe und nehme nichts mehr in Commission, sondern verkaufe und kaufe Alles für feste Rechnung. Diese Maßregel wird zur unausbleiblichen Folge haben, daß die Hälfte der Sorti mentshandlungen vom Schauplatz abzutretcn gezwungen sein wird, die Meßkataloge aber werden um zwei Drittthcil, ja vielleicht um drei Viertheil hinsichtlich der Bogenzahl schwä cher werden. Um die Literatur wird es alsdann besser stehn, der deutsche Buchhandel aber, gereinigt von Allem, was faul an ihm war, wird genesen sein- Dies ist, meine Herren, eine Ansicht, über die man nicht in Harnisch gerathcn, sondern ruhig Nachdenken muß. G. W. Erwiederung. Auf die Mittheilung eines Briefes im Börscnblattc Nr. 42. sehe ich mich zu der Erklärung veranlaßt, daß dieser Brief an den Vorsteher eines Lesezirkels gerichtet war, in welchem alljährlich für einige lOO Thaler Bücher-Anschaf fungen gemacht werden, und daß ich von vielen mir befreunde ten Mitgliedern zur Uebcrnahme aufgefordert wurde. Ich gebe nie mehr als 10 st Rabatt, bei Nettoactikeln gar keinen, glaube aber daß ein jeder andere Buchhändler in einem solchen Falle eine Ausnahme machen würde. Ich könnte aus meinem eignen Wirkungskreise ge-